Das Wiener Arbeiter*innen-Syndikat (WAS-IAA) berichtet, dass die Klage mit ihrer Unterstützung eingestellt wurde:
Der Wiener Campingmobil-Verleih „Camperea“ wurde vor rund drei Jahren
vom jetzigen Chef der Firma übernommen. Zusätzlich ist dieser Besitzer
eines Tonstudios („Audiowien“) sowie einer Werbeagentur. Im Sommer 2021
hat unser Kollege für vier Monate dort geringfügig gearbeitet.
Während der Arbeitszeit kam es bei einer Fahrt zur Waschanlage leider
zu einer Beschädigung eines Wohnmobils. Daraufhin versuchte der
Firmenbesitzer einen Teil des Vollkasko-Selbstbehalts vom Kollegen
zurückzufordern. Jedoch gilt in Österreich das sogenannte Dienstnehmerhaftpflichtgesetz (DHG).
Darin steht: „Für eine entschuldbare Fehlleistung haftet der
Dienstnehmer nicht.“ Heißt: Chefs dürfen von Arbeiter:innen nichts
verlangen, solange diese nicht fahrlässig gehandelt haben. Was in diesem
Fall noch dazugekommen ist: Autofahren war kein Teil der
Dienstverpflichtung. Erst nach rund einem Monat wurde dies auf einmal
per Dienstanweisung doch zur Aufgabe erklärt.
Viel zu wenige Arbeiter:innen wissen, dass sie grundsätzlich nicht
schadenersatzpflichtig sind, solange ein Schaden während der
Arbeitszeit nicht fahrlässig oder gar mutwillig herbeigeführt worden
ist! Chefs versuchen jedoch immer wieder Geld von Lohnabhängigen zu
bekommen.
Anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) und des 180. Geburtstags des Anarchokommunisten Peter Kropotkin möchten anhand eines Artikels von Vadim Damier daran erinnern, in welchem Zusammenhang beide standen:
Diese Gleichzeitigkeit hat durchaus einen symbolischen Charakter. Kropotkin war zwar nie Mitglied einer revolutionär-syndikalistischen oder anarchosyndikalistischen Organisation, doch er steuerte einen wichtigen Beitrag zur Gründung der anarchosyndikalistischen Internationalen bei und seine Vorstellungen hatten einen enormen Einfluss auf deren Ziele und Prinzipien.
Kropotkin war einer der ersten anarchistische Denker, der eine Restauration des antiautoritären Flügels der Ersten Internationalen ins Leben rief und er führte diese Kampagne zu eine Zeitpunkt an, als ein Großteil der libertären Bewegung noch der so genannten „Propaganda der Tat“ anhing. Die Basis für diesen Wiederaufbau sah Kropotkin in den Gewerkschaften. In seinem „Bulletin der Jura Föderation“ schrieb er wiederholt über die ArbeiterInnenbewegung und Gewerkschaften. Zu dieser Zeit suchte er nach Kontakten zu gewerkschaftlichen Kreisen. In der Zeitschrift „Le Révolte“ veröffentlichte er rund 20 Artikel über die Notwendigkeit von Gewerkschaften, zu einer Zeit, als diese Ideen von anarchistischen Aktivist/innen und Agitator/innen, wie Jean Grave, Errico Malatesta oder Johann Most (1) nicht befürwortet wurden.
Mit all seiner Kraft argumentierte Kropotkin für die Stärkung der Gewerkschaften und das Engagement von Anarchist/innen in diesem Bereich. In der Zeitschrift „Freedom“ rief er zu einer universalen „Versammlung der Arbeit“ auf und im Jahr 1901 befürwortete er die Bildung einer „internationalen Föderation der Gewerkschaften auf der Erde“. Der Streik der radikalen Metallarbeiter/innen in Barcelona im Jahr 1902 und das Aufkommen einer Streikbewegung in Europa hatten bei ihm große Erwartungen geweckt. Diese Ereignisse veranlassten Kropotkin zu dem Vorschlag der Bildung einer „Internationalen Vereinigung der Arbeit“. Anselmo Lorenzo äußerte diesen Vorschlag für ihn in der Zeitschrift „Tierra and Libertad“ im September 1902. Er warf die Frage über die Organisation einer Internationalen auf, die im allgemeinen sozialistische Ziele und die Vergesellschaftung der Ökonomie vertrat. Außerdem die Selbstemanzipation der arbeitenden Menschen, der Kampf gegen die Ausbeutung von Frauen und Kinderarbeit, die Förderung der Kooperation und einen zukünftigen Plan für die sozialistische Enteignung der Produktion.(2) Beim Ausbau eines detaillierten Programms sollten die Ziele der alten Internationalen berücksichtigt werden. Interessanterweise weigerte sich der Herausgeber der Zeitschrift, Federico Urales, diese Vorschläge zu veröffentlichen, den er sah darin eine rückwärtsgewandte Vereinfachung.