Pakistan: Aktivitäten der WSF-IAA

Nach der massiven Flutkatastrophe im Sommer 2022 hatte die anarchosyndikalistische Workers‘ Solidarity Federation (WSF) mit Unterstützung von Genoss*innen aus aller Welt eine Spendenkampagne mit Lebensmitteln und Trinkwasser für die von der Regierung vernachlässigte, obdachlos gewordene und hungernde Bevölkerung durchgeführt.

Im der Folgezeit haben sie sich an lokalen Aktivitäten beteiligt, beispielsweise an einem Camp für die vermissten Personen, die vom pakistanischen Staat verschleppt wurden. Zudem haben sie eine örtliche Gewerkschaft bei deren Organisierung gegen die Arbeitgeber*innen unterstützt.

Im Herbst 2022 haben sie sich an dem ersten „Moorat-March“ für Transgender-Rechte und gegen islamistische Hetze beteiligt, sowie Solidaritätsaktionen für den feministischen Aufstand im Iran nach der Ermordung von Jina Mahsa Amini organisiert. Aber auch eine Gedenkfeier am 20. Todestag des anarchistischen Dichters Jaun Elia haben sie veranstaltet, die von zahlreichen Gewerkschafter*innen und Studierenden besucht wurde.

Foto: WSF-IAA (https://twitter.com/WorkersSolidar1)

Außerdem haben sie ein Seminar durchgeführt, bei dem sie nach dem Bombenanschlag Ende Januar in Peshawar (mit über 30 Toten und 130 Verwundeten) ihre Ablehung der staatsreligiösen und Taliban-freundlichen Politik der Islamischen Republik Pakistan deutlich gemacht haben.

Am 23.02.2023 haben sie in der Metropole Karatschi gegen den brutalen Mord an einer dreiköpfigen Familie durch einen Minister der Provinz Belutschistan protestiert, der zuhause ein privates Foltergefängis betrieben hat. Viele Anwohner*innen beteiligten sich an der Kundgebung, bei der Parolen gegen die Militär- und Parteiführung gerufen wurden. Außerdem wurde die Festnahme des Verantwortlichen gefordert, der Ende Februar inhaftiert worden ist.



Im Dezember 2022 berichtete ein Delegierter der WSF auf dem 28. Kongress der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) in Alcoy/Spanien bei einem kurzen Video-Interview auch über die Publikationstätigkeit der WSF. Sie übersetzen anarchistische und anarchosyndikalistische Literatur in Urdu und Paschtu, um sie in dem muslimisch geprägten Land zu veröffentlichen. Bisher haben sie vor allem klassische Texte von Emma Goldman und Rudolf Rocker herausgegeben, aber auch ein Buch von Nicolas Walter. Demnächst bekommen sie auch den Nachdruck des ersten Originaltextes über Anarchismus in Südasien.

Spanien: Solidarität mit dem LIDL-Streik

In Madrid streiken die Arbeiter*innen von Lidl in Alcalá de Henares. Auch die Belegschaft von Narón (A Coruña, Galizien) schließt sich dem Streik an, obwohl die Stadtverwaltung versucht hat, zu schlichten.

„Sie haben Streikbrecher angeheuert, um den Mangel an Arbeitskräften auszugleichen, und das werden wir nicht zulassen.“


Internationalismus ist unsere Stärke!



Quelle: Anarcho-Syndikalisten München@AnarchoMuenchen

Anarchist*innen in der Ukraine widerstehen Krieg und Frost

Die CNT-IAA Toulouse berichtet in ihrer Zeitschrift „Anarchosyndicalisme!“ (Nr 179, Nov-Dez 2022) über die Unterstützungskampagne der Initiative „Olga Taratuta“ für ukrainische Anarchist*innen:

Solidaritätskampagne geht weiter

Die Unterstützungskampagne für die Anarchist*innen in der Ukraine, welche von der Solidaritätsinitiative „Olga Taratuta“ gestartet wurde, wird fortgesetzt. Eine erste Welle von Spenden konnte bisher 900 Euro zusammentragen, die den Genoss*innen von „Assembleia“ Mitte November übergeben wurde. Diese ermöglichte es ihnen, eine Heizung einzurichten, um den eisigen Winter zu überstehen.

