Die ZSP-IAA Warschau hat Ende Oktober einen Brief mit Forderungen an das Universitätscafé der SWPS [Universität für Sozial- und Geisteswissenschaften] übergeben. Das Café hat oftmals die Lohnzahlung der Arbeiter*innen verzögert und es gibt auch andere ausbeuterische Praktiken. Schließlich gab es einen Arbeitskampf und ein*e Arbeiter*in wurde nicht bezahlt.
Der Gewerkschaft ZSP sind viele Fälle bekannt, in denen die Rechte der arbeitenden Studierenden missbraucht werden und sie rät den Leuten: Organisiert euch und schlagt zurück!
Seit Mai 2022 gibt es wieder eine Publikation aus der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA), das Nachrichten und Hintergrundinformationen in der künstlichen Weltsprache Esperanto veröffentlicht.
Darunter Berichterstattung, wie über den Kongress zur 100-Jahr-Feier der anarchosyndikalistischen Internationale (Internacia Laborista Asocio) im spanischen Alcoy. Oder antimilitaristische Solidaritätsaufrufe gegen Krieg und Repression in Russland, Ukraine und Belarus. Ebenso, wie aktuelle Texte gegen den Krieg in Israel und Gaza nach dem Massaker der Hamas vom 07.10.2023.
Hinzu kommen auch historische Rückblicke auf revolutionäre Ereignisse, wie die Pariser Kommune. Von einer weiteren interessanten Geschichte wird berichtet: Während des Spanischen Bürger*krieges gelang im Mai 1938 etwa 800 Gefangenen die Flucht aus dem Gefängnis von San Cristóbal, indem sie ihre Pläne auf Esperanto besprachen, da die Wärter davon nichts verstanden.
Als Bestandteil des revolutionären Internationalismus hatte die Gewerkschaft CNT-IAA die weltweit verbreitete Sprache damals intensiv gefördert. Und nach Beginn der Revolution im Juli 1936 gemeinsam mit der Anarchistischen Föderation Iberiens (FAI) in Barcelona eine eigene Publikationen herausgegeben (https://informabulteno.wordpress.com/1936/07/25/1/). Dort schrieb unter anderem der deutsche Anarchosyndikalist Augustin Souchy, der jahrelang im Sekretariat der IAA arbeitete (siehe auch „Die IAA 1922 bis 1937“, in „Schwarz-Rote Feder“, Nr. 3)
Auf diese Tradition bezieht sich auch das gleichnamige Online-Magazin „Informa Bulteno“, das heutzutage von der französischen Sektion der IAA herausgegeben wird (Kontakt: CNT-AIT, 7 rue St Rémésy 31000 Toulouse).
Auf dem Blog informabulteno.wordpress.com finden sich aber nicht nur zahlreiche Artikel aus dem historischen, wie dem aktuellen „Informa Bulteno“, sondern auch viele Artikel zu esperantistischen Texten aus aller Welt – von Südamerika bis Ostasien. Auch mehrere Ausgaben der von der brasilianischen Basisgewerkschaft COB-IAA in São Paulo 2010/2011 herausgegebenen Monatszeitschrift „Anarkio“ sind dort online archiviert.
Es gibt also viel zu entdecken. Zumal die von Ludwik Zamenhof 1887 konstruierte Plansprache in ihren Grundzügen recht einfach zu lernen ist. Auch, wenn sich mittlerweile Englisch als Weltsprache (nicht nur in den ehemaligen Kolonien) durchgesetzt hat.
Das Wiener Arbeiter*innen-Syndikat (WAS-IAA) hat sich solidarisch erklärt mit den Betriebsversammlungen, sowie dem Streik in den örtlichen Kindergärten, welche am 24.10. stattfanden:
Solidaritätsnote mit den streikenden KollegInnen der Wiener Kindergärten
Liebe streikende Kolleginnen und Kollegen der Wiener Kindergärten,
Wir sind die anarchistische Basisgewerkschaft Wiener ArbeiterInnen-Syndikat (WAS) – eine Organisation von ArbeiterInnen aus allen Branchen und sonstige Ausgebeutete.
Wir solidarisieren uns mit Euch in Eurem Arbeitskampf und Streik am Dienstag, den 24. Oktober 2023 um bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal!
Leider ist es noch immer strukturell so, dass Pflegearbeit und Pädagogik systematisch unterbezahlt ist, da sie in der Logik des kapitalistischen Systems keinen Mehrwert einbringen. Die Ressourcen sind immer knapp und gleichzeitig gibt es Druck auf die ArbeiterInnen, weiterzuarbeiten, da man ja sonst anderen schaden würde (in diesem Fall den Eltern). Doch der Arbeitskampf ist die einzige Möglichkeit, diese unhaltbaren Zustände zu verbessern, womit allen geholfen wird, auch Kindern und Eltern.
Daher erklären wir uns solidarisch und unterstützen Euren Arbeitskampf und Eure Arbeitsniederlegung.
Erneut hatte die Internationale Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) für Anfang Oktober zu einer Aktionswoche gegen das weit verbreitete Problem der nicht-ausgezahlten Löhne aufgerufen.
In mehreren Ländern wurden Aktionen und Veranstaltungen durchgeführt, sowie Informationen zum Thema Lohnraub veröffentlicht, um die Lohnabhängigen zu ermutigen ihren Kampf am eigenen Arbeitsplatz aufzunehmen und sich für ihre Rechte einzusetzen.
