Category Archives: Internationales / IAA

Österreich: Wilder Streik beim Samariterbund Wien

Das Wiener Arbeiter*innen-Syndikat hat sich solidarisch an einer Kundgebung zum mehrstündigen, “wilden” Warnstreik der Kolleg*innen einer ASB-Notschlafstelle für obdachlose Menschen beteiligt:

Am Mittwoch, 17. März, werden die KollegInnen des Notquartiers Gudrunstraße, eine Einrichtung für obdachlose Menschen des Samariterbunds Wien, ihre Arbeit  niederlegen – und das ohne Unterstützung des ÖGB. Denn ihre Arbeitsbedingungen sind unhaltbar und zudem soll dieses Winterquartier mit Ende April geschlossen werden und die befristeten Arbeitsverhältnisse der ArbeiterInnen werden somit nicht verlängert. […]

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Die IAA und ihre Sektionen verteidigen

Das Sekretariat der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) hat am 02.03.2021 folgende Erklärung veröffentlicht:

Das Internationale Sekretariat der IAA möchte hiermit öffentlich eine Reihe von Angriffen verurteilen, welche ihre Sektionen in verschiedenen Teilen der Welt seit Jahren erleiden müssen. Wieder einmal sind wir gezwungen unsere internationale Organisation gegen solche Aggressionen zu verteidigen.

In defense of the IWA - a federation since 1922

Es ist schwer zu sagen, wann diese Angriffe begonnen haben, aber wir wagen zu behaupten, dass es 2016 war. Damals waren die spanische CNT und die italienische USI noch IAA-Sektionen haben Stellungnahmen über die Notwendigkeit zu einem „Neubeginn“ der IAA veröffentlicht. Diese Sektionen hatten auf mehreren IAA-Kongressen eine Reihe von Anträgen gestellt, die abgelehnt wurden. Sie schlugen vor, dass einige wenige Sektionen die Mehrheit der Stimmen in der IAA übertragen bekommen sollte, wobei die spanische CNT vorherrschend würde. Und der Zugang zur IAA sollte ausschließlich „großen“ Organisationen vorbehalten sein.

Die vorgeschlagenen Änderungen zur Abstimmung waren gezielt darauf ausgerichtet, um sicherzustellen, dass die drei Sektionen, welche den „Neubeginn“ der IAA herbeiführen wollten, die Organisation kontrollieren könnten. Damit hätte der „Neubeginn“ der IAA nur mit den Stimmen dieser drei größeren Sektionen beschlossen werden können, ohne die Meinungen der Mehrheit der Sektionen zu berücksichtigen. Dabei handelte es sich um die spanische CNT, die italienische USI und die deutsche FAU.

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CNT-IAA: Trotz Wind und Wetter

Wie ein Teil der libertären Bewegung bereits erfahren hat, befindet sich die CNT-IAA seit einigen Jahren im Würgegriff einer Organisation, die sich als anarchosyndikalistisch bezeichnet und sich ebenfalls CNT [Confederación Nacional del Trabajo] nennt.

Diejenigen anarchistischen Einzelpersonen und Gruppierungen, die dem Anarchosyndikalismus emotional nicht nahe stehen, nehmen diese Situation mit Argwohn, Skepsis und sogar einer gewissen Ironie wahr. Sie sehen es für absolut dekadent und lächerlich an, dass es im spanischen Staat zwei CNTs gäbe, die aus einer „Spaltung“ entstanden wären und jetzt unversöhnlich seien. Und die zudem noch einen „Kampf um Abkürzungen“ führen würden, in der beide um die historische Bezeichnung ringen und damit die wirklichen sozialen und politischen Probleme übersehen, mit denen Anarchismus und Anarchosyndikalismus sich beschäftigen sollten.

CNT-AIT sin subvenciones, sin liberados

Wir sehen es jedoch als wichtig an, diese Vorstellung eines angeblichen Kampfes um Abkürzungen zu widerlegen und zu erklären, was im Inneren des Anarchosyndikalismus im spanischen Staat und auf internationaler Ebene vor sich geht. Da wir aber versuchen, die Lesenden nicht mit Details zu belasten, haben wir es vermieden, genauestens alle Übergriffe und den Missbrauch von Statuten und Regelungen, sowie Bedrohungen, Bestechungen und Aggressionen, die in den letzten Jahren begangen wurden aufzulisten. Wir wollen hier nur über die zentralen Fragen sprechen, ohne ins Detail zu gehen. Wir sind uns aber bewusst, dass wir noch daran arbeiten müssen, all diese beschämenden und unerträglichen Verhaltensweisen offenzulegen.

