Category Archives: Arbeit

Asien-Pazifik-Trefffen der IAA

Genoss*innen aus Mitgliedsgewerkschaften der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) kamen am Wochenende 12./13.11.2022 aus verschiedenen Teilen der Region Asien-Pazifik in Jakarta (Indonesien) zu ihrem Gründungstreffen zusammen.
Es gab Präsentationen von Genoss*innen aus Australien, Indien, Indonesien und den Phillipinen. Anschließend wurde eine große Bandbreite an Themen in Diskussionen vorgestellt, darunter:

Das rechtliche Kastensystem in Indien und der Bezug zum Klassenkampf, die Aussichten aus anarchosyndikalistsiche Organisierung auf den Phillipinen, die Lage der migrantischen Arbeiter*innen in Singapur, die Geschichte anarchistischer Exilant*innen aus Spanien in Australien seit 1965 bis heute, der Kampf der Arbeiter*innen in Freihandelszonen in Sri Lanka, die Bedrohung von Gewerkschaftsorganisation durch religiösen Extremismus in Indonesien, eine kritische Untersuchung des Reformismus und der Anfeindungen gegen den Anarchosyndikalismus durch die ICL/CIT, sowie die Rolle marxistisch-leninistischer Parteien in Gewerkschaften in Süd- und Südost-Asien.

Am letzten Tag wurden kurz- und mittelfristige Aktivitäten geplant mit dem Schwerpunkt auf die Übersetzung von Texten in die Landessprachen.

Quelle:
https://www.facebook.com/110943300629705/photos/a.110962797294422/670596081331088/

Übersetzung: ASN Köln (https://asnkoeln.wordpress.com)

CC:BY-NC

Slowakei: Gelungene und ungelöste Fälle von Lohnraub

Dieser Rückblick auf die „Internationale Aktionswoche gegen unbezahlte Löhne“ wurde von der Priama Akcia (PA-IAA) veröffentlicht:
 
Die Fälle, in denen Leute und wegen nicht-ausgezahlter Löhne kontaktieren enden unterschiedlich. Manchmal entsteht daraus ein (meist erfolgreicher) offener Konflikt und manchmal ist das Thema vorher schon erledigt, aber manchmal kann das Problem garnicht gelöst werden oder die Kommunikation wird von den Arbeiter*innen nicht weiter aufrecht erhalten.
 

Der folgende Artikel befasst sich mit fast allen der genannten Szenarien, welche uns letztes Jahr während der „Internationalen Aktionswoche gegen unbezahlte Löhne“  in verschiedenen Städten überall in der Slowakei begegnet sind. Dabei ist erwähnenswert, dass die meisten Fälle einen Bezug zur Gastronomie hatten und in fast allen davon Frauen betroffen waren.

 
Unbezahlte Arbeiterin und Schadensersatzforderungen des Chefs eines Kleinbetriebes
 
Dieser Fall betraf einen Chef in der Gastronomie-Branche, der sich geweigert hatte einer Arbeiterin ihre Überstunden auszuzahlen und selbst Schadensersatz forderte. Obwohl der Vertrag keine Sachmittelhaftung enthielt und die Arbeiterin eigentlich keinen materiellen Schaden verursacht hatte. Wir vereinbarten ein Treffen mit der Arbeiterin, um die Möglichkeiten zu besprechen, wie man weiter vorgehenkönnte. Sie schlug vor, dass sie ein letztes Mal versuchen wolle mit dem Chef zu verhandeln, bevor sie mit der Gewerkschaft einen Arbeitskampf beginnt. Sie hatte Glück und das Problem wurde dadurch gelöst.
 
Vorenthaltene Löhne und Krankenkassenbeiträge
 
Ein anderer Fall bezog sich auf eine Frau, die ebenfalls im Gastgewerbe tätig war. Nach Ablauf ihres Vertrages verweigerte ihr der Eigentümer die vereinbarten Lohnzahlungen und hatte außerdem ihre Krankenversicherungsbeiträge nicht bezahlt. Dieses Problem konnte bisher nicht gelöst werden.
 
