Madrid: Gewerkschaft kämpft für Corona-Opfer Marijose

Vor der Bildungs– und Jugendbehörde in der spanischen Hauptstadt haben am 11.05.2021 die Gewerkschafter*innen der CNT-IAA Madrid eine Kundgebung abgehalten. Dabei forderten sie angesichts der andauernden Pandemie mehr Gesundheitschutz in den Betrieben, damit niemand mehr wegen den Arbeitsbedingungen erkranken oder sterben muss.


Der Protest wurde in Erinnerung an Marijose Romero organisiert, eine Anarchosyndikalistin, die im Institut für Sekundarschulbildung Felipe II“ im Stadtteil Moratalaz als Hausmeisterin tätig war und an Covid-19 verstorben ist.

Anfang Dezember 2020 war in dem Institut eine Gewerkschaftssektion des „Syndikats für Bildung und soziale Intervention“ der CNT-IAA Madrid gegründet worden. Diese forderte für die Hausmeister*innen richtige Schutzkabinen für Aufsichtstätigkeiten, da zwei Kolleg*innen bekanntermaßen zu ansteckungsgefährdeten Personengruppen zählten. Wegen ihres berufsbedingten Kontakts zu zahlreichen Schüler*innen waren die Hausmeister*innen einer erhöhten Infektionsgefahr ausgesetzt, zumal sie nur mit Tisch und Stuhl ausgestattet waren, aber außer einer Maske keinerlei Schutz erhielten.

Wegen der an vielen Schulen mangelhaften Covid-19-Schutzmassnahmen hatte das Bildungssyndikat bereits Streiks aufgerufen, um die Behörden in Madrid dazu zu bewegen, dem Personal ein Minimum an Sicherheit zu gewährleisten. Auch die Institutsleitung des „IES Felipe II“ war erst nach mehreren Gewerkschatfsaktionen dazu bereit, überhaupt Acrylglasscheiben aufzustellen, die jedoch leider viel zu klein und daher unbrauchbar waren. Kein Wunder, dass die Arbeiter*innen inmitten der Pandemie große Angst um ihr Leben hatten, wenn sie unter diesen Bedingungen tätig waren. Auch während der dritten Welle im Dezember war die Schulleiterin nicht zu weiteren Schutzmaßnahmen zu bewegen.

Also kam es so, wie befürchtet: Ende Januar 2021 wurde Marijose mit dem Coronavirus infiziert. Nachdem sie Anfang Februar ins Krankenhaus eingeliefert werden musste und bald auf die Intensivstation verlegt wurde, verstarb sie anfang März an Covid-19.


Marijose
hatte die Direktorin des Bildungsinstituts mehrmals darum gebeten, aus humanitären Gründen nicht in diesem hoch-ansteckungsgefährdeten Bereich eingesetzt zu werden. Wegen ihrer Vorerkrankungen hatte sie sich in der Freizeit auch komplett in ihre Wohnung zurückgezogen und ging aus Angst vor einer Infektion nur noch zum Arbeiten vor die Tür. Obwohl sie über die Situation informiert wurde, war die Chefin zu keinerlei Entgegenkommen bereit. Sie strafte sogar den anderen Hausmeister ab, der zum Schutz seiner Gesundheit bis heute in unbefristeten Streik getreten ist.

Die Mitglieder des Bildungssyndikats sind angesichts dieser absehbar tödlich verlaufenden Tragödie voller Wut, Empörung und Ohnmacht, da die Genossin Marijose mit den ausreichenden Schutzmaßnahmen heute noch leben könnte. Seit Beginn dieses Konfliktes führen Mitglieder der CNT-IAA gemeinsam mit einem Nachbarschaftskollektiv und einigen Anwohner*innen des Stadtteils eine Informationskampagne durch.

Neben Kundgebungen, Unterschriftensammlungen und Gerichtsverfahren wurde auch eine Solidaritätskasse für den weiterhin streikenden Kollegen von Marijose organisiert. Die Proteste, welche unter anderem den Rücktritt der Institutsleiterin María Dolores Petit de Gabriel fordern, werden weitergehen bis der Fall endgültig aufgeklärt ist. Auch damit die Opfer der Berufskrankheit Covid-19 anerkannt werden und nicht in Vergessenheit geraten.

Mehr Infos der „Sección Sindical de la CNT-AIT en el IES Felipe II“:
https://enseñanza.cntmadrid.org/tag/ies-felipe-ii/