Die österreichische Sektion der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA), das Wiener Arbeiter*innen-Syndikat (WAS), berichtet:
„Ursprünglich wollten wir an dieser Stelle eine Solidaritätserklärung mit den Streikenden in der Metallindustrie veröffentlichen. Dann kam die Einigung in den KV-Verhandlungen und wir haben beschlossen, sowohl über die Streiks als auch über das Ergebnis zu schreiben.
Im Zuge der Kollektivvertragsverhandlungen in der Metallindustrie wurde anfänglich von der Kapitalseite mit 2,5% ein Scheinangebot gemacht, das eine massive Reallohnsenkung und somit eine Provokation und eine Kampfansage der Arbeitgeber darstellt. Der Hintergrund dieses plötzlichen Klassenkampfs von oben ist die momentan schlechte Auftragslage in vielen, aber nicht allen Betrieben dieser Branche. Die Kollektivvertragsabschlüsse der letzten zehn Jahre wurden vom Kapital vor allem auf Grund voller Auftragsbücher akzeptiert, da Unterbrechungen der Lieferketten durch Streiks befürchtet wurden. Insbesondere die wichtige deutsche Industriekundschaft, deren Zulieferer österreichische Betriebe oft sind, machte Druck, keine langwierigen Verzögerungen zu riskieren. Doch jetzt ist die wirtschaftliche Lage schlecht und die Auftragsbücher leer, weshalb die KapitalistInnen schauen wollen, wie weit sie gehen können und ihnen Streiks gleichzeitig nicht so schaden.
Nachdem die KV-Verhandlungen wegen den oben genannten Umständen erwartbar gescheitert sind, gab es also zwei Wochen lang Streiks (aber nur in den Betrieben mit Betriebsrat, und natürlich unter der Kontrolle des ÖGB-Gewerkschaftsapparates), wobei die ursprüngliche Forderung von ÖGB-Seite 11,6 % mehr Gehalt war.
Die Genoss*innen der KRAS (die Sektion der IAA in Russland), haben folgenden Bericht veröffentlicht:
Während die herrschenden Klassen in Russland versuchen, unter dem Vorwand des „Militärbetriebs“ eine „nationale Einheit“ zu erreichen, ist die Stimmung der Arbeiter*innen weit entfernt von einer imaginären „einstimmigen Unterstützung“ der Vorgesetzten. Im Oktober und November 2023 brachen weitere einzelne Streiks und lokale Proteste im ganzen Land aus. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung führt zu einer allgemeinen Verschlechterung der sozio-ökonomischen Situation.
Laut einer Umfrage, die von der Online-Jobbörse hh.ru durchgeführt wurde, fehlt es etwa 45 % der Russ*innen an auzsreichenden Löhnen, um ihre Grundbedürfnisse zu erfüllen (nur 25 % der Befragten hatten schon 2021 den gleichen finanziellen Mangel). Weitere 36 % der Befragten gaben an, dass sie Schwierigkeiten hatten, mit ihrem Einkommen die Grundbedürfnisse zu erfüllen (vor zwei Jahren gaben 39 % der Befragten diese Schätzung ihrer finanziellen Lage an). Derzeit erhalten nur 20 % der Russ*innen ein Gehalt, das für alles Notwendige ausreicht, verglichen mit 36 % im Jahr 2021 (https://news.ru/society/polovina-rossiyan-stolknulas-s-nehvatkoj-deneg-na-osnovnye-nuzhdy/). In dieser Situation ist es nicht überraschend, dass die Menschen aus verschiedenen Gründen weiterhin protestieren: von der ausbleibenden Zahlung von Löhnen bis hin zur Zerstörung der Umwelt und ihrer Lebensbedingungen.
Am 02. Dezember fand trotz Schnee und Eiseskälte, eine lautstarkte Kundgebung in der niederschlesischen Gemeinde Siechnice statt, um den Rest eines ausstehenden Gehalts einzufordern. Da das Unternehmen LOVO einem ehemaligen Mitarbeiter mehr als 7.000 Zloty (ca. 1.600 Euro) schuldet, hat er sich an die Basisgewerkschaft ZSP-IAA gewendet.
