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Russland: Verhängung der Ausgangssperre

Die Regierung hat nun endlich ihre demokratische Maske fallengelassen. Durch Anordnung der Verwaltung in Moskau und dutzenden anderer Regionen wurde den Bewohner*innen aus Anlass der Coronavirus-Epidemie verboten die Wohnungen zu verlassen, in denen sie leben. Dadurch wurde sozusagen ein totalitäres Regime errichtet, denn allein in der Hauptstadt, der größten europäischen Metropole, sind etwa 15 Millionen Einwohner*innen praktisch Gefangene.

Die Unglücklichen oder Draufgänger*innen, welche das tagelange Eingesperrtsein in den vier Wänden ihrer kleinen Zellen nicht ertragen können, werden mit hohen Bußgeldern oder Gefängnis bestraft. In einigen Städten wurden bereits besondere Passierscheine ausgestellt, um das Haus zu verlassen. In Moskau wird eine ähnliche „Neuerung“ noch diskutiert. Es werden Methoden der totalen Überwachung eingeführt, die uns an die dunkelsten Seiten von Orwell [„1984“] oder an dystopischen Cyberpunk erinnern. Continue reading Russland: Verhängung der Ausgangssperre

Pfleger*innen: Kanonenfutter für den Coronavirus?

Die britische Basisgewerkschaft Solidarity Federation Manchester (SF-IAA) hat folgenden Beitrag veröffentlicht:

Es ist allen klar, die jemals im System der sozialen Pflege gearbeitet haben oder damit in Kontakt gekommen ist, wie sehr die Arbeitgeber*innen versuchen ihre Belegschaften auszubeuten und wie schlecht sie diese behandeln.

Die Pflege-Arbeiter*innen [in Manchester] haben seit langem das Gefühl, dass sie sowohl von den örtlichen Behörden, wie auch von der Regierung als minderwertig angsehen werden. Bis vor kurzem wurden sie von Lokal- oder Landespolitiker*innen noch als „niedrigqualifiziert“ bezeichnet. In der überregionalen Presse hatte das für Schlagzeilen gesorgt und sich in das öffentliche Bewußtsein eingeschrieben. Während der aktuellen Coronavirus-Krise wurde dies offensichtlich, da nun die Arbeitgeber*innen ihre völlige Missachtung der Sicherheit ihres Personals zeigen und ebenso derjenigen, die ihre Dienste in Anspruch nehmen.

Kopf mit Mundschutz

Pfeger*innen zeigen jedoch, dass sie eine unerschütterliche Verpflichtung und Leidenschaft für diese Menschen haben, wenn sie weiterhin trotz aller Risiken jeden Tag zur Arbeit fahren. Einige Kolleg*innen gehen sogar so weit, dass am Arbeitsplatz einziehen und ihre Familien zuhause zurücklassen, um ihre Liebsten vor dem Virus zu schützen. Continue reading Pfleger*innen: Kanonenfutter für den Coronavirus?

Britannien: Organisierung von Pflege-Arbeiter*innen

Die Solidarity Federation in Manchester hat ein Flugblatt zur Organisierung von Pflege-Arbeiter*innen während der CoV-19-Pandemie veröffentlicht:

Als Pflege-Arbeiter*innen sehen wir uns derzeit großen Herausforderungen gegenüber. Wir waren bereits überarbeitet, risikobelastet und unterbezahlt bevor Covid-19 daherkam. Viele von uns erfahren nun einen massiven Umbruch in ihrem Arbeits- und Privatleben. Die Ausgangsbeschränkung hält uns davon ab, unsere Freund*innen und Kolleg*innen zu treffen. Und die Ansprüche, welche nun an das Nationale Gesundheitssystem (NHS), sowie an Pflegeheime und andere Arbeitsplätze gestellt werden, wurden rasant verstärkt und verändert. Daher fragen wir uns jetzt mehr denn je, was wir tun können.

Womit müssen wir uns auseinandersetzen?

Einige der Themen, die uns gerade beschäftigen, sind neu. Aber andere Probleme sind alt und wurden durch die aktuelle Krise noch verschärft.

N95-Atemschutzmaske

Persönliche Schutz-Ausrüstung (PSA)

Wenn dir bisher nicht klar war, wie wichtig eine Persönliche Schutzausrüstung ist, dann weißt du es wahrscheinlich inzwischen, denn diese wird jetzt dringend benötigt. Da dieses Coronavirus die Atemwege ansteckt, besteht das Risiko einer Übertragung, wenn du engen Kontakt mit jemandem hast (daher auch die Maßnahmen zum sozialen Abstand).