„Liebe Genoss*innen, eure Solidarität kam genau zur rechten Zeit. Die Sicherheitslage hier ist überall relativ. Heute wurde wieder ein massiver Raketenangriff als Reaktion auf die Rückeroberung der Stadt Cherson erwartet, aber bisher ist nichts passiert. Erst letzte Nacht landeten mehrere Raketen im Industriegebiet am östlichen Stadtrand…

Und die Stromausfälle werden immer länger. Gestern gab es zwar keine Anschläge in unserer Stadt, aber nachdem andere Regionen bombardiert wurden, sind Licht und Heizung ausgefallen, wie durch eine Kettenreaktion. Und die Kraftwerke haben nicht genug Zeit zum Reparieren.“

Solidaritätsspenden sind also immer nötig, um auch andere Häuser mit Heizungen auszustatten und den nötigen Brennstoff zu kaufen.

Assembleia [Ассамблея] ist ein anarchistisches Online-Medium aus Charkow in der Ukraine (https://assembly.org.ua). Seit der Invasion durch die Armee der Russischen Föderation halten diese Genoss*innen unter dramatischen Umständen das Banner des Anarchismus und des Internationalismus aufrecht.

Im Bombenhagel der Russischen Föderation beteiligen sie sich an Solidaritätsaktionen der Bevölkerung und des zivilen Widerstands, ohne jedoch die ukrainische Regierung zu unterstützen. Im Gegenteil, sie bleiben bei ihrer kritischen Haltung gegenüber dem ukrainischen Staat und seinen Herrschaftsinstitutionen (vom Präsidenten bis zur lokalen Ebene) aufrecht und entlarven, wie die nationalen Kriegsgewinner*innen die Regierung bestechen.

Assembleia informiert weiterhin die Arbeiter*innen und kritisiert lokale Arbeitgeber*innen, welche die Situation ausnutzen, um diese noch mehr auszubeuten. Assembleia hält dabei an anarchistischen, anti-staatlichen und anti-militaristischen Gundsätzen fest, während die meisten „anarchistischen“ Individuen und Gruppen in der Ukraine seit Beginn der Invasion alle Prinzipien über Bord geworfen haben.

Aufgrund der Zerstörung von lebenswichtigen Infrastrukturen durch die russische Armee wird es den Genoss*innen sicherlich an Heizmöglichkeiten mangeln, da der Winter in dieser Weltregion in der Regel besonders hart ist. Die Energiekrise, die auch viele von uns betrifft, wird sich dort noch dramatischer auswirken. Deshalb rufen wir dringend zur Solidarität mit den Genoss*innen von Assembleia auf, um ihnen beim Herannahen des Winters zu helfen:

– ihr könnt direkt zu deren Spendenplatform gehen:
https://www.globalgiving.org/projects/mutual-aid-alert-for-east-ukraine/

– ihr könnt aber auch Schecks in Euro schicken an die CNT-IAA schicken (mit Verwendungszweck „Solidarité Ukraine“ auf der Rückseite): CNT-AIT, 7 rue St Rémésy, F-31000 TOULOUSE

– Ihr könnt schließlich eine Banküberweisung (in Euro) auf folgendes Konto vornehmen (und uns bitte per E-Mail an contact@solidarité.online informieren):
IBAN : FR81 2004 1010 1603 1175 7H03 7 45,
BIC: PSSTFRPPTOU, Bank: Banque Postale,
Kontoinhaber*in: CNT-AIT

Genoss*innen der Initiative „Olga Taratuta“,
http://nowar.solidarite.online/blog, contact@solidarite.online

Quelle: https://cntaittoulouse.lautre.net/IMG/pdf/anarcho179.pdf

Siehe auch:
„WINTER IS COMING, HELP THE ANARCHISTS IN UKRAINE TO RESIST WAR AND COLD!“
https://nowar.solidarite.online/blog/winter-is-coming-help-the-anarchists-in-ukraine-to-resist-war-and-cold

Hintergrundinfos zum Krieg in der Ukraine:
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/?s=ukraine

Der 28. Kongress der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation

Vom 09.-11. Dezember 2022 fand in Alcoy (Spanien) der 28. IAA-Kongress statt. Eine Gruppe von Delegierten und Beobachter*innen der ZSP-IAA [aus Polen] nahm an dem Kongress teil, mit dem das 100-jährige Bestehen der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation gefeiert wurde. Hier ein Bericht:

