Vor der Bildungs– undJugendbehörde in der spanischen Hauptstadt haben am 11.05.2021 die Gewerkschafter*innen der CNT-IAA Madrid eine Kundgebung abgehalten. Dabei forderten sie angesichts der andauernden Pandemie mehr Gesundheitschutz in den Betrieben, damit niemand mehr wegen den Arbeitsbedingungen erkranken oder sterben muss.
Der Protest wurde inErinnerunganMarijose Romero organisiert, eine Anarchosyndikalistin, die im “InstitutfürSekundarschulbildungFelipeII”imStadtteilMoratalaz als Hausmeisterin tätig war und an Covid-19 verstorben ist.
Das Wiener Arbeiter*innen-Syndikat berichtet von einer unglaublichen “Entgleisung der Wiener Polizei”, welche am 1.Mai die aus mehreren tausend Menschen bestehende Abschlusskundgebung angegriffen hat, wobei es zu zahlreichen Verletzten und etlichen Festnahmen kam:
“Was sich die Polizei heute im Votivpark geleistet hat, ist sogar für deren Verhältnisse als absurd zu bewerten. Eine Mischung aus individuell gewaltgeilen Beamten und vermutlich überforderter Einsatzleitung führt zu einem wahllosen Angriff auf die Abschlußkundgebung mit 2000 bis 3000 Menschen im Votivpark. Es werden mehrere hundert Menschen mit Zwangsgewalt beamtshandelt und durch den Park geprügelt und mit Pfefferspray davongetrieben, …”
Wie die Basisgewerkschaft ULET-IAA berichtet, reagiert die Regierung des Andenstaates zur Zeit mit exzessiver Gewalt auf die landesweite Welle von Generalstreiks und kreativen Massenprotesten gegen die geplante Steuererhöhung auf Kosten der Bevölkerung.
Nicht nur am Ersten Mai, sondern bereits seit dem 28.04. gehen in der südamerikanischen Republik trotz gerichtlichem Verbot und anhaltender Corona-Pandemie zehntausende Arbeiter*innen, Bäuer*innen und Studierende immer wieder auf die Straße. Vor allem in der Hauptstadt Bogotá und in der Provinzmetropole Cali (Valle del Cauca) kam es zu Auseinandersetzungen mit Polizei und Militär, die zahlreiche Menschen an den Straßenblockaden, Versammlungen und Streikposten, aber auch in Wohngebieten angegriffen haben. Continue reading Kolumbien: Repression gegen landesweite Protestbewegung→
Das Sekretariat der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) hat folgenden Aufruf zum Ersten Mai veröffentlicht, in Solidarität mit den weltweiten Arbeiter*innen und in Gedenken der Märtyrer von Chicago:
“Dieses Jahr ist der 135. Jahrestag der Haymarket-Revolte in Chicago (USA) von 1886, bei der die Polizei und die Justizbehörden den Generalstreik unterdrückt haben, zum dem die Arbeiter*bewegung in Verteidigung des 8-Stunden-Arbeitstages aufgerufen hatte.
Obwohl dieser repressive Prozess sich letztlich konkret gegen acht Arbeiter richtete, war die Unterdrückung willkürlich. Wobei die Polizei und der Justizapparat mehr als dreißig Arbeiter*innen festgenommen und ihnen Teilnahme an der Veranstaltung am Haymarket vorgeworfen hatten. Während dieser Kundgebung von Arbeiter*innen kam es zu brutaler Repression nachdem ein Unbekannter einen Sprengkörper gegen die Polizeikräfte geworfen hatte und einen der Söldner tötete.
Im Jahr darauf, 1887, gipfelte diese Repression in dem Staatsmord an fünf anarchistischen Aktivisten der Arbeiterklasse, die durch erhängen umgebracht wurden. International sind sie bekannt geworden als die Märtyrer von Chicago: Albert Parsons (Journalist), George Engel (Drucker), Adolf Fisher (Journalist), August Spies (Journalist) and Louis Lingg (Zimmermann). Zwei weitere wurden zu lebenslanger Haft verurteilt: Samuel Fielden (Textilarbeiter) und Michael Schwab (Drucker). Außerdem wurde Oscar Neebe (Verkäufer) zu fünfzehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt.
Zu dieser Zeit verbreiteten sich die Organisationen von Arbeiter*innen und auch die Ideen der proletarischen sozialen Revolution wurden verbreitet. Einige Jahre zuvor, 1866, wurde die “Internationale Arbeiter-Assoziation“ gegründet, um auf die emanzipatorischen Bestrebungen der internationalistischen Arbeiter*bewegung zu reagieren. Die Stimmen, welche durch den Strang zum Schweigen gebracht wurden, riefen rund um den Globus ein Echo hervor. Daher wurde aus dem Ersten Mai eine Gedenkveranstaltung der internationalen Arbeiter*bewegung.