Denn die staatliche Arbeitsaufsicht hatte dem Geschädigten nur mitgeteilt, dass sie nichts für ihn tun könne, weil der Geschäftsführer des Dienstleistungsunternehmens für Telekommunikation nicht ans Telefon gehe.
Die ZSP Wroclaw hatte daher zunächst eine Zahlungsaufforderung geschickt und dann in einem nächsten Schritt eine erste Kundgebung in der Nähe der Regionalniederlassung von LOVO im Dorf Zacharzyce organisiert.
Da jede Lohnarbeit bezahlt werden muss, wird die Gewerkschaft weiter gegen diese ausbeuterische Ungerechtigkeit kämpfen bis das Gehalt auf dem Konto des Betroffenen angekommen ist.
Seit Mitte November gibt es neuerdings das kostenlose, englischsprachige „Anarchist Union Journal“, in dem online und als Druckerzeugnis über anarcho-syndikalistische Aktivitäten und Ideen berichtet wird. Das Koordinationskomitee hat sich mit der Herausgabe vor die Aufgabe gestellt, eine anarchistische Gewerkschaftsbewegung in Nordamerika zu fördern.
Indem sie Nachrichten aus der Arbeiter*klasse in den USA und Kanada verbreiten, möchten sie zum Aufbau freier Gewerkschaften beitragen. Und zwar mit dem Ziel, dass diese sich an den föderalen Prinzipien der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) ausrichten.
Diese Grundsätze bedeuten, dass sich gewerkschaftliche Zusammenschlüsse von Arbeiter*innen auf Basis von Kommunen und Arbeitsplätzen bilden. Um sich mittels direkter Aktionen gegen Kapitalismus und Staat zu organisieren. Gleichzeitig schaffen die Föderationen auch Autonomie und Selbstermächtigung für die Arbeiter*klasse und für die Unterdrückten dieser Welt. Die IAA-Organisationen kämpfen zudem gegen jede Form von politischen Parteien, gegen das stellvertreterische Wahlsystem und gegen die Einbindung in die staatlichen Strukturen der Wirtschaftsbeziehungen.
Die Internationale Arbeiter*innen-Assoziation verfolgt außerdem eindeutig das Ziel, sich von der bestehenden Unterdrückung durch Staat und Kapital loszusagen, um stattdessen die Menschen durch Bildung im Sinne des kommunistischen Anarchismus die kollektive Gleichberechtigung zu ermöglichen.
In den Beiträgen zum Anarchist Union Journal sollen daher nicht nur Nachrichten über Arbeitskämpfe erscheinen, sondern auch individuelle oder gemeinschaftlilche Erfahrungen und Reflexionen geteilt werden. Auch theoretische Texte sind dabei willkommen, denn eine lebendige Debatte ist ein wesentlicher Teil einer sozialen Bewegung.
Die bisher online erschienen Artikel der ersten Ausgabe beschäftigen sich mit der Staatsgewalt in Gaza, sowie den Besonderheiten des Anarcho-Syndikalismus. Darüber hinaus enthält das Journal unter anderem Texte zu indigener Solidarität und Klimakrise in Kanada, der Organisierung anarchistischer Mieter*innen-Gewerkschaften und ein Interview mit dem mexikanischen Anarchisten Práxedis Guerrero. Außerdem gibt es eine „Kids‘ Corner“ mit einer Graphik zum Ausmalen und einem Wörterrätsel.