Der IAA-Kongress findet alle drei Jahre statt und der letzte wurde 2019 in Melbourne (Australien) abgehalten. Dort wurde beschlossen, den Jahrhundert-Kongress in Spanien stattfinden zu lassen – auf Einladung der spanischen Sektion, der CNT-IAA. Die Genoss*innen in Spanien wählten die Stadt Alcoy als Ort für die Feierlichkeiten aus. Diese Entscheidung war bedeutsam, wie wir später genauer ausführen werden, und Alcoy stellte sich als ein ausgezeichneter Platz für die Durchführung unseres Kongresses heraus.

alcoy2022

Die Delegationen kamen aus den meisten der IAA-Sektionen, obwohl es ein paar Abgesandten nicht erlaubt wurde in den Schengen-Raum einzureisen. Wir wurden von den Gastgeber*innen, die zudem eine Reihe von Begleitveranstaltungen zum Kongress organisiert hatten, mit größter Kameradschaftlichkeit und außerordentlicher Gastfreundlichkeit in Spanien aufgenommen.

Im Vorfeld der Versammlung gab es Konzerte, Buchvorstellungen und einen Stadtrundgang mit historischen Informationen über die Petroleum-Revolution. Wer diese noch nicht kennt: Als 1873 die Mitglieder der spanischen Regionalföderation der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation einen Aufstand angeführt haben und eine Zeitlang die Stadt übernahmen, bevor sie brutal unterdrückt wurden, war dies ein sehr bedeutendes Ereignis in der Geschichte der Arbeiter*innen. Solche Begebenheiten sind Teil des reichen Erbes der libertären Arbeiter*bewegung in Spanien, welche schließlich im Jahr 1910 zur Gründung der [Gewerkschaftsföderation] CNT führten.

Wir üblich, war die Tagesordnung des Kongresses recht umfangreich und enthielt viele Punkte. Die Themen betrafen beispielweise die Verbesserung der internen Funktionen der Internationale, die Aufnahme neuer Mitglieder in die Föderation, die Gründung und/oder Vorstellung von Arbeitsgruppen und praktischen Projekten, sowie Diskussionen, Rotation der Aufgaben und mehr.

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Österreich: Wohnmobil-Verleih versuchte Kollegen auf zwei Monatsgehälter zu klagen

Das Wiener Arbeiter*innen-Syndikat (WAS-IAA) berichtet, dass die Klage mit ihrer Unterstützung eingestellt wurde:

Der Wiener Campingmobil-Verleih „Camperea“ wurde vor rund drei Jahren vom jetzigen Chef der Firma übernommen. Zusätzlich ist dieser Besitzer eines Tonstudios („Audiowien“) sowie einer Werbeagentur. Im Sommer 2021 hat unser Kollege für vier Monate dort geringfügig gearbeitet.

Während der Arbeitszeit kam es bei einer Fahrt zur Waschanlage leider zu einer Beschädigung eines Wohnmobils. Daraufhin versuchte der Firmenbesitzer einen Teil des Vollkasko-Selbstbehalts vom Kollegen zurückzufordern. Jedoch gilt in Österreich das sogenannte Dienstnehmerhaftpflichtgesetz (DHG).  Darin steht: „Für eine entschuldbare Fehlleistung haftet der Dienstnehmer nicht.“ Heißt: Chefs dürfen von Arbeiter:innen nichts verlangen, solange diese nicht fahrlässig gehandelt haben. Was in diesem Fall noch dazugekommen ist: Autofahren war kein Teil der Dienstverpflichtung. Erst nach rund einem Monat wurde dies auf einmal per Dienstanweisung doch zur Aufgabe erklärt.

Viel zu wenige Arbeiter:innen wissen, dass sie grundsätzlich nicht schadenersatzpflichtig sind, solange ein Schaden während der Arbeitszeit nicht fahrlässig oder gar mutwillig herbeigeführt worden ist! Chefs versuchen jedoch immer wieder Geld von Lohnabhängigen zu bekommen.

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Kropotkin und der Wiederaufbau der IAA

Anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) und des 180. Geburtstags des Anarchokommunisten Peter Kropotkin möchten anhand eines Artikels von Vadim Damier daran erinnern, in welchem Zusammenhang beide standen:

Diese Gleichzeitigkeit hat durchaus einen symbolischen Charakter. Kropotkin war zwar nie Mitglied einer revolutionär-syndikalistischen oder anarchosyndikalistischen Organisation, doch er steuerte einen wichtigen Beitrag zur Gründung der anarchosyndikalistischen Internationalen bei und seine Vorstellungen hatten einen enormen Einfluss auf deren Ziele und Prinzipien.