Dieses Ansteckungsrisiko ist steigt noch erheblich, wenn man mit Patient*innen arbeitet, die bereits Symptome zeigen. Und umso mehr, wenn deine Arbeit auch darin besteht, Handlungen vorzunehmen bei denen Aerosole entstehen, wie beim Freilegen der Atemwege oder beim Beatmen. Die dabei benötigte PSA wird nach Vorgabe der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und von „Public Health England“ (PHE) online genau beschrieben, je nach dem wo man arbeitet oder welche Tätigkeit ausgeführt wird. Die höchste und damit sicherste Schutzstufe einer PSA besteht aus Folgendem:

Handschuhe, Kittel (mit Arm- oder Beinabdeckung), FFP3-Maske und Gesichtsschutz

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Frankreich: Das Bildungssystem in der Gesundheitskrise

Im Bildungssystem und überall – Die Gesundheitskrise beweist das strukturelle Versagen von Staat und Kapitalismus

Seit dem Beginn der Ausgangssperre müssen wir Arbeiter*innen im landesweiten Bildungsystem unseren Auftrag unter neuen beruflichen Bedingungen erfüllen, auf die wir nicht vorbereitet waren. Wir haben uns organisiert, trotz der widersprüchlichen Anordnungen unserer Vorgesetzten und trotz ihrer völligen Unfähigkeit, für unsere Sicherheit vorzubeugen und diese zu garantieren.

Wir arbeiten weiterhin daran, unseren Bildungsauftrag umzusetzen und neu zu bestimmen. Trotz aller pädagogischer Vorschriften, die manchmal – wie in der Akademie von Créteil – erst drei Wochen nach Beginn der Quarantäne am letzten Tag vor den Ferien erlassen werden. Einige unserer Kolleg*innen sind bei der Ausübung ihrer unverzichtbaren Aufgaben erkrankt, weil sie nicht den notwendigen Schutz bekommen hatten, um ihre körperliche Unversehrtheit zu erhalten. Continue reading Frankreich: Das Bildungssystem in der Gesundheitskrise

Polen: Keine Zeit für Angst! Es ist Zeit zu handeln!

Die Polnische Syndikalistische Gewerkschaft (ZSP-IAA) hat auf den Ausbruch der Coronavirus-Pandemie mit Aufrufen zu verschiedenen Arbeitskämpfen reagiert. Sie plant eine Mobilisierung, sobald es wieder möglich ist, sich öffentlich in Versammlungen zu treffen.

Zunächst legen sie Wert darauf, dass die Arbeiter*innen, die zuhause bleiben wollen (und es müssen), dies auch tun sollten. In Polen ist dies sogar vom Arbeitsgesetz geschützt, jedoch sind manche Arbeiter*innen nicht davon betroffen, da die Arbeitgeber*innen das Zivilrecht für ihre Verträge ausnutzen. Mit solchen Verträgen sind in Polen Millionen Arbeiter*innen von einem Schutz durch das Arbeitsrecht ausgeschlossen [z.B durch Scheinselbständigkeit, Werksverträge oder Auftragsarbeiten].

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Frankreich: Airbus-Arbeiter*innen sollen wieder ans Werk

Arbeiter*innen der französischen CNT-IAA, die in der Luftfahrtproduktion tätig sind, haben folgendes Flugblatt verfasst:

Arbeiter*innen in der Luftfahrt:
Weiterproduzieren? Ja, aber für wen und warum?

Die Pandemie wütet auf der ganzen Welt weiter. Alle sind betroffen – Alte, Junge, Kassierer*innen, Ärzt*innen. Sogar die jetzigen Abgeordneten und ehemalige Minister*innen… Der Präsident der Französischen Republik hat deutlich gemacht: Wir sind im Krieg und um diesen Krieg zu gewinnen müssen wir zuhause bleiben. Der Staat werde alle voll entlohnen, die Schutz suchen.

Ja, aber erneut zeigt sich, dass die Versprechen von Politiker*innen nur heiße Luft sind. Uns wird gesagt, dass Regieren bedeutet Voraussicht walten zu lassen: Doch sie waren nicht in der Lage genug Vorräte anzulegen für Masken, Tests und Medikamente, die uns jetzt helfen könnten die Ausbreitung dieser Krankheit zu bewältigen. Als Präsident Macron allen Arbeiter*innen versprochen hat, daß sie bei Arbeitsausfall ohne Rücksicht auf die Kosten entlohnt würden, hat er die Folgen davon nicht vorhergesehen.

Das Ergebnis ist nun, dass sie nachgerechnet haben und jetzt nicht länger für die Kosten ihrer Improvisation aufkommen wollen. Und dass sie nun uns bitten, für die Risiken ihrer Dummheit zu mit unserer Gesundheit und vielleicht sogar mit unserem Leben zu bezahlen, wenn wir wieder zurück an die Arbeit gehen.

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Indien: Die Folgen der Ausgangssperre

Das Coronavirus und die Folgen der Ausgangssperre, welche ohne genaue und angemessene Planung verhängt wurde, haben fatale Auswirkungen auf die Arbeiter*klasse. Allein in der Hauptstadt Delhi müssen wegen dem Ausgehverbot  hunderttausend Arbeiter*innen ohne Bezahlung zuhause bleiben.

