Internationale Nachrichten – Januar 2018

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Slowakei: Lohnraub bei „Space Mania“

Die Basisgewerkschaft Priama akcia (PA-IAA) unterstützt einen Arbeitskampf wegen vorenthaltenen Lohnes von über 200 Euro in einem Familien-Spielcafe in Senec, nahe der Hauptstadt Bratislawa. Der Chef weigert sich seit Oktober 2017 trotz mehrmaliger schriflicher Aufforderungen das Geld zu zahlen, welches er seiner ehemaligen Mitarbeiter*in Mia schuldet.
Doch trotz der Drohungen bzw. falschen Anschuldigungen des Chefs und angesichts der herbeigeholten Polizei und Rechtsanwält*innen, hat sie mit einer Freundin mehrmals vor dem Eingang für ihr Recht demonstriert und nun auch gemeinsam mit der Priama Akcia eine Kundgebung organisiert.

PA-IAA: SpaceMania 2018

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Spanien: Studientag in Albacete

Die Studierenden-Sektion der CNT-IAA Albacete organisiert am 03.02.2018 einen anarchosyndikalistischen Studientag unter dem Motto „Wozu brauchen wir Stellvertreter*innen, wenn wir Versammlungen haben?“. Damit wollen die notwendige Kritik am Parlamentarismus in der Student*innen-Bewegung verbreiten. Außerdem möchten sie den Diskurs über die Verteidigung der Vollversammlungen weiter vertiefen, aber vor allem aber verweisen sie auf das Scheitern der Führerschaft und auf die mangelnde Beteiligung der Studierenden an ihren eigenen Kämpfen hin.
Die Basisgewerkschaft hofft dabei, ein Klima der Reflexion und des gegenseitigen Lernens unter allen Menschen schaffen können. Sie setzt sich weiterhin für Selbststudium, Diskussion und Engagement ein.

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Spanien: Ein Arbeitsunfall und seine Folgen

Guillermo Arias ist einer von Tausenden Arbeiter*innen, die jedes Jahr einen Betriebsunfall erleiden. Der Arbeiter aus Huesca leidet seit Jahrzehnten an den Folgen eines schweren Sturzes auf den Kopf, welcher von der Malerfirma Lapanto vertuscht werden sollte. Er wurde nach dem Sturz im Jahr 1992 bewusstlos aus der Werksanlage gebracht, um vorzutäuschen, dass sich der Unfall woanders ereignet hätte. Infolge der Quetschungen, Brüche und eines Schädel-Hirn-Traumas musste er fast zwei Jahre lang im Krankenhaus behandelt werden.

Da der Unfallbericht vom Unternehmen gefälscht wurde und schon in der Notaufnahme versucht wurde den Vorfall herunterzuspielen, muss er bis heute nicht nur gegen die ständigen Schmerzen, sondern auch für die Offenlegung der Krankenunterlagen, sowie eine angemessene Entschädigung kämpfen. Das Unternehmen versuchte sogar das Unfallopfer wegen seines Widerstandes auf 15.000 Euro Strafe und 2 Jahre Gefängnis zu verklagen.
Erst im Oktober 2017 bekam Guillermo die medizinischen Untersuchungsergebnisse und kann nun eine entsprechende Therapie einleiten. Daher hat er nun mittels einer Petition auf change.org seinen Fall vorgestellt, um über diesen Skandal zu informieren und die Wiedereröffnung der Untersuchung durch die Arbeitsaufsicht einzufordern, was mittlerweile wohl geschehen ist. Dabei wird er unter anderem von der CNT-IAA Granada unterstützt.

Guilliermo Arias (2014)

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Brasilien: Aufruf zum Wahlboykott

Das Allgemeine Syndikat der COB-IAA in Araxá veranstaltet am 21.01. einen Vortrag mit Diskussion über Nichtwählen und anarchistischen Wahlboykott. Als Anarchosyndikalist*innen setzen sie sich statt Stellvertretung in Betrieb oder Parlament für direkte Aktionen ein. Angesichts zunehmender Ausbeutung und Repression, sowie der faschistischen Gefahr, kämpfen sie selbstbestimmt für die Würde und die Rechte der Arbeiter*innen, gegen Armut und Erwerbslosigkeit.