Fristlose Entlassung in einer Sprachschule
 
Wir wurden von eine*r Arbeiter*in in einer Sprachschule kontaktiert, der ohne Ankündigung gekndigt wurde. Auf unsere Nachfragen gab es keine Reaktionen und der Kontakt war abgebrochen.
 
Unbezahlte Löhne in einem verarbeitenden Betrieb
 

Dabei haben zwei Arbeiterinnen eine Strafanzeige wegen Lohnrückstand gestellt. Sie hatten außerdem Kontakt zu unserer Gewerkschaft aufgenommen und mitgeteilt, dass sie warten wollten bis die Ermittlungen abgeschlossen seien, bevor sie eine gemeinsame Aktion starten.

Vorenthaltene Löhne und Bossing am Arbeitsplatz

 
Kristina hatte in Bardejov in der Gastronomie gearbeitet und bereits am ersten Zahltag stellte sie fest, dass ihr Arbeitgeber nicht bereit war ihr die vereinbarte Summe für ihre Arbeit zu bezahlen. Doch sie war entschlossen für ihren Lohn zu kämpfen und letztlich ist ihr das komplett gelungen. Sie stand in Verbindung mit unserer Gewerkschaft und gemeinsam haben wir abgesprochen was man tun könne, um das Problem zu ihren Gunsten zu lösen. Aber letztlich war das garnicht nötig, dann sie war recht schnell erfolgreich. In einem Artikel haben wir die Aufzeichnungen von Kristina über die entscheidenden Tage gemeinsam mit unseren Notizen veröffentlicht (https://www.priamaakcia.sk/-Vedela-som-ze-ak-bude-sef-robit-problemy-neb…  – nur in Slowakisch).
 
Vorenthaltene Trinkgelder
 
Eine andere Arbeiterin aus der Gastronomie hat ihre Trinkgelder nicht ausgezahlt bekommen, obwohl der Eigentümer dies versprochen hatte. Sie hatte mehrmals über Text und Telefon zu ihm Kontakt deshalb aufgenommen. Wir haben uns mit der Arbeiterin besprochen und sie ermutigt standhaft zu bleiben, was sich letztlich gelohnt hat, da sie das Geld ausgezahlt bekam. Weitere Infos und hilfreiche Tipps unter https://www.priamaakcia.sk/Gastro-firma-mi-nechce-vyplatit-tringelt-co-s-tym-Priklad-z-praxe.html (nur in Slowakisch)
 
Priama Akcia (IAA Slowakei)
 
Übersetzung: ASN Köln (CC: BY-NC, https://asnkoeln.wordpress.com

Hintergrundinfos:

Gemeinsam gegen Lohnraub (2022)

International Week Against Unpaid Wages (2022)

Internationale Woche gegen unbezahlte Löhne (2021)

Polen: Erfolgreicher Gewerkschaftsprotest bei Zabka

Die Basisgewerkschaft Związek Syndykalistów Polski (ZSP-IAA) hat im Oktober 2022 erneut eine Protestkundgebung vor einem Żabka-Kiosk in Warschau durchgeführt. Anlass waren mehr als 5.000 Złoty vorenthaltene Löhne einschließlich Überstunden, Verstöße gegen die Ruhezeit, illegale Lohnabzüge und Belästigung:

„Ein Teil der Leute ist reingegangen, um den Manager zu sprechen und ein anderer ist draußen geblieben mit Bannern und Flugblättern. Nach dem Gesetz dürfen in Polen solche Geschäfte sonntags nicht öffnen, ohne dass die Eigentümer*innen oder ein Familienmitglied (aus einer Liste der erlaubten Mitglieder) dort arbeitet. Mitarbeiter*innen oder Vertragsarbeiter*innen dürfen den Laden an diesen Tagen nicht betreiben und haben grundsätzlich auch Anspruch auf einen Sonntagszuschlag.

