Monthly Archives: Dezember 2023

Österreich: Streiks und Tarifabschluss in der Metallindustrie

Die österreichische Sektion der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA), das Wiener Arbeiter*innen-Syndikat (WAS), berichtet:

Ursprünglich wollten wir an dieser Stelle eine Solidaritätserklärung mit den Streikenden in der Metallindustrie veröffentlichen. Dann kam die Einigung in den KV-Verhandlungen und wir haben beschlossen, sowohl über die Streiks als auch über das Ergebnis zu schreiben.

Im Zuge der Kollektivvertragsverhandlungen in der Metallindustrie wurde anfänglich von der Kapitalseite mit 2,5% ein Scheinangebot gemacht, das eine massive Reallohnsenkung und somit eine Provokation und eine Kampfansage der Arbeitgeber darstellt. Der Hintergrund dieses plötzlichen Klassenkampfs von oben ist die momentan schlechte Auftragslage in vielen, aber nicht allen Betrieben dieser Branche. Die Kollektivvertragsabschlüsse der letzten zehn Jahre wurden vom Kapital vor allem auf Grund voller Auftragsbücher akzeptiert, da Unterbrechungen der Lieferketten durch Streiks befürchtet wurden. Insbesondere die wichtige deutsche Industriekundschaft, deren Zulieferer österreichische Betriebe oft sind, machte Druck, keine langwierigen Verzögerungen zu riskieren. Doch jetzt ist die wirtschaftliche Lage schlecht und die Auftragsbücher leer, weshalb die KapitalistInnen schauen wollen, wie weit sie gehen können und ihnen Streiks gleichzeitig nicht so schaden.

Nachdem die KV-Verhandlungen wegen den oben genannten Umständen erwartbar gescheitert sind, gab es also zwei Wochen lang Streiks (aber nur in den Betrieben mit Betriebsrat, und natürlich unter der Kontrolle des ÖGB-Gewerkschaftsapparates), wobei die ursprüngliche Forderung von ÖGB-Seite 11,6 % mehr Gehalt war.

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Russland: Aktuelle Streiks und Proteste

Die Genoss*innen der KRAS (die Sektion der IAA in Russland), haben folgenden Bericht veröffentlicht:

Während die herrschenden Klassen in Russland versuchen, unter dem Vorwand des „Militärbetriebs“ eine „nationale Einheit“ zu erreichen, ist die Stimmung der Arbeiter*innen weit entfernt von einer imaginären „einstimmigen Unterstützung“ der Vorgesetzten. Im Oktober und November 2023 brachen weitere einzelne Streiks und lokale Proteste im ganzen Land aus. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung führt zu einer allgemeinen Verschlechterung der sozio-ökonomischen Situation.

Laut einer Umfrage, die von der Online-Jobbörse hh.ru durchgeführt wurde, fehlt es etwa 45 % der Russ*innen an auzsreichenden Löhnen, um ihre Grundbedürfnisse zu erfüllen (nur 25 % der Befragten hatten schon 2021 den gleichen finanziellen Mangel). Weitere 36 % der Befragten gaben an, dass sie Schwierigkeiten hatten, mit ihrem Einkommen die Grundbedürfnisse zu erfüllen (vor zwei Jahren gaben 39 % der Befragten diese Schätzung ihrer finanziellen Lage an). Derzeit erhalten nur 20 % der Russ*innen ein Gehalt, das für alles Notwendige ausreicht, verglichen mit 36 % im Jahr 2021 (https://news.ru/society/polovina-rossiyan-stolknulas-s-nehvatkoj-deneg-na-osnovnye-nuzhdy/). In dieser Situation ist es nicht überraschend, dass die Menschen aus verschiedenen Gründen weiterhin protestieren: von der ausbleibenden Zahlung von Löhnen bis hin zur Zerstörung der Umwelt und ihrer Lebensbedingungen.

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Polen: ZSP kämpft gegen Lohnraub bei LOVO

Am 02. Dezember fand trotz Schnee und Eiseskälte, eine lautstarkte Kundgebung in der niederschlesischen Gemeinde Siechnice statt, um den Rest eines ausstehenden Gehalts einzufordern. Da das Unternehmen LOVO einem ehemaligen Mitarbeiter mehr als 7.000 Zloty (ca. 1.600 Euro) schuldet, hat er sich an die Basisgewerkschaft ZSP-IAA gewendet.



Denn die staatliche Arbeitsaufsicht hatte dem Geschädigten nur mitgeteilt, dass sie nichts für ihn tun könne, weil der Geschäftsführer des Dienstleistungsunternehmens für Telekommunikation nicht ans Telefon gehe.

Die ZSP Wroclaw hatte daher zunächst eine Zahlungsaufforderung geschickt und dann in einem nächsten Schritt eine erste Kundgebung in der Nähe der Regionalniederlassung von LOVO im Dorf Zacharzyce organisiert.



Da jede Lohnarbeit bezahlt werden muss, wird die Gewerkschaft weiter gegen diese ausbeuterische Ungerechtigkeit kämpfen bis das Gehalt auf dem Konto des Betroffenen angekommen ist.

Quellen (und Fotos):
https://zsp.net.pl/zsp-wroclaw-pikieta-w-zacharzycach-pod-siedziba-lovo-sp-z-oo
https://zsp.net.pl/lovo-nie-placi-za-prace-walczymy-o-zalegle-pieniadze-pikieta-w-zacharzycach-0

Übersetzung: ASN Köln (https://asnkoeln.wordpress.com)

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