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Australien: Besuch aus Indonesien

Alvin Noza von der Basisgewerkschaft „Persaudaraan Pekerja Anarko Syndikalis“ (PPAS) aus Jakarta wird am 28.01. zu Besuch in Melbourne sein. Auf Einladung der lokalen ASF-IAA soll über Anarchosyndikalismus in Indonesien informiert werden. Ein Schwerpunkt der Präsentation wird der Arbeitskampf der Uber-Fahrer*innen von der Gewerkschaft KUMAN sein. Aber auch über andere Arbeitskämpfe, z.B. in der Fast-Food-Gastronomie, sowie von den Arbeiter*innen im Internationalen Container-Terminal der Hauptstadt Jakarta, soll berichtet werden.

Arbeitskampf bei Uber Jakarta 2017

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Belgien: Streik bei Deliveroo

In Brüssel und Liège haben am 13.01. über 130 Fahrer*innen der Internet-Plattform „Deliveroo“ gestreikt. Ende Oktober 2017 hatte das Unternehmen angekündigt, die Zusammenarbeit mit der Genossenschaft „SMart“ zu beenden, die den überwiegend studentischen Fahrer*innen momentan Vertragsbedingungen als sozialversicherte Arbeitnehmer*innen, sowie anteilige Reparaturkosten bietet. Ende Januar 2018 sollen sie nun alle als Scheinselbständige weiterarbeiten und dann nicht mehr nach Arbeitszeit (mind. 3h), sondern nach Auslieferung bezahlt werden, was ein geringeres Einkommen für bedeuten würde.

Die Essenskurier*innen trafen sich an zentralen Plätzen, meldeten sich mit ihren Handys bei der Firmen-App ab und fuhren mit ihren Fahrrädern durch die Innenstädte, um Restaurants aufzusuchen, die mit der Online-Vermittlung zusammenarbeiten. Bei spontanen Kundgebungen riefen sie die Gastronom*innen zur Solidarität mit ihrem Arbeitskampf und zu einem zweiwöchigen Boykott des Bestellservice auf. Auch drohten sie damit, im Fall von Streikbruch, das Essen abzuholen und gemeinsam an Obdachlose zu verteilen. Das unabhängige „Kurier-Kollektiv“ (Collectif des coursier-e-s) hat den Protest organisiert und wurde dabei von verschiedenen Gewerkschafter*innen unterstützt. Auch aus Flandern, Mechelen, Antwerpen und Gent wird von Mobilisierungen der Deliveroo-Fahrer*innen berichtet.

#BoycottDeliveroo

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Tunesien: Landesweite Sozialproteste

Bei den Demonstrationen gegen steigende Lebenshaltungskosten haben sich in der Hauptstadt Tunis auch Anarchist*innen an den Kundgebungen beteiligt, berichtet ein Aktivist. Auch soll es dort bisher rund 400 politische Gefangene nach den zahlreichen Protesten, Plünderungen und Straßenkämpfen mit der Polizei geben. Sieben Jahre nach der Revolution von 2011 in dem nordafrikanischen Land ist die wirtschaftliche und soziale Lage angesichts einer erhöhten Mehrwertsteuer und der Inflationsrate von mehr als 6% zunehmend prekär geworden.

Foto: MalekKhemiri (12.01.2018)

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New York: Proteste für kämpfende Arbeiter*innen und gegen Trump

Zur Unterstützung der rund 1.700 seit März 2017 für Rente und Krankenversorgung streikenden Arbeiter*innen beim Kabelbetreiber „Spectrum“ (Time Warner Cable) fand am 15.01. eine Kundgebung verschiedener Organisationen statt, darunter auch die lokale Workers‘ Solidarity Alliance (WSA). Der antikapitalistische Protest fand im Rahmen der Aktionstage anlässlich des ersten Jahrestags der Amtseinführung des US-Präsidenten statt, die am 20.01. mit Abschlussdemonstrationen enden sollen.

Dabei geht es nicht nur um die rechtspopulistische Herrschaft des Präsidenten und die zunehmende Repression, sondern auch um Solidarität mit kämpfenden Arbeiter*innen und verfolgten Gewerkschafter*innen, sowie mit allen Gefangenen. Vor allem gilt es, die 200 Angeklagten zu unterstützen, die noch wegen der Proteste im Januar letzten Jahres von der Staatsgewalt verfolgt werden (#DropJ20). Und zuvor ist am 18.01. auch eine anarchistische Kundgebung gegen sexualisierte Polizeigewalt geplant, da zwei Beamte der NYPD wegen einer Vergewaltigung vor Gericht stehen.

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CreativeCommons: BY-NC
(http://anarchosyndikalismus.blogsport.de)