Hinzu kommt, dass wegen der Schließung der öffentlichen Verkehrsmittel, wie Eisenbahn und Fernbusse, nun viele Arbeiter*innen in ihre Dörfer zurückkehren und dabei hunderte Kilometer zu Fuß gehen müssen! Genauso dramatisch ist die Lage in dem Bundesstaat Madhya Pradesh.

Gesundheitsarbeiter*innen stehen bei dieser Krise in der ersten Reihe. Wegen der Vernachlässigung durch das Regierungssystem haben sie nichtmal angemessene Schutzausrüstung. Darüber hinaus befinden sich auch die Arbeiter*innen in verschiedenen anderen Dienstleistungsbereichen dauerhaften Gefahren ausgesetzt.

Die Libertäre Solidaritätsfront (Muktivadi Ekta Morcha, MEM) fordert gemeinsam mit den Arbeiter*innen von der Zentralregierung und der Regionalverwaltung von Madhya Pradesh besondere Schutzmaßnahmen und Versorgung für die prekären und mutigen Arbeiter*innen.

MEM

Die Forderungen sind:

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Covid-19: Solidarität mit Arbeiter*innen in Bangladesch

Die Covid-19-Pandemie ist weiltweit verbreitet und wird alle Ländern unterschiedslos betreffen. Die westlichen Staaten, wie Frankreich, Spanien oder Italien sind bereits stark betroffen, was an der unzureichenden medizinischen Infrastruktur liegt, sowie an der fehlenden Zahl von Schutzausrüstung liegt, wie beispielsweise Masken.

In den sogenannten armen Ländern ist die Lage noch weitaus schlimmer. Manchmal fehlt es an dem Nötigsten, angefangen bei Seife, denn es ist ja bekannt, dass die wichtigste Schutzmaßnahme das regelmäßige Händewaschen ist.

Seifenspende an BASF-IAA

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Spanien: Erklärung der CNT-IAA zum Notstand

Diese sogenannte Covid-19-Krise ist eine weitere Systemkrise und eine der „virulentesten“ [hoch ansteckenden], denn sie lässt die Arbeiter*innen die sprichwörtliche Wahl zwischen Pest und Cholera.

Die Regierenden wiederholen gebetsmühlenartig, daß „der Virus nicht zwischen sozialen Klassen oder politischen Ideologien unterscheidet und wir alle gleich“ seien. Doch das stimmt nicht.

Telearbeit in einem bequemen und geräumigen Zuhause ist nicht das Gleiche, wie viele Stunden an der Supermarktkasse zu arbeiten. Einen Balkon, eine Terrasse oder einen Garten zu haben, ist nicht das Gleiche, wie in einem vollen Mietshaus zu wohnen. Es ist nicht das Gleiche, einen festen Job und Einkommen zu haben, wie diejenigen Arbeiter*innen, die nun wegen Unternehmensschließung auf die Straße gesetzt werden, oder die Freiberufler*innen, welche ihrer Arbeit jetzt nicht mehr nachgehen können.

Die Regierung hat eine Ausschüttung von Geldern angekündigt, um die wirtschaftlichen Folgen der Krise abzumildern, aber wir haben ernste Bedenken, wer von diesen Maßnahmenpaketen profitieren wird. Denn unsere Erfahrung lehrt uns, dass es immer wir Arbeiter*innen sind, welche die Krisen bezahlen müssen.

Die CNT-IAA hat eine Reihe von Forderungen aufgestellt:

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Coronavirus und der Zusammenbruch des Neoliberalismus

Trotz aller Unterschiede, wie die verschiedenen nationalen Regierungen auf den Ausbruch von Covid-19 (Coronavirus) reagiert haben, so ist ihnen doch gemeinsam, dass ihr Verteidigung der ultra-neoliberalen Politik anfängt brüchig zu werden. Das bedeutet in Bezug auf das Vereinigte Königreich (UK), dass eine Verschiebung stattfindet vom bisherigen obersten Ziel einer Unterstützung der Wirtschaft hin zu einer Ankündigung, sich um den Gesundheitsschutz der Bevölkerung zu kümmern. Die Vorstellung, dass der Staat nicht in die Finanzwirtschaft eingreifen darf, wurde damit praktisch über Bord geworfen.

Sogar die am stärksten ideologischen und inbrünstigsten Verteidiger*innen eines minimalen „Nachtwächterstaates“ mussten angesichts der sich anbahnenden Katastrophe nachgeben, die sogar das Ende des Marktkapitalismus bedeuten könnte. Da wir als Anarchosyndikalist*innen einen Minimalstaat nicht befürworten – denn der Staat sollte abgeschafft werden – haben wir stets eine solche Politik kritisiert. Immer haben wir betont, dass das Nationale Gesundheitssystem (NHS) besser mit öffentlichen Geldern ausgestattet werden sollte, ebenso die Eisenbahnen und das Bildungsystem. Denn dies sind Bereiche unserer Gesellschaft, die das Leben verbessern und nicht nur den Reichen dienen. Continue reading Coronavirus und der Zusammenbruch des Neoliberalismus