Die Geschäftspraxis bei Żabka ist jedoch, die einzelnen Geschäftsinhaber*innen entscheiden zu lassen, ob sie sonntags öffnen oder nicht. Die meisten Żabkas in Polen haben jedoch an Sonntagen geöffnet, zumal sie oft der einzige offene Laden in der Nachbarschaft sind und dies meist ihr umsatzstärkster Tag ist, da die Leute keine anderen Einkaufsmöglichkeiten haben.  

Viele Betreiber*innen kommen tatsächlich an einem Tag in der Woche in den Laden: am Sonntag, um zumindest körperlich anwesend zu sein und nicht gegen das Gesetz zu verstoßen. Wir hatten daher angenommen, das dies der bestmöglliche Zeitpunkt wäre, um den Eigentümer anzutreffen. Aber er war garnicht dort.

Eine Gruppe der ZSP war in den Laden gegangen, um den Betreiber zu treffen, doch tatsächlich hatte er am Sonntag nicht dort gearbeitet. Weshalb wir der Mitarbeiter gefragt haben, warum er denn da sei, denn das Geschäft hätte geschlossen bleiben müssen. Jedoch hat dieser Laden jeden Sonntag bis 20 Uhr geöffnet. Der Arbeiter hat daraufhin mit dem Chef gesprochen und ihm war klar, dass er dabei gefilmt wurde. Daher fiel schnell der Entschluss, den Laden zu schließen. Aus diesem Grund wurde den Verkauf sechs Stunden früher zu beenden (und das am Hauptgeschäftstag).

Wir vermuten, dass das letztlich teurer geworden ist als nur der Arbeiterin zu zahlen, was ihr zusteht. Sowas kann passieren, wenn man die Mitarbeiter*innen abzockt. Wir werden zurück kommen, um den Betreiber zu suchen und das Geld einzutreiben.

Kurz nachdem wir das Video unseres Besuchs in der Filiale haben andere Żabka-Arbeiter*innen, die das gesehen haben, uns geschrieben, um von den Problemen in ihrem Laden zu berichten. Vielleicht werden daraus neue Aktionen folgen.“

[Update: Die Kollegin Marta hat mittlerweile ihr Geld ausgezahlt bekommen, wie ein Video der ZSP-IAA Warschau zeigt.]

Quelle: https://www.iwa-ait.org/content/zabka-convenience-store-shut-down-after-visit-zsp

Übersetzung: ASN Köln (CC:BY-NC, https://asnkoeln.wordpress.com)

Frankreich: Brot und Freiheit!

Gleiche Ursachen mit gleichen Auswirkungen bedeuten jedoch, dass es sich hierbei nicht um Einzel- oder Zufallsfälle einiger missbräuchlicher Chefs handelt, sondern um ein weit verbreitetes und systematisches System, das als kapitalistische Ausbeutung bezeichnet wird. Die Tatsache, dass dieselben Vorkommnisse in Toulouse, Montreuil oder Wien (Österreich) stattfinden, zeigt auch, dass die kapitalistische Ausbeutung keine Grenzen kennt. Und dass es daher wichtig ist, dass diejenigen, die dagegen Widerstand leisten und sie bekämpfen wollen, ein Solidaritätsnetzwerk knüpfen.

Die CNT-IAA in Toulouse hat in der aktuellen Ausgabe ihrer Zeitschrift folgenden Text veröffentlicht:

Es schien uns interessant, in dieser Ausgabe von „Anarchosyndicalisme“ mit einer Reihe von Kämpfen im Backgewerbe zu beschäftigen, die bisher stattgefunden haben oder noch stattfinden. Diese Kämpfe erscheinen uns interessant, weil sie jenseits der Entfernung, die sie trennen, – manchmal mehrere tausend Kilometer und verschiedene Kontexte – die gleichen Ursachen haben: einerseits die kapitalistische Ausbeutung in ihrer reinsten Form, andererseits die hierarchische Arbeitsweise, in der allen ihr Platz in der Rangordnung zugewiesen wird und bei der den Vorgetzten nicht wiedersprochen werden darf.

