Category Archives: Internationales / IAA

Anarcho-Syndikalismus international, Nr.12, Sommer 2020

Newsletter des Anarchosyndikalistischen Netzwerks – ASN Köln

+++ Gewerkschaftsinfos aus aller Welt +++

USA: Corona: Antikapitalismus in postfaktischen Zeiten
BANGLADESCH: Schluss mit Kündigungen
INTERNATIONAL: Geschäfte der Pharma-Mafia
BULGARIEN: Repression gegen Gesundheitspersonal
BULGARIEN: ARK unterstützt Protestbewegung
SLOWAKEI: Corona: Wir sitzen nicht im selben Boot!
INTERNATIONAL: Zeit zum Organisieren!
POLEN: Gewerkschaftsprotest vor dem Parlament
POLEN: Forderungen der ZSP
POLEN: Für ein soziales Schutzschild
INDONESIEN: Anarchosyndikalismus, wie wir arbeiten
USA: Gerechtigkeit für George Floyd
USA: Gewerkschafter*innen unterstützen den Aufruhr
ÖSTERREICH: Angriffe türkischer Faschist*innen
ÖSTERREICH: Werkarbeiter*innen im Bummelstreik

+++ Lokale Berichte +++

KÖLN: Räumung des Großmarktes verhindert
KÖLN: Proteste am Ersten Mai
KÖLN: Aktionen am Arbeiter*innen-Gedenktag
KÖLN: Für Evakuierung der Flüchtlingslager
RHEIN-SIEG: Ausbeutung von Erntehelfer*innen

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Anarchosyndikalismus international - nr12 - Sommer 2020

Newsletter-Archiv:
https://asnkoeln.blackblogs.org/download/broschueren/anarchosyndikalismus-international/

Polen: Kundgebung für soziales Schutzschild

Vor dem Bezirksbüro der rechtspopulistischen Regierungspartei PiS (“Recht und Gerechtigkeit“) in Wrocław (Breslau) fand am 30.08.2020 eine Kundgebung statt. Organisiert wurde sie von der lokalen Gruppe der Basisgwerkschaft ZSP-IAA, gemeinsam mit der Anarchistischen Föderation Wrocław.

Kundgebung vor dem PiS-Büro in Wroclaw (30.07.2020)

Mit der Aktion machten sie auf die Mängel des von der Regierung erlassenen Maßnahmenpakets (“Schutzschild”) aufmerksam, das den Bedürftigen während der Wirtschaftskrise infolge der Coronavirus-Pandemie helfen soll. Bereits Ende Mai hatte die ZSP mit anderen Demonstrant*innen vor dem Parlament in Warschau zusammen gegen die Lücken im Schutz der Beschäftigten protestiert.
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Wien: Werkarbeiter*innen organisieren Bummelstreik

Das Wiener Arbeiter*innen-Syndikat (WAS) dokumentiert die interessanten Streikerfahrungen von selbstorganisierten Werkarbeiter*innen, über die ein Mitglied der kürzlich gegründeten Anarchosyndikalistischen Jugend Wien berichtet:

Werkverträge sind äußerst perfide Instrumente, insbesondere bei großen Unternehmen: die Angestellten arbeiten beinahe ohne rechtliche Absicherung, ohne Kündigungsschutz, ohne Krankenstands- und Urlaubstagen und natürlich auch ohne Einzahlungen in Pensionskassen, etc. und das meistens auch noch zu einem niedrigen Gehalt, dass gerade noch gesetzlich erlaubt ist. Durch die gesellschaftliche Verhältnisse sind trotzdem vor allem Studierende und Leute die aus unterschiedlichen Gründen keine Teilzeit-/ Vollzeitbeschäftigung haben können oder wollen dazu gezwungen auch solche Verträge anzunehmen. Continue reading Wien: Werkarbeiter*innen organisieren Bummelstreik

Covid-19-Krise und antikapitalististischer Kampf in postfaktischen Zeiten

Auf der Webseite „ideas & action“ der US-amerikanischen Workers’ Solidarity Federation (WSA) erschien Ende Mai 2020 folgender Text von Jason Fiore:

In den USA wurde die Covid-19-Krise noch verschärft durch den Massenkonsum von rechten, verschwörungsgläubigen Falschmeldungen, welche den Ernst der Lage herunterspielen und am freien Markt als Lösung festhalten.

Das Neue daran ist, dass der populistische Sieg von Trump die Verschwörungstheorien aus ihrem Schattendasein heraus und mitten in den Mainstream des Informationsmarktes gebracht hat. Diese Verschwörungstheorien sind ein Bestandteil der vorherrschenden Multimedia-Informationen geworden. Dabei geben die Kapitalist*innen Milliarden für Thinktanks in [Washington] D.C. aus, um teuflische Wege zu finden, wie sie die Meinung der Konsument*innen beeinflussen können, um sicherzustellen, dass diese handeln ohne Nachzudenken.

