Boykott-Kampagne: Blutiger Kaffee

Die internationale Kampagne „In meinem Kaffee ist Blut!“ wird von mehreren Basisorganisationen getragen: Gestartet wurde sie von der französischen CNT-IAA zur Unterstützung der äthiopischen „Horn Anarchists“ (አናርካዊያን ነን / ኢና! ) und der Basisgewerkschaft ULET-IAA in Kolumbien. Auch die „Gewerkschaft verschiedener Berufe“ der CNT-IAA Madrid unterstützt den Boykott-Aufruf, der sich gegen die allgemeine Gleichgültigkeit gegenüber staatlicher Repression in zwei der großen Kaffee-Anbauregionen richtet:

Zum einen verüben zur Zeit in Ostafrika die äthiopische und eriträische Armee zusammen mit ihren verbündeten Milizen einen Völkermord in der Autonomieregion Tigray. Die UNO schätzt, dass etwa 350.000 Menschen infolge des bewaffneten Konflikts von einer Hungersnot betroffen sind und bald werden es sogar 2 Millionen sein. Zahlreiche Berichte von Menschenrechtsorganisationen klagen die von diesen Armeen begangenen Gräueltaten an, besonders die zahlreichen Fälle von sexualisierter Gewalt.

Zum anderen massakrieren Im südamerikanischen Kolumbien die Militärpolizei (ESMAD) und die paramilitärischen Todesschwadronen die Bevölkerung, welche gegen Armut und Korruption rebelliert. Seit Beginn der Revolte am 28. April 2021 wurden mehr als 70 Menschen von der Polizei getötet und 2.300 verletzt. Menschenrechtsorganisationen meldeten rund 100 Fälle von Gewalt, Entführung, sexualisierter Gewalt gegen Demonstrant*innen durch Polizei und Paramilitärs.

Mit dem Kauf von Kaffee aus Kolumbien oder Äthiopien (auch von sogenannten „Kleinbäuer*innen“) werden diese beiden Staaten finanziert, die ihre Bevölkerung massakrieren, welche mehr Freiheit und soziale Gerechtigkeit fordert.

Was kann man tun?

Individuell kann man aufhören, Kaffee aus Kolumbien oder Äthiopien zu kaufen, sich über die Lage dort auf dem Laufenden halten und diese Informationen teilen. Man kann Aufkleber drucken, die zum Boykott aufrufen und sie auf Kaffeetüten in Geschäften und Supermärkten kleben.

Kollektiv kann man Solidaritätsgruppen gründen, um über die Geschehnisse zu informieren und den Boykott durch Flyer, Plakate usw. auszuweiten. Oder Mahnwachen vor Cafés organisieren, vor allem bei den multinationalen Unternehmen, die zu den größten Kaffeeabnehmer*innen gehören. Damit ließe sich das Bewusstsein der Konsument*innen und der Arbeiter*innen schärfen, vielleicht schließen sie sich sogar unserem Kampf gegen die globale Ausbeutung an.

Indem man die mörderische Politik in Kolumbien und Äthiopien aufzeigt, kann man dazu beitragen, das Ausmaß der Gewalt einzudämmen. Dabei muss sich jedoch darüber im Klaren sein, dass nur eine Basisbewegung (also die Menschen, die in diesen Regionen leben) in der Lage sein wird, der staatlichen Gewalt Einhalt zu gebieten. Ein terroristisches Regime zu stürzen und es durch eine selbstverwaltete Gesellschaft zu ersetzen, die auf Freiheit und Gleichheit basiert, kann nur die Bevölkerung vor Ort erreichen.

Doch jeder Schritt, so klein er auch sein mag, ist ein positiver Beitrag zu einer internationalistischen Solidarität gegen jede Form von Totalitarismus.

Mehr Infos:
http://www.bloodycoffee.org

Zur Lage in Kolumbien:
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2021/05/13/kolumbien-schafft-den-staat-ab-bildet-autonome-versammlungen/

Interview mit den Horn Anarchists:
https://www.aradio-berlin.org/

Creative Commons: BY-NC