Diese drei Kämpfe – zu denen wir einen vierten der Rechtshilfe hinzuzählen könnten, in denen wir Arbeiter*innen aus derselben Branche unterstützt haben, die aber ohne offen ausgetragenen Konflikt gelöst werden konnten – verliefen alle nach dem gleichen Schema: ein Chef oder eine Managerin, welche ihre Mitarbeiter*innen ausnutzt ohne dabei die grundlegendsten Arbeitsrichtlinien zu berücksichtigen (Überstunden, Ruhepausen,…) und ohne ihnen zu zahlen, was ihnen zusteht.

Gewerkschaftskundgebungen bei Firin (Wien) und Patalevain (Toulouse). Fotocollage: CNTf-IAA
Eine weitere interessante Tatsache ist, dass zwei dieser Kämpfe in einem Verein geführt werden, der für sich beansprucht solidarisch zu handeln („Patalevain“ in Toulouse). Sowie in einer Genossenschaft, die sich selbst als anarchistisch bezeichnet („La conquête du pain“ [Die Eroberung des Brotes] in Montreuil). Vereine sollen eigentlich gemeinnützige Strukturen sein, aber in Wirklichkeit sind sie Unternehmen wie alle anderen (was Simon, der Chef von „Patalevain“, in dem Blog seiner Bäckerei in gewisser Weise als eine Art Verbrechen am Gemeinwohl bezeichnet hat). Sobald ein Verein aber faktisch zum Wohl seiner Mitglieder oder Vorsitzenden wirtschaftet, halten die großartigen Grundsatzerklärungen im Allgemeinen nicht sehr lange stand. Und das gilt umso mehr für Genossenschaften, sobald sie sich entscheiden Arbeiter*innen einzustellen und damit eine tatsächliche Hierarchie zwischen einerseits den Genossenschafter*innen als Eigentümer*innen des Stammkapitals und andererseits den Arbeiter*innen schaffen, welche den Genossenschafter*innen untergeordnet werden.

Diese Geschehnisse stehen auch stellvertretend für die Kämpfe, an denen wir in den letzten Jahren teilgenommen haben: Kämpfe von ehemaligen Arbeiter*innen, die nachträglich ihre Rechte einfordern, auf der Grundlage des Gesetzes und mit Unterstützung von Außenstehenden, die zum Boykott aufrufen. In der Hoffnung, eine gütliche Einigung zu erzielen, anstelle eines rechtlichen Verfahrens vor dem Arbeitsgericht, dessen Ausgang ungewiss ist und das immer sehr lange dauert. Es liegt dann an der Fähigkeit der kämpfenden Arbeiter*innen und ihren Unterstützer*innen ein dauerhaftes Kräfteverhältnis aufzubauen und aufrecht zu erhalten. Und dabei gegebenenfalls auch Bündnisse einzugehen, um den entscheidenden Kreis von Unterstützenden zu erweitern.


Wir müssen uns dabei aber fragen, ob wir uns als Organisation in Solidaritätskomitees an Kämpfen beteiligen, an denen wir nicht selbst beteiligt sind. Vor allem, wenn andere Organisationen, insbesondere politische, dort mitwirkeln. Denn die CNT-IAA ist grundsätzlich mit anderen Anarchosyndikaten oder Mitgliedern der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (deren Sektion die französische CNT-IAA ist) solidarisch. Und selbstverständlich auch mit eigenständigen Gruppen von Arbeiter*innen, wenn diese die Grundsätze der politischen Unabhängigkeit, nicht-hierarchischer Gleichberechtigung und gegenseitger Solidarität teilen.

Anarchosyndikalist*innen sind natürlich gegen jede Zusammenarbeit mit politischen Parteien oder ihren Vertreter*innen. Daher kann, wie bereits der Gründungstext der CNT-IAA von 1946 feststellt, der Anarchosyndikalismus „nicht zur Verfolgung politischer Ziele beitragen, die von Parteien angestrebt werden, und er kann nicht mit ihnen zusammenarbeiten. Die immer offensichtlichere Verfolgung solcher Ziele, welche die anderen Gewerkschaftsverbände und ihre Parteien betreiben, zwingt die CNT, mit diesen Kräften jegliches Bündnis abzulehnen, was die Revolution betrifft.“ Damit der Anarchosyndikalismus nicht von der Realität abgeschnitten wird, bleibt uns daher nichts andres übrig als dass “die CNT ihre Bemühungen nur auf dem Gebiet des alltäglichen Handelns mit anderen Gewerkschaftsbünden zusammen zu arbeiten“.