Workers' Solidarity Federation (WSA)
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Wien: Gegen die Angriffe türkischer Faschist*innen

Tagelang fanden in der österreichischen Hauptstadt gewaltsame Angriffe auf Kundgebungen von migrantischen Frauen*, sowie auf Vereinsräume kurdischer, türkischer und österreichischer Antifaschist*innen statt.

Vor allem das selbstverwaltete Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) war wiederholt Ziel von Angriffen durch einen aggressiven Mob aus “Grauen Wölfen” und Anhänger*innen der in Ankara regierenden “Volksallianz”, bestehend aus Erdogans neo-osmanischer AKP mit der “Partei der Nationalistischen Bewegung“ (MHP).

Aus Protest gegen den rechten Straßenterror sind am 27.06.2020 im Stadtteil Wien-Favoriten tausende Antifaschist*innen auf die Straße gegangen, um zu zeigen, dass sie sich davon nicht einschüchtern lassen. Auch das Wiener Arbeiter*innen Syndikat (WAS) hatte zu der Demonstration aufgerufen, die unter dem Motto “Gegen die Aggressionen und Angriffe türkisch-nationalistischer und islamistischer Gruppen” stattfand.

Antifaschismus international
Außerdem hat das WAS einen Bericht veröffentlicht, der die Angriffe auf kurdische Solidaritätsstrukturen in Wien in einen Zusammenhang mit Erdogans aktuellem Angriffskrieg gegen die Selbstverwaltung des Demokratischen Konföderalismus in Rojava stellt, sowie auf die militaristische Außenpolitik der Türkei im libyschen Stellvertreter*krieg verweist.

Daher scheint der Zeitpunkt der nationalistisch-faschistischen Offensive kein Zufall zu sein, zumal auch in Deutschland vermehrt Angriffe auf Demonstrationen der Kurdistan-Solidarität stattfinden.

Bangladesch: Schluss mit den Kündigungen in der Corona-Krise

Der Sekretär der Anarcho-Syndikalistischen Föderation Bangladesch (BASF-IAA) informiert in einer Erklärung vom 23.06. darüber, dass die Arbeiter*innen verschiedener Firmen wegen der Corona-Pandemie unter menschenunwürdigen Lebensbedingungen leiden.

Bangladesh Anarcho-Syndicalist Federation (BASF-IWA)

Es gibt [aufgrund der Auftragsrückgänge europäischer und US-amerikanischer Firmen in der Textilindustrie] Kündigungen in zahreichen Betrieben, bei denen die Arbeiter*innen nicht humanitär behandelt werden, sondern extrem unmenschlich.

Einer Statistik zufolge wurden seit 08.06. bereits 16.589 Kündigungen ausgesprochen, in [den Millionenmetropolen] Dhaka, Narayanganj, Gazipur und Chittagong. Diese Zahl ist jedoch in Wirklichkeit weit größer. Eine andere Studie hat herausgefunden, dass bisher 38 Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz aufgrund des Corona-Virus verloren haben.

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USA: Gerechtigkeit für George Floyd

In dem Webmagazin “ideas & action” der Basisgewerkschaft Workers’ Solidarity Federation (WSA) erschien am 10.06.2020 folgender Artikel zum Thema Anti-Rassismus:
 

“Der Tod von George Floyd geschah inmitten von wellenförmigen Krisen, welche in den Gemeinschaften von Farbigen ihre Verwüstungen anrichten: Die ungebremste Klimakrise und der fehlerhafte Umgang mit der COVID-19-Pandemie. Und wie alle Katastrophen trifft es in jedem Land die Arbeiter*innen und Armen.

In den Vereinigten Staaten haben wir vor kurzem die Zahl von 100.000 Toten aufgrund des COVID-19-Virus überschritten. Unter den Arbeiter*innen im Gesundheitswesen und anderen lebensrettenden Versorger*innen gibt es unzählige Held*innen. Die Kehrseite davon besteht darin, dass wir als unentbehrliche Arbeiter*innen meist das schlecht bezahlte Kanonenfutter des Kapitalismus sind, welcher zu überleben versucht. Die Schwarzen und Braunen Gemeinschaften trifft es unverhältnismäßig am härtesten. Am 26. Mai haben wir das virale Video gesehen, wie Mr. George Floyd durch die Polizei von Minneapolis ermordet wurde. Proteste und Unruhen brachen in Minneapolis aus und ein Aufstand des Gewissens verbreitete sich wie ein Lauffeuer in Städten und Ortschaften im ganzen Land. Und rund um den Globus entstanden Proteste aus Solidarität.