Zu erhalten ist die Druckausgabe bereits bei solidarischen Buchläden in Atlanta, Baltimore, Montréal, Toronto und Vancouver. Wer außer der Online-Version als PDF auch eine Papierausgabe bekommen möchte, schreibt bitte an die Kontaktadresse anarchistunionjournal@riseup.net oder benutzt das Kontaktformular unter https://anarchistunionjournal.org/contact/
Die französische CNT-IAA hat am 08.10.2023 folgenden Aufruf geschrieben, der in mehrere Sprachen (Chinesisch, Englisch, Esperanto, Russisch) übersetzt wurde:
Erneut hat die Flamme des Krieges die Region Israel/Palästina in Brand gesetzt. Diesmal hat die [islamistische] Hamas die Initiative ergriffen, um Gräueltaten zu begehen. Sie haben dabei nicht alleine gehandelt, denn auch Sturmtrupps der PFLP [Volksfront für die Befreiung Palästinas] haben sich an diesem bewaffneten Angriff beteiligt. Die Bilder sind unerträglich: ermordete Zivilist*innen in den Straßen und in ihren Häusern, sowie die Verschleppung von Geiseln.
Auch wenn die israelische Regierung eine Politik verfolgt, welche sogar von Tamir Prado, dem ehemaligen Direktor des israelischen Geheimdienstes, als Apartheid bezeichnet wurde. So kann das nicht die kaltblütige Ermordung von Zivilist*innen rechtfertigen. Dies ist ebenso verwerflich, wie die Ermordung palästinensischer Zivilist*innen durch die israelische Armee!
Zweifellos wird die Antwort der israelischen Regierung ebenso schrecklich, wie blindwütig sein. Bisher wurden in Gaza bereits Gebäude bombardiert und im gesamten Gebiet die Elektrizität unterbrochen.
Wir können nur unsere größten Sorgen um die zivile Bevölkerung der Region – die palästinensische, ebenso wie die israelische – ausdrücken, welche beide in diesem Konflikt von ihrer jeweiligen Regierungen als Geiseln gehalten werden.
Zumal in den vergangenen Monaten diese Zivilbevölkerungen *gegen* ihre Regierungen und deren tödliche Politik demonstriert hatten: In den letzten Wochen und vor allem nach dem 30. Juli hatten tausende Palästinenser*innen in Gaza gegen das Hamas-Regime protestiert unter dem Motto: „Wir wollen leben!“.
Gleichzeitig waren in Israel wiederholt Zehntausende auf die Straße gegangen, um gegen die Politik der rechten Regierung zu protestieren. Diese konnte die Proteste nicht mehr unter Kontrolle halten und stand kurz vor dem Scheitern.
Die Angriffe der Hamas fanden daher in einem Moment statt als auf beiden Seiten der „Mauer der Schande“[1] tausende Menschen angefangen hatten sich gegen ihre Herrschenden zu organisieren. Die durch die Angriffe begonnene Gewalt wird die Bevölkerungen um ihre korrupten Herrschenden herum vereinigen und die nationalistischen Gefühle stärken, welche sich aus dem Wunsch nach gegenseitiger Rache speisen.
In Gaza ruft die Hamas die gesamte Bevölkerung auf, unter ihrem Banner eine heilige Einheit zu bilden. [Israels Ministerpräsident] Netanjahu hat bereits eine „Regierung der nationalen Einheit“ ausgerufen. Und tausende Reservist*innen, die wochenlang gegen diktatorische Politik Netanjahus gestreikt hatten, haben angekündigt ihre Bewegung aufzulösen!
Dieser Angriff hat auch eine internationale Dimension. Er fand statt nachdem der Anführer der Hamas sich im Juni mit dem iranischen Staatschef Ayatollah Ali Khamenei getroffen hatte. Und während das mit dem Iran verfeindete Saudi-Arabien offizielle Gespräche begonnen hatte, um diplomatische Verbindungen zu Israel aufzunehmen.
Die Hisbollah, der terroristische Handlanger des Iran im Libanon, hat bereits erklärt, dass „der Angriff der Hamas gegen Israel […] eine Nachricht an jeden [ist], der versucht die Verbindungen zu [Israel] zu normalisieren, und um zu zeigen, dass der palästinensische Kampf nicht tot ist.“
Nach der der israelischen Bevölkerung sind es nun die Bewohner*innen von Gaza, die den Preis für dieses blutige Spiel zahlen müssen, das die Staaten spielen, um ihre eigene Macht zu festigen.