Es erscheint uns auch gerechtfertigt, die Kämpfe von Arbeiter*innen gegen ihren Chef zu unterstützen, nicht nur, wenn die Ansprüche legitim und in Übereinstimmung mit unseren Grundsätzen sind, sondern auch, wenn diese Kämpfe auf direkten Aktionen beruhen, also von den Arbeiter*innen selbst ohne Vermittlung durch Dritte (wie Arbeitsgerichte oder Schlichtungsstellen). Wenn es der CNT-IAA gelingt, Arbeiter*innen vor dem Arbeitsgericht zu unterstützen, dann ist dies für uns immer ein Zeichen für einen vorübergehenden Verzicht auf unsere Grundsätze, weil wir nicht in der Lage sind, ein ausreichendes direktes Kräfteverhältnis selbst aufzubauen.

Im Fall der Bäckerei „La conquête du pain“ ermöglichte solch ein Kräfteverhältnis den Erfolg für die drei Streikenden, da ihre Forderungen erfüllt wurden. Doch die Arbeitskämpfe bei „Firin“ in Wien und bei „Patalevain“ in Toulouse gehen bei Redaktionsschluss immernoch weiter. Wir rufen daher zu größtmöglicher Solidarität auf, damit auch diese Kämpfe siegreich werden.

Solidarische Aktivist*innen der CNT-IAA

Quelle: Anarchosyndicalisme, No. 178, Sept-Oct 2022, https://cntaittoulouse.lautre.net/spip.php?article1259

Korrigierte automatische Übersetzung: ASN Köln (CC: BY-NC, https://asnkoeln.wordpress.com)

Anarchosyndikalismus international, Nr.20, Sommer 2022

Newsletter des ASN Köln

Download als PDF (0,3 MB)

+++ Gewerkschaftsinfos aus aller Welt +++

PAKISTAN: Hilfsaktion für Flutopfer

ÖSTERREICH: Union-Busting beim Cafe Gagarin

ÖSTERREICH: Arbeitskämpfe in Wiener Bäckerei und Cafe

ÖSTERREICH: 1.Mai – Internationalismus in Aktion

INTERNATIONAL: IAA-Erklärung zum Ersten Mai 2022

SPANIEN: Antimilitaristische Demo in Madrid

RUSSLAND: Über prinzipienvergessene„Anarchist*innen“

RUSSLAND: Unterstützung für inhaftierte Kriegsgegner*innen

AUSTRALIEN: Gegen Entlassungen in Sri Lanka

FRANKREICH: Protest am Campingplatz

FRANKREICH: Anarchosyndikalismus und Klimawandel

INTERNATIONAL: 28. IAA-Kongress in Alcoy geplant

+++ LOKALE INFOS +++

GESUNDHEITSSCHUTZ: Arbeitssicherheit bei Hitze und Sonne

Titel: Anarchosyndikalismus international - Nr.20 - Sommer 2022 (ASN Köln)

CreativeCommons: BY-NC (ASN Köln)

Anarchosyndikalismus und Klimawandel

Ein Diskussionsbeitrag aus der CNT-IAA Frankreich

In der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) wurde zu einer Diskussionsgruppe über die Frage der anarchosyndikalistischen Herangehensweise an das Problem des Klimawandels eingeladen. Hiermit möchte ich den Stand meiner persönlichen Überlegungen beitragen, die jedoch durch den Austausch, die Debatten und die Erfahrungen von gemeinsamen Kämpfen mit den Genossen*innen der CNT-IAA in Frankreich entstanden sind.