CreativeCommons: BY-SA ( Continue reading USA: Gerechtigkeit für George Floyd

USA: Gewerkschafter*innen unterstützen den Aufruhr

Eine Lokalgruppe der anarchosyndikalistischen Workers‘ Solidarity Alliance (WSA) in der Region San Francisco / Bay Area hat folgenden antirassistischen Aufruf veröffentlicht:

Das unerwartete Ausmaß der Unruhen in der letzten Woche zeigt deutlich die Unzufriedenheit auf mehreren Ebenen, sowie eine weit verbreitete Ablehnung und Kritik der rassistischen und unterdrückerischen Rolle der Polizei als Institution in den USA. Das aktuelle Thema ist ein weiterer Polizeimord an einem schwarzen Mann – die Ermordung von George Floyd durch Cops in der Stadt Minneapolis. Aber in den Protesten werden auch oft andere Polizeimorde an schwarzen Menschen aus letzter Zeit angesprochen.

WSA-Logo

Wir fordern Gerechigkeit für George Floyd, Breonna Taylor, Ahmaud Arbery und die vielen hundert anderen schwarzen Leute, die im vergangenen Jahr von der Polizei ermordet wurden. Seit der kaltblütigen Erschießung von Oscar Grant im Jahr 2009 sind mahr als 200 Leute von der Polizei in der Region Bay Area erschossen und ermordet worden: Mario Woods, Alan Blueford, Kenneth Harding Jr. und andere. Erst vor einigen Tagen hat die Poliezi in Vallejo auf einen jungen Mann geschossen und dabei getötet, obwohl er kniete und die Händer erhoben hatte. Im letzten Jahrzehnt wurde keiner der Polizist*innen in Vallejo wegen Anwendung tödlicher Gewalt bestraft, trotz mehrerer polizeilicher Erschießungen.

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Indonesien: Was Anarchosyndikalismus ist und wie wir arbeiten

Offener Brief an die Medien und alle Arbeiter*innen auf der ganzen Welt

Als Antwort auf die Geschichten, die in letzter Zeit in Indonesien über den Anarchosyndikalismus verbreitet wurden, möchte das „Workers Solidarity Syndicate“ Folgendes klarstellen:

Eine anarchosyndikalistische Gruppe setzt sich für die Selbstbestimmung von Arbeiter*innen ein, durch ein unabhängiges System der Selbstverwaltung mit dem Ziel des Wohlergehens der Arbeiter*innen ohne Unterdrückung.
Das Vorgehen von Politiker*innen, Staat und Polizei, die versuchen uns mit einem Diskurs der Dämonisierung und Kriminalisierung des Anarchosyndikalismus einzuschüchtern, ist eine psychologische Kriegsführung, die wir entschieden ablehnen. Das ist besonders darauf bezogen, dass es – entgegen der Unterstellungen durch die Polizei – in keinem einzigen Fall zu Plünderungen gekommen ist.

Erster Mai: Demo in Surabaya

Genau genommen haben solche Plünderungen, welche sie in der Schmähkampagne der Herrschenden angeprangert werden, ein negatives Potenzial, das im Widerspruch zu unseren Grundsätzen als Arbeiter*klasse steht. Aus Sicht der Arbeiter*klasse sind keine Zerstörungen nötig, um einen grundlegenden Wandel hervorzubringen. Wir konzentrieren uns daher auf die Verbesserung des Wohlergehens unserer Klasse, indem wir eine deutliche und ausgleichende Verhandlungsposition gegenüber den Kapitaleigentümer*innen und Herrschenden stärken. Continue reading Indonesien: Was Anarchosyndikalismus ist und wie wir arbeiten

Bulgarien: Repression gegen streikendes Gesundheitspersonal

Die Basisgewerkschaft ARK berichtet Ende Mai 2020 über Angst und Wut im Arbeitskampf beim größten Krankenhaus des Landes in Pirogov. In den Tagen zuvor hatte ein – selbst für bulgarische Verhältnisse – beispielloser Angriff der staatlichen Repression auf die “Gewerkschaft des Medizinischen Fachpersonals” (SBMS) begonnen.

Bereits seit über einem Jahr finden dort Proteste und Streiks im Gesundheitswesen statt. Die Pflegegewerkschaft SBMS kämpft für menschenwürdige Gehälter und Arbeitsbedingungen, sowie für ein Ende der Vermarktung der menschlichen Gesundheit, unter der alle leiden.

Kundgebung von Gesundheitsarbeiter*innen Continue reading Bulgarien: Repression gegen streikendes Gesundheitspersonal