Kropotkin war einer der ersten anarchistische Denker, der eine Restauration des antiautoritären Flügels der Ersten Internationalen ins Leben rief und er führte diese Kampagne zu eine Zeitpunkt an, als ein Großteil der libertären Bewegung noch der so genannten „Propaganda der Tat“ anhing. Die Basis für diesen Wiederaufbau sah Kropotkin in den Gewerkschaften. In seinem „Bulletin der Jura Föderation“ schrieb er wiederholt über die ArbeiterInnenbewegung und Gewerkschaften. Zu dieser Zeit suchte er nach Kontakten zu gewerkschaftlichen Kreisen. In der Zeitschrift „Le Révolte“ veröffentlichte er rund 20 Artikel über die Notwendigkeit von Gewerkschaften, zu einer Zeit, als diese Ideen von anarchistischen Aktivist/innen und Agitator/innen, wie Jean Grave, Errico Malatesta oder Johann Most (1) nicht befürwortet wurden.

Peter Kropotkin, ca. 1900 (Quelle: Wikimedia Commons)

Mit all seiner Kraft argumentierte Kropotkin für die Stärkung der Gewerkschaften und das Engagement von Anarchist/innen in diesem Bereich. In der Zeitschrift „Freedom“ rief er zu einer universalen „Versammlung der Arbeit“ auf und im Jahr 1901 befürwortete er die Bildung einer „internationalen Föderation der Gewerkschaften auf der Erde“. Der Streik der radikalen Metallarbeiter/innen in Barcelona im Jahr 1902 und das Aufkommen einer Streikbewegung in Europa hatten bei ihm große Erwartungen geweckt. Diese Ereignisse veranlassten Kropotkin zu dem Vorschlag der Bildung einer „Internationalen Vereinigung der Arbeit“. Anselmo Lorenzo äußerte diesen Vorschlag für ihn in der Zeitschrift „Tierra and Libertad“ im September 1902. Er warf die Frage über die Organisation einer Internationalen auf, die im allgemeinen sozialistische Ziele und die Vergesellschaftung der Ökonomie vertrat. Außerdem die Selbstemanzipation der arbeitenden Menschen, der Kampf gegen die Ausbeutung von Frauen und Kinderarbeit, die Förderung der Kooperation und einen zukünftigen Plan für die sozialistische Enteignung der Produktion.(2) Beim Ausbau eines detaillierten Programms sollten die Ziele der alten Internationalen berücksichtigt werden. Interessanterweise weigerte sich der Herausgeber der Zeitschrift, Federico Urales, diese Vorschläge zu veröffentlichen, den er sah darin eine rückwärtsgewandte Vereinfachung.

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Asien-Pazifik-Trefffen der IAA

Genoss*innen aus Mitgliedsgewerkschaften der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) kamen am Wochenende 12./13.11.2022 aus verschiedenen Teilen der Region Asien-Pazifik in Jakarta (Indonesien) zu ihrem Gründungstreffen zusammen.
Es gab Präsentationen von Genoss*innen aus Australien, Indien, Indonesien und den Phillipinen. Anschließend wurde eine große Bandbreite an Themen in Diskussionen vorgestellt, darunter:

Das rechtliche Kastensystem in Indien und der Bezug zum Klassenkampf, die Aussichten aus anarchosyndikalistsiche Organisierung auf den Phillipinen, die Lage der migrantischen Arbeiter*innen in Singapur, die Geschichte anarchistischer Exilant*innen aus Spanien in Australien seit 1965 bis heute, der Kampf der Arbeiter*innen in Freihandelszonen in Sri Lanka, die Bedrohung von Gewerkschaftsorganisation durch religiösen Extremismus in Indonesien, eine kritische Untersuchung des Reformismus und der Anfeindungen gegen den Anarchosyndikalismus durch die ICL/CIT, sowie die Rolle marxistisch-leninistischer Parteien in Gewerkschaften in Süd- und Südost-Asien.

Am letzten Tag wurden kurz- und mittelfristige Aktivitäten geplant mit dem Schwerpunkt auf die Übersetzung von Texten in die Landessprachen.