Nochmals: Jene, die Kriege führen, sind nicht jene, die darin sterben müssen. Nochmals: Es ist die Zivilbevölkerung von Sderot bis Gaza, die darunter zu leiden hat.
Alle Ideologien, die von den Herrschenden genutzt werden, vor allem Nationalismus und Religion, stützen die mörderische Logik, welche Menschen dazu bringt, sich gegenseitig für den größtmöglichen Profit der Herrschenden dieser Welt umzubringen.
Weder Hamas, noch Kolonisation! Solange es Staaten gibt, wird es Kriege geben! Schluss mit allen Armeen, Schluss mit allen Staaten!
Die ZSP-IAA Warschau hat Ende Oktober einen Brief mit Forderungen an das Universitätscafé der SWPS [Universität für Sozial- und Geisteswissenschaften] übergeben. Das Café hat oftmals die Lohnzahlung der Arbeiter*innen verzögert und es gibt auch andere ausbeuterische Praktiken. Schließlich gab es einen Arbeitskampf und ein*e Arbeiter*in wurde nicht bezahlt.
Der Gewerkschaft ZSP sind viele Fälle bekannt, in denen die Rechte der arbeitenden Studierenden missbraucht werden und sie rät den Leuten: Organisiert euch und schlagt zurück!
Seit Mai 2022 gibt es wieder eine Publikation aus der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA), das Nachrichten und Hintergrundinformationen in der künstlichen Weltsprache Esperanto veröffentlicht.
Darunter Berichterstattung, wie über den Kongress zur 100-Jahr-Feier der anarchosyndikalistischen Internationale (Internacia Laborista Asocio) im spanischen Alcoy. Oder antimilitaristische Solidaritätsaufrufe gegen Krieg und Repression in Russland, Ukraine und Belarus. Ebenso, wie aktuelle Texte gegen den Krieg in Israel und Gaza nach dem Massaker der Hamas vom 07.10.2023.
Hinzu kommen auch historische Rückblicke auf revolutionäre Ereignisse, wie die Pariser Kommune. Von einer weiteren interessanten Geschichte wird berichtet: Während des Spanischen Bürger*krieges gelang im Mai 1938 etwa 800 Gefangenen die Flucht aus dem Gefängnis von San Cristóbal, indem sie ihre Pläne auf Esperanto besprachen, da die Wärter davon nichts verstanden.
Als Bestandteil des revolutionären Internationalismus hatte die Gewerkschaft CNT-IAA die weltweit verbreitete Sprache damals intensiv gefördert. Und nach Beginn der Revolution im Juli 1936 gemeinsam mit der Anarchistischen Föderation Iberiens (FAI) in Barcelona eine eigene Publikationen herausgegeben (https://informabulteno.wordpress.com/1936/07/25/1/). Dort schrieb unter anderem der deutsche Anarchosyndikalist Augustin Souchy, der jahrelang im Sekretariat der IAA arbeitete (siehe auch „Die IAA 1922 bis 1937“, in „Schwarz-Rote Feder“, Nr. 3)
Auf diese Tradition bezieht sich auch das gleichnamige Online-Magazin „Informa Bulteno“, das heutzutage von der französischen Sektion der IAA herausgegeben wird (Kontakt: CNT-AIT, 7 rue St Rémésy 31000 Toulouse).
Auf dem Blog informabulteno.wordpress.com finden sich aber nicht nur zahlreiche Artikel aus dem historischen, wie dem aktuellen „Informa Bulteno“, sondern auch viele Artikel zu esperantistischen Texten aus aller Welt – von Südamerika bis Ostasien. Auch mehrere Ausgaben der von der brasilianischen Basisgewerkschaft COB-IAA in São Paulo 2010/2011 herausgegebenen Monatszeitschrift „Anarkio“ sind dort online archiviert.