Wiedermal waren Unterdrückung und Verfolgung die einzige Antwort des Staates auf die Organisation und Agitation von Arbeiter*innen, welche für den Acht-Stunden-Tag und den Generalstreik kämpften. Aber weil es nicht möglich war, eine gesamte Klasse für ihre Bestrebungen und ihre Kämpfe zu unterdrücken, mussten sich die kapitalistischen Klassen eine kleine Anzahl aktiver Arbeiter heraussuchen, um die gesamte Arbeiter*klasse für ihren Mut zu bestrafen.
Die Repression von Chicago zeigte erneut die kapitalistische Grausamkeit gegenüber der Arbeiter*bewegung auf und sie war zudem eine deutliche Lektion darin, was man von den Klassenfeinden Staat und Kapital zu erwarten hat. Dennoch stand und steht dieser Fall bis heute als eine Flagge, die erhoben wird zur Verteidigung der sozialen Gerechtigkeit und der emazipatorischen Bestrebungen der Arbeiter*klasse und der anarchistischen Ideen.
Der Mord an den Chicago-Märtyrern von 1886 hat sich eingeprägt ins Bewußtsein von Millionen Arbeiter*innen als die Ungerechtigkeit der kapitalistischen Gesellschaft. Und dies hat viele Organisationen dazu gebracht, freiheitliche Ideale anzunehmen, wobei einige auch bewusst die Ideen vergessen haben, welche die Märtyrer von Chicago geteilt hatten.
Die Geschichte hat sehr deutlich gezeigt, dass die Organisationen der Arbeiter*innen den Parteien fernbleiben müssen, ebenso wie allen anderen Gruppierungen, welche die politische Macht erobern wollen.
Der revolutionäre Syndikalismus, der in Vergangenheit und Gegenwart einen Teil der Arbeiter*bewegung ausmacht, lehnt jede parlamentarische Betätigung und jede Zusammenarbeit mit der Staatsmacht ab. Denn er geht davon aus, dass das Wahlrecht nur ein juristisches Trugbild darstellt, um das Reich der Lügen, sozialer Ungerechtigkeiten und kapitalistischer Ausbeutung zu beschönigen.
Außerdem unterstützt der revolutionäre Syndikalismus die direkte Aktion, welche das hauptsächliche Mittel des Kampfes darstellt: Streik, Boykott, Sabotage usw. Die direkte Aktion drückt sich am stärksten durch den Generalstreik aus, welcher gleichzeitig aus Sicht der revolutionären Gewerkschaftsbewegung ein Auftakt zur sozialen Revolution sein muss.
Von der Folterungen und Hinrichtungen in der Festung Montjuïc in Spanien und der Zwangsarbeit in den Sammellagern im russischen Sibirien bis zu den Galgen und Elektrischen Stühlen in den USA – die Repression ist das Instrument, welches Staat und Kapitalismus zu allen Zeiten benutzt haben, um die Arbeiter*klasse zu unterdrücken sobald sie es schafft, eine Gefahr für die Privilegien der kapitalistischen Klassen zu werden.
Momentan muss die Arbeiter*klasse sich noch viel mehr anstrengen, um ein ausreichendes Maß an Organisationen zu erreichen, welches nötig ist, bessere wirtschaftliche, politische und soziale Bedingungen durch Klassenkampf und Internationalismus zu erreichen. Aus diesem Grund ist es nötiger denn je, sich der Grundsätze des revolutionären Syndikalismus und der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation bewusst zu werden, sich dafür zu organisieren und zu kämpfen.
Das WAS berichtet über die anarchosyndikalistische “Workers Solidarity Initiative” in Pakistan anlässlich deren Feierlichkeit zur Kommune von Paris (1871) in der Hauptstadt Katatschi:
“Die GenossInnen der ‘Workers Solidarity Initiative Pakistan‘ haben nun Fotos von einer kleinen Veranstaltung zum Jahrestag der Pariser Kommune aus Karachi veröffentlicht. Die WSI hat Mitte letzten Jahres um eine Mitgliedschaft als FreundInnen in der Internationalen ArbeiterInnen Assoziation (IAA) angefragt, in der auch das WAS weltweit föderiert ist. Ende Juni dieses Jahres wird auf einem weltweiten Kongress darüber entschieden und derzeit sieht alles danach aus als ob wir uns eben auch fix mit der WSI föderieren werden, und unsere GenossInnen in Pakistan mit uns gemeinsam zum herrschaftsfreien Sozialismus voranschreiten werden.”