Quelle:
https://www.facebook.com/110943300629705/photos/a.110962797294422/670596081331088/

Übersetzung: ASN Köln (https://asnkoeln.wordpress.com)

CC:BY-NC

Slowakei: Gelungene und ungelöste Fälle von Lohnraub

Dieser Rückblick auf die „Internationale Aktionswoche gegen unbezahlte Löhne“ wurde von der Priama Akcia (PA-IAA) veröffentlicht:
 
Die Fälle, in denen Leute und wegen nicht-ausgezahlter Löhne kontaktieren enden unterschiedlich. Manchmal entsteht daraus ein (meist erfolgreicher) offener Konflikt und manchmal ist das Thema vorher schon erledigt, aber manchmal kann das Problem garnicht gelöst werden oder die Kommunikation wird von den Arbeiter*innen nicht weiter aufrecht erhalten.
 

Der folgende Artikel befasst sich mit fast allen der genannten Szenarien, welche uns letztes Jahr während der „Internationalen Aktionswoche gegen unbezahlte Löhne“  in verschiedenen Städten überall in der Slowakei begegnet sind. Dabei ist erwähnenswert, dass die meisten Fälle einen Bezug zur Gastronomie hatten und in fast allen davon Frauen betroffen waren.

 
Unbezahlte Arbeiterin und Schadensersatzforderungen des Chefs eines Kleinbetriebes
 
Dieser Fall betraf einen Chef in der Gastronomie-Branche, der sich geweigert hatte einer Arbeiterin ihre Überstunden auszuzahlen und selbst Schadensersatz forderte. Obwohl der Vertrag keine Sachmittelhaftung enthielt und die Arbeiterin eigentlich keinen materiellen Schaden verursacht hatte. Wir vereinbarten ein Treffen mit der Arbeiterin, um die Möglichkeiten zu besprechen, wie man weiter vorgehenkönnte. Sie schlug vor, dass sie ein letztes Mal versuchen wolle mit dem Chef zu verhandeln, bevor sie mit der Gewerkschaft einen Arbeitskampf beginnt. Sie hatte Glück und das Problem wurde dadurch gelöst.
 
Vorenthaltene Löhne und Krankenkassenbeiträge
 
Ein anderer Fall bezog sich auf eine Frau, die ebenfalls im Gastgewerbe tätig war. Nach Ablauf ihres Vertrages verweigerte ihr der Eigentümer die vereinbarten Lohnzahlungen und hatte außerdem ihre Krankenversicherungsbeiträge nicht bezahlt. Dieses Problem konnte bisher nicht gelöst werden.
 
Fristlose Entlassung in einer Sprachschule
 
Wir wurden von eine*r Arbeiter*in in einer Sprachschule kontaktiert, der ohne Ankündigung gekndigt wurde. Auf unsere Nachfragen gab es keine Reaktionen und der Kontakt war abgebrochen.
 
Unbezahlte Löhne in einem verarbeitenden Betrieb
 

Dabei haben zwei Arbeiterinnen eine Strafanzeige wegen Lohnrückstand gestellt. Sie hatten außerdem Kontakt zu unserer Gewerkschaft aufgenommen und mitgeteilt, dass sie warten wollten bis die Ermittlungen abgeschlossen seien, bevor sie eine gemeinsame Aktion starten.

Vorenthaltene Löhne und Bossing am Arbeitsplatz

 
Kristina hatte in Bardejov in der Gastronomie gearbeitet und bereits am ersten Zahltag stellte sie fest, dass ihr Arbeitgeber nicht bereit war ihr die vereinbarte Summe für ihre Arbeit zu bezahlen. Doch sie war entschlossen für ihren Lohn zu kämpfen und letztlich ist ihr das komplett gelungen. Sie stand in Verbindung mit unserer Gewerkschaft und gemeinsam haben wir abgesprochen was man tun könne, um das Problem zu ihren Gunsten zu lösen. Aber letztlich war das garnicht nötig, dann sie war recht schnell erfolgreich. In einem Artikel haben wir die Aufzeichnungen von Kristina über die entscheidenden Tage gemeinsam mit unseren Notizen veröffentlicht (https://www.priamaakcia.sk/-Vedela-som-ze-ak-bude-sef-robit-problemy-neb…  – nur in Slowakisch).
 