Es gibt also viel zu entdecken. Zumal die von Ludwik Zamenhof 1887 konstruierte Plansprache in ihren Grundzügen recht einfach zu lernen ist. Auch, wenn sich mittlerweile Englisch als Weltsprache (nicht nur in den ehemaligen Kolonien) durchgesetzt hat.
Das Wiener Arbeiter*innen-Syndikat (WAS-IAA) hat sich solidarisch erklärt mit den Betriebsversammlungen, sowie dem Streik in den örtlichen Kindergärten, welche am 24.10. stattfanden:
Solidaritätsnote mit den streikenden KollegInnen der Wiener Kindergärten
Liebe streikende Kolleginnen und Kollegen der Wiener Kindergärten,
Wir sind die anarchistische Basisgewerkschaft Wiener ArbeiterInnen-Syndikat (WAS) – eine Organisation von ArbeiterInnen aus allen Branchen und sonstige Ausgebeutete.
Wir solidarisieren uns mit Euch in Eurem Arbeitskampf und Streik am Dienstag, den 24. Oktober 2023 um bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal!
Leider ist es noch immer strukturell so, dass Pflegearbeit und Pädagogik systematisch unterbezahlt ist, da sie in der Logik des kapitalistischen Systems keinen Mehrwert einbringen. Die Ressourcen sind immer knapp und gleichzeitig gibt es Druck auf die ArbeiterInnen, weiterzuarbeiten, da man ja sonst anderen schaden würde (in diesem Fall den Eltern). Doch der Arbeitskampf ist die einzige Möglichkeit, diese unhaltbaren Zustände zu verbessern, womit allen geholfen wird, auch Kindern und Eltern.
Daher erklären wir uns solidarisch und unterstützen Euren Arbeitskampf und Eure Arbeitsniederlegung.
Erneut hatte die Internationale Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) für Anfang Oktober zu einer Aktionswoche gegen das weit verbreitete Problem der nicht-ausgezahlten Löhne aufgerufen.
In mehreren Ländern wurden Aktionen und Veranstaltungen durchgeführt, sowie Informationen zum Thema Lohnraub veröffentlicht, um die Lohnabhängigen zu ermutigen ihren Kampf am eigenen Arbeitsplatz aufzunehmen und sich für ihre Rechte einzusetzen.
Zum Beispiel hat die polnische Basisgewerkschaft ZSP-IAA ein Faltblatt erstellt, auf dem das Vorenthalten von Entgeltzahlungen angeprangert wird und mögliche kollektive Handlungsmöglichkeiten aufgezählt werden.
Erst kürzlich hatte eine ehemalige Mitarbeiterin der Billigbuchhandlung „Jarosław Granos“ in der polnischen Hauptstadt Warschau von ihrem ex-Arbeitgeber Nachzahlungen in Höhe von etwa drei Monatslöhne durchsetzen können. Die Firma schuldete der ZSP-Gewerkschafterin nämlich unbezahlte Überstunden, hatte sie unterhalb des Mindestlohns bezahlt und ihr den Urlaubsausgleich vorenthalten.
Auch in Australien sind solche Formen des Lohnraubs bekannt und werden aktuell von der Anarcho-Syndicalist Federation in einem Arbeitskampf angegangen. Bereits am 15. August 2023 fand in Melbourne eine Protestaktion der ASF-IAA gegen nicht ausgezahlte Entgelte bei dem Café D.G. Espresso statt. Dabei geht es auch um vorenthaltene Trinkgelder, was in der Gastronomie allgemein eine beliebte Maßmahme der Chefs ist, um sich zusätzliche Einnahmen auf Kosten der Arbeiter*innen zu verschaffen.