Zum Beispiel hat die polnische Basisgewerkschaft ZSP-IAA ein Faltblatt erstellt, auf dem das Vorenthalten von Entgeltzahlungen angeprangert wird und mögliche kollektive Handlungsmöglichkeiten aufgezählt werden.
Erst kürzlich hatte eine ehemalige Mitarbeiterin der Billigbuchhandlung „Jarosław Granos“ in der polnischen Hauptstadt Warschau von ihrem ex-Arbeitgeber Nachzahlungen in Höhe von etwa drei Monatslöhne durchsetzen können. Die Firma schuldete der ZSP-Gewerkschafterin nämlich unbezahlte Überstunden, hatte sie unterhalb des Mindestlohns bezahlt und ihr den Urlaubsausgleich vorenthalten.
Auch in Australien sind solche Formen des Lohnraubs bekannt und werden aktuell von der Anarcho-Syndicalist Federation in einem Arbeitskampf angegangen. Bereits am 15. August 2023 fand in Melbourne eine Protestaktion der ASF-IAA gegen nicht ausgezahlte Entgelte bei dem Café D.G. Espresso statt. Dabei geht es auch um vorenthaltene Trinkgelder, was in der Gastronomie allgemein eine beliebte Maßmahme der Chefs ist, um sich zusätzliche Einnahmen auf Kosten der Arbeiter*innen zu verschaffen.
Denn wer z.B. bei Krankheit keinen Lohn erhält, unbezahlte Überstunden leisten muss, keinen Urlaub nehmen darf, dauernd unfreiwillig in Teilzeit ist, nicht sozialversichert wird, für gleiche Arbeit ungleich entlohnt wird bzw. beim Gehalt diskriminiert oder unterhalb des Mindestlohns bezahlt wird, ist von einer Form des Lohnraubs betroffen.
Dagegen kämpfen Anarchosyndikalist*innen weltweit selbstorganisiert mit direkten Aktionen. Um gemeinsam Schluss zu machen mit Ausbeutung, Ungleichheit und Unterdrückung – für ein Ende von Zwangsarbeit und moderner Sklaverei!
Nachtrag:
In Kroatien haben Mitglieder der MASA vor dem Bahnhof in Zagreb hunderte Flugblätter zum Thema verteilt und dabei überwiegend positive Rückmeldungen erhalten und planen eine weitere Aktion gegen Lohnraub.
Die australische Anarcho-Syndicalist Federation (ASF) berichtet über den erfolgreichen, aber langjährigen Arbeitskampf der Entlassenen bei Ansell:
Nach einem fast 10 Jahre andauernden Kampf um Gerechtigkeit haben die wegen des Versuchs der Organisierung am Arbeitsplatz entlassenen Ansell-Arbeiter*innen die geforderte Entschädigung als Ausgleich erhalten. Dies ist ein weiteres Beispiel für die Macht der internationalen Solidarität.
Im Oktober 2013 wurden in Sri Lanka 11 Mitglieder der Free Trade Zone and General Services Employee Union (FTZGSEU) – angeschlossen an IndustiALL – ungerechtfertigt gekündigt, weil sie sich am Arbeitsplatz in einer Fabrik von Ansell organisiert hatten. Ansell ist ein in Australien ansässiges multinationales Unternehmen, das sich auf Gummiprodukte spezialisiert hat.
Die Gewerkschaftsvertreter*innen der FTZGSEU hatten vergeblich versucht Ansell in Sri Lanka von Gerichten verurteilen zu lassen. Am 8. Oktober 2015 hatten australische Funktionär*innen der Gewerkschaften TCFUA, AMWU und CFMEU auf einer Aktionärsversammlung gesprochen, jedoch vergeblich. Aus Solidarität hatten in Melbourne etwa 50 Gewerkschafter*innen bei der Firmenzentrale im Stadtteil Richmond (Victoria) demonstriert.
Obwohl die Gerichte in Sri Lanka zugunsten der 11 entlassenen Arbeiter*innen enschieden hatten, war das Unternehmen Ansell gegen den Beschluss in Berufung gegangen und der Fall hat sich lange hingezogen. Die 11 Gekündigten beschlossen den Kampf weiterzuführen und wurden von jener Gewerkschaft im Stich gelassen, für die sie versucht hatten sich zu organisieren, weshalb sie nun Hilfe suchten, wo sie welche finden konnten. Sie nahemen zu zahlreichen Gewerkschaften und Arbeiter*innen-Organisationen auf der ganzen Welt Kontakt auf.
Im Februar 2021 erhielt der Generalsekretär des Asien-Pazifik-Untersekretariates der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) eine Mitteilung von den 11 gefeuerten Arbeiter*innen, die darin ihre Situation darlegten. Diese Nachricht hat er an die ASF Melbourne North weitergeleitet, welche direkten Kontakt mit den Entlassenen aufnahm und beschloss sie in deren Streben nach Gerechtigkeit zu unterstützen.
Die ASF Melbourne North hat dann eine Kampagne von Protestkundgebungen vor der globalen Zentrale von Ansell in Melbourne organisiert. Und Mitglieder der IAA aus aller Welt haben mehrfach Protestmails an Ansell geschickt. Die ASF Melbourne North bekam Unterstützung von der Workers Solidarity Alliance(IAA-Mitglied in den USA) und von der CNT-IAA Frankreich, mit Hintergründen und Aufklärung zur Vorbereitung einer internationalen Erweiterung der Solidaritätskampagne.