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Spanien: Proteste am Internationalen Frauen*tag

In mehreren Städten haben sich am 08. März 2021 zahlreiche Arbeiterinnen der anarchosyndikalistischen CNT-IAA an kämpferischen Aktionen, Kundgebungen, Streiks und Protesten zum Weltfrauen*tag beteiligt.

So gingen sie u.a. in Alicante, Cartagena, Granada, Madrid, Murcia und Tarragona auf die Straßen, um gegen patriarchale und kapitalistische Ausbeutung und sexistische Unterdrückung zu kämpfen. Solidarische Unterstützung erhielten sie dabei auch von Trans*personen und männlichen Gewerkschaftern.

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Häusliche Gewalt als Thema am Arbeitsplatz

Die britische Solidarity Federation Liverpool (SF-IAA) hat am 17.02.2021 folgenden Text veröffentlicht:

Im Vereinigten Königreich erlebt jede dritte Frau* und 2,5 % aller Männer* in ihrem Leben häusliche Gewalt. Ein Fünftel der berufstätigen Frauen* musste deswegen eine Auszeit nehmen, doch nur 5% aller Arbeitgeber*innen bieten spezielle Maßnahmen, um häusliche Gewalt zu thematisieren und die Mitarbeiter*innen zu unterstützen.
Foto: Vanessa Gor / WikimediaCommons
Momentan wird darüber diskutiert, die entsprechende Gesetzgebung (Domestic Abuse Bill) wegen ihrer Definition von Missbrauch zu überarbeiten. Sie soll nun auch wirtschaftlichen und finanziellen Missbrauch umfassen, um anzuerkennen, dass es den Betroffenen unmöglich ist ihr Geld zu verwalten, solange sie von ihren Missbraucher*innen abhängig sind. Das neue Gesetz mag zwar gut gemeint sein, greift jedoch zu kurz. Wir haben keine Zeit, um auf seine Verabschiedung zu warten. Oder darauf, dass Gelder und Mittel bei den Kommunen ankommen. Eine Auflistung derjenigen, die trotz dieses Gesetzes ungeschützt bleiben, wäre endlos.

Für einige Leute kann eine Flucht aus dem Missbrauch Obdachlosigkeit oder sogar Abschiebung bedeuten. Den Frauen* ohne Zugang zu öffentlichen Fördergeldern (Asylsuchende und Migrant*innen ohne Papiere) wird der Zugang zu Notunterkünften verweigert, wenn sie versuchen ihren Missbraucher*innen zu entfliehen und sie bekommen weder eine Wohnung, noch Hilfsgelder. Die Polizei tauscht zudem alle Informationen über den Migrationsstatus von Opfern mit dem Innenministerium aus, um die Einwanderung zu kontrollieren. Nicht-weiße (black and minority ethnic), migrantische, behinderte, queere (LGBTQIA) und erwerbslose Frauen* sind jetzt und in Zukunft einem höheren Risiko der Vernachlässigung ausgesetzt und werden zudem für ihr Unglück verantwortlich gemacht.

Zudem erschwert eine Mischung aus schlechten Arbeitsbedingungen und Sexismus am Arbeitslatz den Opfern und Überlebenden von Misshandlung den Zugang zu den benötigten Hilfen und Unterstützungsleistungen. Wenn wir also Solidarität am Arbeitsplatz schaffen wollen, so müssen wir uns der Tatsache bewusst sein, dass unsere Kolleg*innen möglicherweise zuhause von Gewalt betroffen sind. Und wir dürfen auch nicht die Anzeichen übersehen, falls ein*e Kolleg*in selbst Missbraucher*in ist. Continue reading Häusliche Gewalt als Thema am Arbeitsplatz

Wien: Lohnraub im Kindergarten erfolgreich abgewendet

Ein Mitglied des Wiener Arbeiter*innen-Syndikats schildert ausführlich die unhaltbaren Arbeitsbedingungen in einer Kindertagesstätte, in welche sie unrechtmäßig vom österreichischen “Arbeitsmarktservice” (AMS) vermittelt worden war. Dieser lesenswerte Bericht über den Kampf gegen die betrieblichen Zustände endet mit einer erfolgreichen direkten Aktionen gegen die Vorenthaltung des Lohns bei der Endabrechnung:

Am 7. Februar 2021 konnte das WAS einen Konflikt in einem Wiener Kindergarten erfolgreich beenden. Der Chef, der ein unglaublich patriarchales und selbstherrliches Verhalten an den Tag legt, konnte mit lediglich einem Brief, einem Telefonat und einem nachfolgenden Mail erfolgreich dazu gebracht werden, den fehlenden Lohnanteil zu überweisen. Und das innerhalb der von uns gesetzten Frist.