Denn wer z.B. bei Krankheit keinen Lohn erhält, unbezahlte Überstunden leisten muss, keinen Urlaub nehmen darf, dauernd unfreiwillig in Teilzeit ist, nicht sozialversichert wird, für gleiche Arbeit ungleich entlohnt wird bzw. beim Gehalt diskriminiert oder unterhalb des Mindestlohns bezahlt wird, ist von einer Form des Lohnraubs betroffen.
Dagegen kämpfen Anarchosyndikalist*innen weltweit selbstorganisiert mit direkten Aktionen. Um gemeinsam Schluss zu machen mit Ausbeutung, Ungleichheit und Unterdrückung – für ein Ende von Zwangsarbeit und moderner Sklaverei!
Nachtrag:
In Kroatien haben Mitglieder der MASA vor dem Bahnhof in Zagreb hunderte Flugblätter zum Thema verteilt und dabei überwiegend positive Rückmeldungen erhalten und planen eine weitere Aktion gegen Lohnraub.
Die australische Anarcho-Syndicalist Federation (ASF) berichtet über den erfolgreichen, aber langjährigen Arbeitskampf der Entlassenen bei Ansell:
Nach einem fast 10 Jahre andauernden Kampf um Gerechtigkeit haben die wegen des Versuchs der Organisierung am Arbeitsplatz entlassenen Ansell-Arbeiter*innen die geforderte Entschädigung als Ausgleich erhalten. Dies ist ein weiteres Beispiel für die Macht der internationalen Solidarität.
Im Oktober 2013 wurden in Sri Lanka 11 Mitglieder der Free Trade Zone and General Services Employee Union (FTZGSEU) – angeschlossen an IndustiALL – ungerechtfertigt gekündigt, weil sie sich am Arbeitsplatz in einer Fabrik von Ansell organisiert hatten. Ansell ist ein in Australien ansässiges multinationales Unternehmen, das sich auf Gummiprodukte spezialisiert hat.
Die Gewerkschaftsvertreter*innen der FTZGSEU hatten vergeblich versucht Ansell in Sri Lanka von Gerichten verurteilen zu lassen. Am 8. Oktober 2015 hatten australische Funktionär*innen der Gewerkschaften TCFUA, AMWU und CFMEU auf einer Aktionärsversammlung gesprochen, jedoch vergeblich. Aus Solidarität hatten in Melbourne etwa 50 Gewerkschafter*innen bei der Firmenzentrale im Stadtteil Richmond (Victoria) demonstriert.
Obwohl die Gerichte in Sri Lanka zugunsten der 11 entlassenen Arbeiter*innen enschieden hatten, war das Unternehmen Ansell gegen den Beschluss in Berufung gegangen und der Fall hat sich lange hingezogen. Die 11 Gekündigten beschlossen den Kampf weiterzuführen und wurden von jener Gewerkschaft im Stich gelassen, für die sie versucht hatten sich zu organisieren, weshalb sie nun Hilfe suchten, wo sie welche finden konnten. Sie nahemen zu zahlreichen Gewerkschaften und Arbeiter*innen-Organisationen auf der ganzen Welt Kontakt auf.
Im Februar 2021 erhielt der Generalsekretär des Asien-Pazifik-Untersekretariates der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) eine Mitteilung von den 11 gefeuerten Arbeiter*innen, die darin ihre Situation darlegten. Diese Nachricht hat er an die ASF Melbourne North weitergeleitet, welche direkten Kontakt mit den Entlassenen aufnahm und beschloss sie in deren Streben nach Gerechtigkeit zu unterstützen.
Die ASF Melbourne North hat dann eine Kampagne von Protestkundgebungen vor der globalen Zentrale von Ansell in Melbourne organisiert. Und Mitglieder der IAA aus aller Welt haben mehrfach Protestmails an Ansell geschickt. Die ASF Melbourne North bekam Unterstützung von der Workers Solidarity Alliance(IAA-Mitglied in den USA) und von der CNT-IAA Frankreich, mit Hintergründen und Aufklärung zur Vorbereitung einer internationalen Erweiterung der Solidaritätskampagne.