Seit über 30 Jahren haben wir, wie viele Sektionen der IAA, an ökologischen Kämpfen im Zusammenhang mit der bevorstehenden Klimakrise teilgenommen. Unsere Beteiligung an diesen Kämpfen hatte immer einen zweiseitigen Ansatz: Einerseits das Umweltproblem in seinem weltweiten Zusammenhang (Kapitalismus, Staat) anzugehen, aber andererseits auch eine alternative, mehr gleichberechtigte Organisationspraxis durch Vollversammlungen anzustreben… Continue reading Anarchosyndikalismus und Klimawandel

Österreich: Union Busting beim Cafe Gagarin

Das Wiener Arbeiter*innen-Syndikat berichtet über die aktuellen Entwicklungen im Arbeitskampf beim „Cafe Gagarin“:

Wie der Versuch, im Kapitalismus einen Kollektivbetrieb aufzuziehen, zu  antigewerkschaftlichen Aktionen falsch abgebogen ist

Der angebliche Kollektivbetrieb Cafe Gagarin hat anscheinend ein Händchen dafür, den derzeitigen Arbeitskonflikt mit dem WAS weiter sinnlos zu eskalieren, anstatt unsere ausgestreckte Hand zu ergreifen und Schritte zu einer gütlichen Lösung zu setzen. Dieser Tage versteigen sie sich sogar dazu, von uns eine Löschung aller Informationen und Postings sowie die Einstellung aller Kundgebungen per Anwaltsschreiben zu verlangen. Sollten wir bis zum 26. August diesem Zensurversuch und der Einschränkung der Versammlungsfreiheit nicht entsprechen, wollen sie das WAS gerichtlich klagen und stellen Zitat ‚erheblichen Kosten‘ für uns in den Raum, …

Gut, beginnen wir mit einem Kurzbericht zu diesem fünfseitigen Anwaltsschreiben. Letzte Woche, am 5. August, empfing das WAS dieses per E-Mail, ein eingeschriebener Brief folgt angeblich noch. Ein eigentlich als links einzustufender Anwalt hat in seinem Schreiben offenbar keine Hemmungen, antigewerkschaftlich zu argumentieren. Etliche Unwahrheiten des Gagarins in Bezug auf die arbeitsrechtlichen Zustände dort werden einfach erneut behauptet. Motto ‚alles richtig gemacht‘. Unsere Genossin hätte absolut keinerlei Ansprüche, alles wurde korrekt abgerechnet. Jegliche Mißstände in den Lohn- und Stundenabrechnungen werden negiert. Darüber hinaus wird unsere Geltendmachung der offenen Lohnansprüche (welche wir Ende Juli offiziell an die Geschäftsführung geschickt haben) – entgegen höchstgerichtlicher Entscheidungen – fälschlicherweise für ungültig erklärt.

Als ob das nicht genug wäre, wird zudem eine Zensur unserer Veröffentlichungen zum Gagarin-Arbeitskonflikt gefordert sowie die Unterlassung ’störender Aktionen‘, womit also die Versammlungsfreiheit (für den lustigen Anwalt: diese steht in Verfassungsrang) versucht wird einzuschränken und es wird mit gerichtlichen und somit finanziell aufwendigen Konsequenzen gedroht, falls wir am 26. August nicht alles gelöscht haben.

Zum Leidwesen des Gagarins ist das ganze Anwaltsschreiben rechtlich weitgehend dilettantisch, was wir dem Anwalt auch bereits mitgeteilt haben, und unhaltbar. Beispielsweise wird behauptet, unsere Genossin hätte auf Sonderzahlungen ‚freiwillig verzichtet‘. Hui – das wäre ein Fressen für alle KapitalistInnen in Österreich, wenn man Kollektivverträge mit ‚freiwilligem Verzicht‘ außer Kraft setzen könnte. Rechtlich wäre sowas natürlich sittenwidrig. Diese Episode zeigt aber sehr schön, warum der ganze Gagarin-Konflikt schon prinzipiell notwendig ist und worin die gesamtgesellschaftliche Gefahr besteht.

