Monthly Archives: August 2023

Polen: Nachzahlung bei Buchhandlung durchgesetzt

Mitte August hat die ehemalige Mitarbeiterin der Billigbuchhandlung „Jarosław Granos“ in Warschau von ihrem ex-Arbeitgeber 11.000 Zloty (ca. 2.500 EUR) in Höhe von etwa drei Monatslöhnen ausgezahlt bekommen. Das Unternehmen schuldete der Gewerkschafterin der ZSP-IAA diese Summe wegen unbezahlter Überstunden, Unterlaufen des Mindestlohns und fehlendem Urlaubsausgleich. Der Arbeitgeber hat nämlich regelmäßig gegen geltendes Recht verstoßen, indem er Arbeiter*innen unterhalb des Mindestlohn bezahlte und manchmal sogar ohne Vertrag illegal einstellte.

Doch das nicht das erste Mal, dass es in dieser Firma Probleme mit fehlender Entlohnung gab: Bereits ab 2020 berichtete die ZSP über mangelnde Arbeitszeiterfassung und Nicht-Einhaltung einer Kündigungsfrist. Dennochgelang es ihnen damals mit Kundgebungen und Boykottaufrufen, den ausstehenden Lohn schließlich einzutreiben.

Nach den ersten Protestaktionen erfuhren die Basisgewerkschafter*innen noch von weiteren Opfern, die jedoch inzwischen nicht mehr dort arbeiteten. Eine ehemalige Mitarbeiterin entschied sich aber zum Arbeitskampf, da der Chef diesmal besonders stur war und nichts bezahlen wollte. Letztlich kam er jedoch nach einem Jahr ein wenig zur Vernunft und erkannte, dass er vor dem Arbeitsgericht keine Chance haben würde.

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Australien: Gerechtigkeit für Lohnraub in Melbourne

Am 15. August 2023 fand in Melbourne eine Protestaktion gegen Lohnraub bei dem Café D.G. Espresso statt, berichtet die Anarcho-Syndicalist Federation (ASF-IAA):

„Mo hat in ihrem Job hart gearbeitet und war bei den Kund*innen sehr beliebt. Als Mo ihre*n Arbeitgeber*in nach der Trinkgeldkasse fragte, wurde ihr gesagt, die ‚Firmenpolitik‘ wäre es, die Trinkgelder einzubehalten für schwierige ‚Geschäftslagen‘. Bald darauf wurden die Schichten gekürzt bis Mo freigesetzt wurde.



Die ASF Melbourne North hat einen Brief mit Forderungen an D.G. Espresso geschickt: Rückgabe aller gestohlenen Löhne und Trinkgelder, sowie Wiedereinstellung mit einer Zusage von Maßregelungsverzicht. Die vierseitige Anwort seitens D.G. Espresso vermied es jedoch die im Forderungskatalog angesprochenen Themen direkt anzusprechen. Infolge dessen befinden sich D.G. Espresso und ASF Melbourne North im Arbeitskampf. Die ASF Melbourne North vertritt weiterhin den Standpunkt, dass sie sich für eine Lohngerechtigkeit ihrer Mitglieder einsetzt.

Alle, die das Menschenrecht auf ordentliche Bezahlung für geleistete Arbeit anerkennen, sind von der ASF Melbourne North aufgerufen, ihre Beschwerden direkt per Email an D.G. Espresso zu richten. Hierzu folgt ein Formulierungsvorschlag:

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Irland: Gewerkschaftliche Organisierung in Derry

Die anarchosyndikalistische Initiative „Organise!“ berichtet in der 30. Ausgabe ihres Magazins für Nordirland (UK), „Black Star“, über die jüngsten Kampagnen von Gewerkschaften zu lokalen Arbeitskonflikten:

In den sozialen Medien geht es zur Zeit hochher, da viele Bewohner*innen von Derry sich haufenweise über das neueste Hotel in der Stadt auslassen. Das Ebrington Hotel ist ein Vier-Sterne-Schuppen in der ehemaligen britischen Kaserne an der Waterside. Manche haben sich aufgeregt darüber, dass das Management offensichtlich die lokale Bevölkerung aus dieser neuen Oase raushalten will. Aber die meisten beschweren sich darüber, wie die Arbeiter*innen dort behandelt werden.



Eine Menge Leute sind dort schon nach einigen Wochen wieder abgehauen und es scheint dort offenbar keine Gewerkschaft zu geben. Ob sich das ändern wird, könnte auch von den jüngsten Bemühungen abhängen, die Mitgliederzahlen von Organisierten in ehemals gewerkschaftsfeindlichen Betrieben zu erhöhen.

Diese Bemühungen folgten auf die Ankündigung von geplantem Stellenabbau bei zwei wichtigen Arbeitgeber*innen in der Stadt: dem Festplattenhersteller Seagate und First Source, ein noch bis kürzlich mit Sky vertraglich verbundenes Callcenter. Diese Unternehmen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht grundsätzlich, denn Seagate ist ein amerikanischer Laden, der 1993 nach Derry kam und auch eine Fabrik in Limavady hatte, die 2008 geschlossen wurde. Die Firma hat etwa 1.400 Leute eingestellt und die meisten Ortsansässigen würden dies als „guten Job“ bezeichnen. Daher war es seit den 1990er-Jahren extrem schwierig dort neue Gewerkschaftsmitglieder zu gewinnen und [Betriebsorganisationen] anerkennen zu lassen.

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