Frankreich: Bewegung gegen Rentenreform lässt nach

Wer kennt sie nicht, die Wirkungslosigkeit der reformistischen Gewerkschaften? Wie viele „landesweite Aktionstage“ gab es in den letzten zwanzig oder dreißig Jahren? Wie viele Gewerkschaftsspaziergänge durch die Innenstadt – und mit welchem Ergebnis?

Ein Rückschritt folgt dem nächsten! Wenn uns die reformistischen Gewerkschaften Jahr für Jahr an die Wand fahren, so ist das kein Zufall, denn sie haben eigentlich eine ganz bestimmte Aufgabe erfüllen: Die Aufrechterhaltung des „sozialen Friedens“.

Erinnern wir uns daran, dass uns in der Geschichte kein „höheres Wesen“ gerettet hat, das es Arbeiter*innen ermögliche, für den Lebensunterhalt zu sorgen. Das Wenige, was wir haben, stammt aus historischen Kämpfen und aus dem Kräfteverhältnis gegenüber Staat und Bürger*tum, wie die Anhebung des [Mindeslohns] SMIG um 30% nach dem Mai ’68.

Und dennoch glauben die reformistischen Gewerkschaftsapparate nach all der historischen Gewalt, welche die Arbeiter*innen erlebten – zuletzt die Gelbwesten, von denen 14 Menschen ein Auge verloren haben – weiterhin an einen Kompromiss mit dem Staat und den Großunternehmen. Vereinzelte Streiks und Gespräche mit Macron – es ist einfach deren bloße Absicht, diese soziale Bewegung zu zerstören.

Wir schlagen eine andere Sichtweise vor:
Den Anarchosyndikalismus

Man sollte sich nicht mehr verwirren lassen, wer der eigentliche Feind ist. Und stattdessen Staat und Großunternehmen als Gegner*innen der Arbeiter*schaft erkennen. Um denen etwas entgegenzusetzen, bedarf es einer revolutionären Gewerkschaft. Die es den Arbeiter*innen ermöglicht, selbst zu entscheiden, indem sie sich gleichberechtigt organisieren, d. h. nach den Prinzipien des Anarchismus.

So hielten in den Jahren 1936/1937 die Arbeiter*innen in Spanien die Fabriken am laufen und bearbeiteten das Land selbst – ohne Staat und Arbeitgeber*innen. Damit ermöglichten sie die Errichtung einer künftigen Gesellschaft, welche nicht auf Herrschaft, sondern auf Solidarität aufbaut: Sie schufen dabei die Ansätze einer libertär-kommunistischen Gesellschaft.

CNT-IAA Saint-Etienne

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Quelle:
http://cnt-ait.info/2023/06/18/essoufflement-retraites/


Übersetzung [und Anmerkungen]: ASN Köln (CC: BY-NC)

Hintergrundinfos:

Frankreich: Massenproteste gegen Rentenreform (2023)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2023/03/28/frankreich-massenproteste-gegen-rentenreform/


IAA: Solidarität mit den Sozialprotesten in Frankreich
(2019)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2019/02/03/iaa-solidaritaet-mit-den-sozialprotesten-in-frankreich/

Frankreich: Gelbe Westen zwischen Repression und Vernetzung (2019)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2019/01/12/frankreich-gelbe-westen-zwischen-repression-und-vernetzung/

rot-schwarzes Logo mit Schriftzug: "CNT-AIT Saint-Etienne - Anarco-syndicalisme"