Darüber hinaus ist der Brief so schlecht, daß er in einigen Bereichen den bisherigen Aussagen des Gagarins widerspricht, und sogar Dinge offenlegt, die recht heftige Unwahrheiten beweisen. Diese Schmankerln heben wir uns aber für den Fall auf, daß tatsächlich jemand so dumm sein sollte, das WAS auf Unterlassungen jedweder Art zu klagen.

Für das WAS ist das ‚Bedrohungspotential‘ des Anwaltsschreibens jedenfalls gegen null gehend. Unorganisierte und unerfahrene ArbeiterInnen könnten sich aber von solchen Worten vermutlich schon einschüchtern lassen.

Der Anwaltsbrief bestärkt jedenfalls unsere Bewertung, daß im Gagarin die Nerven blank liegen und der vermeintliche Kollektivbetrieb inzwischen beim Union Busting, also der Anwendung von Methoden zur Behinderung gewerkschaftlicher Tätigkeit und Organisierung, angelangt ist. Ironie des Schicksals, daß uns dies nach 20-jährigem Wirken in Wien nun von ‚Linken‘ erstmals angedroht wird, oder logische Konsequenz von autonomen Weltbildern? Daher möchten wir jedenfalls an dieser Stelle zwei weitere Vorfälle veröffentlichen, die erste Anzeichen von Union Busting dargestellt haben. […]“

Den ganzen Artikel gibt’s auf dem WAS-Blog:
Gossip Deluxe – oder Gagarin goes Union Busting
https://wiensyndikat.wordpress.com/2022/08/12/gossip-deluxe-oder-gagarin-goes-union-busting/

Mehr Infos dazu:
Österreich: Arbeitskämpfe in Wiener Bäckerei und Cafe
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2022/05/19/oesterreich-arbeitskaempfe-in-wiener-baeckerei-und-cafe/

Frankreich: Protest am Campingplatz

Unter dem Motto „Keine Ferien für den Kampf!“ fand Anfang August während des Sommercamps der französischen CNT-IAA in Millau eine kleine Protestaktion statt

Die Genoss*innen der spanischen CNT-IAA aus Figueres hatten zuvor von dem aktuellen Arbeitskampf beim Campingplatz von „Yelloh! Village“ in San Miguel de Colera berichtet, welcher zu dem Franchise-Unternehmen „Europe Plein Air“ gehört. Die dortigen Gewerkschafter*innen haben sich dem depotischen Chef widersetzt, der zugleich der langjährige Bürgermeister des Dorfes bei Portbou an der Costa Brava ist. Continue reading Frankreich: Protest am Campingplatz

Australien: Gegen Entlassungen in Sri Lanka

Die Anarcho-Syndicalist Federation Melbourne North hat vor der Firmenzentrale von „Ansell“ für elf entlassene Arbeiter*innen in Sri Lanka eine Solidaritätskundgebung abgehalten.

Diese waren bereits im October 2013 aufgrund ihrer Gewerkschaftsaktivitäten in der Freihandelszone Biyagama gekündigt worden und kämpfen seitdem für eine Wiedereinstellung, sowie für Organisationsfreiheit am Arbeitsplatz.

Mit einer öffentlichen Protestkampagne will die ASF-IAA in der australischen Metropole nun jeden Monat auf die Lage der Entlassenen aufmerksam machen. Deren Forderungen lauten:

– Verurteilung der Gewalt, die von der Firma Ansell gegen gewerkschaftich organisierte Arbeiter*innen ausgeübt wurde

– Ablehnung der willkürlichen Beendigung des Arbeitsverhältnisses durch die Firma Ansell, die ohne rechtliche Einbeziehung der Gewerkschafter*innen vorgenommen wurde
 
– Forderung nach kompletter Wiedereinstellung der Gekündigten
 
– Forderung nach voller Entschädigung für die Lohnausfälle aufgrund der unrechtmäßigen Entlassungen
 

Hintergründe zum Konflikt:
„Sri Lanka: Unterstützt gekündigte Gewerkschafter*innen bei Ansell“
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2020/09/03/sri-lanka-unterstuetzt-gekuendigte-gewerkschafterinnen-bei-ansell/

CC: BY-NC