Vorenthaltene Trinkgelder
 
Eine andere Arbeiterin aus der Gastronomie hat ihre Trinkgelder nicht ausgezahlt bekommen, obwohl der Eigentümer dies versprochen hatte. Sie hatte mehrmals über Text und Telefon zu ihm Kontakt deshalb aufgenommen. Wir haben uns mit der Arbeiterin besprochen und sie ermutigt standhaft zu bleiben, was sich letztlich gelohnt hat, da sie das Geld ausgezahlt bekam. Weitere Infos und hilfreiche Tipps unter https://www.priamaakcia.sk/Gastro-firma-mi-nechce-vyplatit-tringelt-co-s-tym-Priklad-z-praxe.html (nur in Slowakisch)
 
Priama Akcia (IAA Slowakei)
 
Übersetzung: ASN Köln (CC: BY-NC, https://asnkoeln.wordpress.com

Hintergrundinfos:

Gemeinsam gegen Lohnraub (2022)

International Week Against Unpaid Wages (2022)

Internationale Woche gegen unbezahlte Löhne (2021)

Polen: Erfolgreicher Gewerkschaftsprotest bei Zabka

Die Basisgewerkschaft Związek Syndykalistów Polski (ZSP-IAA) hat im Oktober 2022 erneut eine Protestkundgebung vor einem Żabka-Kiosk in Warschau durchgeführt. Anlass waren mehr als 5.000 Złoty vorenthaltene Löhne einschließlich Überstunden, Verstöße gegen die Ruhezeit, illegale Lohnabzüge und Belästigung:

„Ein Teil der Leute ist reingegangen, um den Manager zu sprechen und ein anderer ist draußen geblieben mit Bannern und Flugblättern. Nach dem Gesetz dürfen in Polen solche Geschäfte sonntags nicht öffnen, ohne dass die Eigentümer*innen oder ein Familienmitglied (aus einer Liste der erlaubten Mitglieder) dort arbeitet. Mitarbeiter*innen oder Vertragsarbeiter*innen dürfen den Laden an diesen Tagen nicht betreiben und haben grundsätzlich auch Anspruch auf einen Sonntagszuschlag.

Die Geschäftspraxis bei Żabka ist jedoch, die einzelnen Geschäftsinhaber*innen entscheiden zu lassen, ob sie sonntags öffnen oder nicht. Die meisten Żabkas in Polen haben jedoch an Sonntagen geöffnet, zumal sie oft der einzige offene Laden in der Nachbarschaft sind und dies meist ihr umsatzstärkster Tag ist, da die Leute keine anderen Einkaufsmöglichkeiten haben.  

Viele Betreiber*innen kommen tatsächlich an einem Tag in der Woche in den Laden: am Sonntag, um zumindest körperlich anwesend zu sein und nicht gegen das Gesetz zu verstoßen. Wir hatten daher angenommen, das dies der bestmöglliche Zeitpunkt wäre, um den Eigentümer anzutreffen. Aber er war garnicht dort.

Eine Gruppe der ZSP war in den Laden gegangen, um den Betreiber zu treffen, doch tatsächlich hatte er am Sonntag nicht dort gearbeitet. Weshalb wir der Mitarbeiter gefragt haben, warum er denn da sei, denn das Geschäft hätte geschlossen bleiben müssen. Jedoch hat dieser Laden jeden Sonntag bis 20 Uhr geöffnet. Der Arbeiter hat daraufhin mit dem Chef gesprochen und ihm war klar, dass er dabei gefilmt wurde. Daher fiel schnell der Entschluss, den Laden zu schließen. Aus diesem Grund wurde den Verkauf sechs Stunden früher zu beenden (und das am Hauptgeschäftstag).

Wir vermuten, dass das letztlich teurer geworden ist als nur der Arbeiterin zu zahlen, was ihr zusteht. Sowas kann passieren, wenn man die Mitarbeiter*innen abzockt. Wir werden zurück kommen, um den Betreiber zu suchen und das Geld einzutreiben.

Kurz nachdem wir das Video unseres Besuchs in der Filiale haben andere Żabka-Arbeiter*innen, die das gesehen haben, uns geschrieben, um von den Problemen in ihrem Laden zu berichten. Vielleicht werden daraus neue Aktionen folgen.“

[Update: Die Kollegin Marta hat mittlerweile ihr Geld ausgezahlt bekommen, wie ein Video der ZSP-IAA Warschau zeigt.]

Quelle: https://www.iwa-ait.org/content/zabka-convenience-store-shut-down-after-visit-zsp

Übersetzung: ASN Köln (CC:BY-NC, https://asnkoeln.wordpress.com)