Das WAS betrachtet den Ausgang dieses Arbeitskonfliktes als positiv und Zeichen unserer – mittlerweile auch von FirmenbesitzerInnen wahrgenommenen – Schlagkraft. Der vorangegangene Organisierungsversuch im Betrieb ist jedoch prototypisch für diese Gesellschaft und geprägt davon, daß sich ArbeiterInnen viel zu viel gefallen lassen.

Wiener-Arbeiter*innen-SyndikatDaß der Chef, der sich in Corona- und Lockdown-Zeiten durch Entlassung oder Kündigung der allermeisten ArbeiterInnen – so auch unseres Genossen – abertausende Euros gespart hat, nun in seine Schranken gewiesen werden konnte, ist ein schöner erster Erfolg in Bezug auf diesen Betrieb. Die komplette und sehr ausführliche Geschichte könnt ihr hier nun nachlesen. Damit die ArbeiterInnen in anderen vollkommen wahnsinnigen Arbeitsverhältnissen sehen, daß die Sache System hat und nicht an einem einzelnen und individuell durchgeknallten Chef liegt,…

Den ganzen Bericht gibt es auf dem WAS-Blog:
https://wiensyndikat.wordpress.com/2021/02/17/lohnraub-im-kindergarten-erfolgreich-abgewendet/

Madrid: Kundgebung gegen Indra

Die IT-Gewerkschaftssektion der CNT-IAA in der spanischen Hauptstadt hat am 02.02.‘21 mit Unterstützung von Genoss*innen aus den Sektionen Allgemeines und Bildung am Hauptsitz des multinationalen Konzerns Indra in Alcobendas (Region Madrid) im stömenden Regen eine Protestkundgebung abgehalten.

Foto: CNT-IAA Madrid

Grund für die Solidaritätsaktion ist der Kampf der Indra-Arbeiter*innen von der CNT-IAA Sagunto, die seit langem gegen dieses Unternehmen vorgehen. Bei diesem Telekommunikationsdienstleister, der auch Rüstungsaufträge erfüllt, verschmelzen sich beispielhaft die Interessen des Staates (Mehrheitsaktionär) und der Unternehmer*innen mit den Absichten der reformistischen Gewerkschaften (UGT und CC.OO), welche im Betriebsrat den Interessen der Arbeiter*innen entgegen stehen. Continue reading Madrid: Kundgebung gegen Indra

Weniger Leben = weniger Arbeit (Die Work-Life-Balance)

Die Solidarity Federation (SF-IAA) hatte Mitte Mai 2020 den folgenden Artikel veröffentlicht, der leider immernoch aktuell ist – nicht nur in Britannien.

Nach dem Applaus für das Gesundheitspersonal, ein paar Ideen zur Entschädigung: täglicher Dienstzuschlag, erhöhter Stundensatz und sogar ein Orden für’s Arbeiten während der Pandemie.

Viele von uns im öffentlichen Gesundheitswesen (NHS) arbeiten im Schichtsystem – Tag und Nacht – das ganze Jahr. Uns tötet nicht nur das Virus, sondern auch unsere Schichtarbeit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2007 festgestellt, dass Arbeiten im Schichtbetrieb wahrscheinlich krebserregend ist (Straif et al. 2007) [1]. Studien, wie die von Gu et al. (2015) [2], haben gezeigt, dass Schichtarbeit, vor allem nachts, unser Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychische Probleme, Imunschwäche, Krebs und letztlich die Sterblichkeit erhöht.

Anstatt also unser Leben für eine geringe finanzielle Entschädigung derart kaputt zu arbeiten, wäre es nicht besser, wenn wir unser Leben zurück bekämen? Ein besseres Gleichgewicht von Arbeit und Leben würde eine verkürzte Arbeitswoche bei vollem Lohnausgleich bedeuten.