Das “Wiener Arbeiter*innen-Syndikat” berichtet über mehrere gelungene Widerstandsaktionen gegen den österreichischen “Arbeitsmarktservice” (AMS):
“Drei erfolgreiche WAS-Kämpfe gegen das Arbeitsamt
Das WAS beziehungsweise seine Vorgängerorganisationen beschäftigen sich seit dem Jahr 2002 immer wieder mit dem AMS. Verstärkt auch erneut seit Corona. Wir haben etliche Kämpfe im Arbeitslosenbereich gewonnen und möchten euch heute Drei aus dem letzten Jahr exemplarisch präsentieren.
Denn obwohl das AMS sehr viele Menschen richtiggehend in Ruhe lässt seit Corona, haben manche Mitglieder von uns Unglaubliches erlebt, wogegen wir uns im Rahmen unserer Gewerkschaftstätigkeit gemeinsam wehren mußten. Diese Fälle stehen beispielhaft dafür, daß die Rechtsauslegung des Arbeitsmarktservice verhaltenskreativ und oft auch einfach ungesetzlich ist. Sich gemeinsam dagegen zur Wehr zu setzen ist sinnvoll. Wir konnten alle Fälle, in denen wir interveniert haben, erfolgreich für uns ArbeiterInnen abschließen. […]”
Folgender Bericht erschien in „Anarchosyndicalisme!“ (No. 171, Jan-Fev 2021), der Zeitschrift der CNT-IAA Toulouse:
Warum kämpfen? Wie kämpfen?
Die Antwort auf „Warum kämpfen“ ist offensichtlich: Die Welt, in der wir leben, ist grundlegend ungerecht und ungleich verteilt, wobei das Wohlstandsgefälle maßlos angewachsen ist und nichts, aber auch gar nichts, so etwas rechtfertigen kann. Schlimmer noch, dieses System ist selbstmörderisch und seit Anfang dieses Jahrhunderts erfahren wir Tag für Tag mehr darüber, wie dessen rasende Gewalt sich nicht nur gegen Menschen richtet, sondern auch gegen die Natur, die Tieren und den Planeten:
Um sich mehr und mehr Reichtümer anzueignen, schrecken Einzelpersonen, Unternehmen und Staaten nicht davor zurück, das grundlegende natürliche Gleichgewicht zu zerstören. Der Kapitalismus stellt eine tödliche Bedrohung für das Leben auf dem Planeten dar. Continue reading Toulouse: Einige Anmerkungen zu einem Arbeitskampf→
Die CNT-IAA in Granada teil mit großer Freude mit, dass sie den monatelangen Konflikt mit “Joyerías Sánchez” erfolgreich beendet hat. Das Juweliergeschäft hat endlich die richtige Berufskategorie anerkannt, welche unserer Kollegin zusteht.
Außerdem hat die Gewerkschafterin komplett die von ihr verlangte Entschädigung ausgezahlt bekommen. Auch ist nun offensichtlich, dass ihre Entlassung ungerechtfertigt war.
Das Wiener Arbeiter*innen-Syndikat hat nun schon die dritte Kundgebung im Arbeitskampf bei der IT-Firma Seamox durchgeführt. Aber der Chef ist den Forderungen immernoch nicht nachgekommen, endlich die austehenden Löhne von 2019 zu zahlen.
Am 15.01.2021 jährte sich zum 100. Mal der Geburtstag von Murray Bookchin und vielleicht ist sein Beitrag zu radikaler Politik eine nähere Betrachtung wert:
Bookchin hatte sich in den 1930ern der kommunistischen Jugendbewegung angeschlossen, später jedoch die offiziellen marxistischen Organisationen verlassen und sich dem freiheitlichen Sozialismus zugewendet. Ein zentraler Punkt seiner Politik seit den Sechzigern Jahren bis an sein Lebensende [2006] war die Gegnerschaft zur Ausrichtung auf den Arbeiter*kampf, welcher im Syndikalismus und bei vielen Anarchist*innen – aber auch bei Marxist*innen – im späten 19. Jh. und frühen 20. Jh. im Mittelpunkt stand.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Generalstreiks und heftigen Straßenkämpfe von Arbeiter*innen nur noch verblasste Erinnerungen. In den Nachkriegsjahren festigte sich in den Gewerkschaften eine konservative Bürokratie. In der amerikanischen Arbeiter*klasse gab es in den 1960ern keine „kämpferische Minderheit“ mehr aus radikalen Arbeiter*innen, welche seit Anfang des Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs die amerikanischen Betriebe geprägt hatte. Dies führte dazu, dass einige Radikale sich auf die Suche nach einem neuen „Subjekt“ des revolutionären Wandels machten. Und Bookchin stand beispielhaft für diese Denkweise: Continue reading Murray Bookchins Erbe: Eine syndikalistische Kritik→