Die Personalbindung ist ja ein ständiges Thema im öffentlichen Gesundheitswesen und wenn uns mehr von unserem Leben zurückgegeben würde, könnte das doch hilfreich sein. Um den bereits bestehenden Personalmangel abzudecken, könnte man Erwerbslosen Jobs und Weiterbildungen in vielen verschiedenen Bereichen anbieten. 

Das öffentliche Gesundheitsystem hat sich schon vor der Covid-19-Pandemie an einem kritischen Punkt befunden, wobei unsere Möglichkeiten Dienstleistungen anzubieten nicht den Bedarf der Gesellschaft und unserer Patient*innen decken kann. Wir müssen in unser Gesundheitspersonal investieren, aber auch in die nötige Infrastruktur.

Solche Verbesserungen sollten für alle da sein und jede*m zur Verfügung stehen. Es würde auch unsere Wirtschafts- und Erwerbstätigkeit anregen, wenn mehr Leuten Arbeit angeboten würde: Amblulanzdienste, Ingenieur*innen, Pförtner*innen, Köch*innen, Wissenschaftler*innen, Hilfsarbeiter*innen, Techniker*innen, Fachkräfte, Ärzt*innen, Pfleger*innen, Psychiater*innen, Reinigungspersonal, Rezeptionist*innen, Pharmazeut*innen, Verwaltungskräfte, Fahrer*innen, Einkäufer*innen, Bauarbeiter*innen, Instandhaltung, Erfinder*innen, Programmierer*innen, um nur einige zu nennen.

Die Gesundheitspflege betrifft alle Lebensbereiche (Person, Arbeit, Wohnen, Bildung, Ernährung) und wir sollten versuchen, das bestmögliche Gesundheitssystem aufzubauen. Dieses sollte auf gegenseitiger Hilfe gründen und auf einer Zusammenarbeit der öffentlichen Gesundheitsdienste in verschiedenen Ländern.

Wir leben und arbeiten in bisher nie dagewesenen Zeiten, in denen die Risiken momentan hoch sind, aber das waren sie auch schon vor der Pandemie. Unsere Leben stehen jedoch nicht zur Verhandlung – lasst uns einfach ohne Kompromisse weniger arbeiten.

Solidarity Federation Edinburgh

1) Straif, Kurt et al. (2007). Carcinogenicity of Shift-Work, Painting, and Fire-Fighting. Lancet Oncology, 8 (12): 1065-1066. https://doi.org/10.1016/S1470-2045(07)70373-X

2) Gu, Fangyi (2015). Total and Cause-Specific Mortality of U.S. Nurses Working Rotating Night Shifts. American Journal of Preventive Medicine, 68 (3): 241-252. https://doi.org/10.1016/j.amepre.2014.10.018

Quelle:
http://www.solfed.org.uk/edinburgh/reduced-life-reduced-work-the-worklife-balance

Übersetzung:
Anarcho-Syndikalistisches Netzwerk – ASN Köln (CC: BY-NC)

Russland: Über die aktuellen Proteste für Nawalny

Die IAA-Sektion in der Region Russland hat folgende Erklärung veröffentlicht:

Wir als Anarchist*innen und Anarchosyndikalist*innen betrachten es als absolut  inakzeptabel, uns für eine Seite der politischen Bühne zu entscheiden. Dieses Polit-Theater wird inszeniert von den Unterstützer*innen des Rechtspopulisten Nawalny, der leider “berühmt” ist für seine offen nationalistischen, migrationsfeindlichen, anti-kaukasischen und antisemitischen Äußerungen.

Fotos von Putin und NavalnySich den Demonstrationen anzuschließen, zu denen sie aufrufen, würde (unabhängig von allen Entschuldigungen oder “Erklärungen”) bedeuten, eine der politischen Banden zu unterstützen, welche einen schmutzigen und prinzipienlosen Machtkampf führen.

Wir als Anarchist*innen glauben, dass sowohl das aktuelle autoritäre Regime im Kreml, welches die Nachfolge von Jeltzins neoliliberaler Clique angetreten hat, als auch das Oppositionslager unter der Führung von Nawalny, welches nun versucht die Führung der gesamten Masse von Unzufriedenen zu übernehmen, bloß die Interessenvertretungen der wahren Herrschenden im Land sind – die mächtige Oligarchie und ihre “Eiserne Ferse“.
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