Monthly Archives: August 2022

Pakistan: Hilfsaktion für Flutopfer

Von den schwersten Überflutungen in der Geschichte der südasiatischen Republik sind etwa 70% der Bevölkerung betroffen. Etwa tausend Menschen starben bereits infolge des seit Juni andauernden Monsunregens und Millionen sind durch das Hochwasser obdachlos geworden.

Während die Masse der verarmten Bevölkerung nichts zu essen und kein Dach über dem Kopf hat, versagt die Regierung bei der Katastrophenhilfe absolut, da die Politiker*innen gegeneinander um die Macht kämpfen.

Zwar ist das islamisch geprägte Land vom Klimawandel stark betroffen, aber niemand spricht dort darüber. Vor allem die Regionen Belutschistan, Khyber Pakhtunkhwa, Punjab und Sindh leiden unter den Überschwemmungen, vor denen Tausende fliehen mussten.

Zwar versuchen Einzelpersonen in dieser schwierigen Zeit Hilfe zu leisten. Auch die Workers‘ Solidarity Federation (WSF-IAA) in Quetta arbeitet Tag und Nacht hart, um die Not der Bevölkerung zu lindern. Mit ihren begrenzten Mitteln bieten die Anarchosyndikalist*innen vor Ort Unterstützung durch Essenslieferungen an.

Essenspakete werden aus einem PWK heraus verteilt (Foto: WSF) Continue reading Pakistan: Hilfsaktion für Flutopfer

Anarchosyndikalismus und Klimawandel

Ein Diskussionsbeitrag aus der CNT-IAA Frankreich

In der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) wurde zu einer Diskussionsgruppe über die Frage der anarchosyndikalistischen Herangehensweise an das Problem des Klimawandels eingeladen. Hiermit möchte ich den Stand meiner persönlichen Überlegungen beitragen, die jedoch durch den Austausch, die Debatten und die Erfahrungen von gemeinsamen Kämpfen mit den Genossen*innen der CNT-IAA in Frankreich entstanden sind.

Seit über 30 Jahren haben wir, wie viele Sektionen der IAA, an ökologischen Kämpfen im Zusammenhang mit der bevorstehenden Klimakrise teilgenommen. Unsere Beteiligung an diesen Kämpfen hatte immer einen zweiseitigen Ansatz: Einerseits das Umweltproblem in seinem weltweiten Zusammenhang (Kapitalismus, Staat) anzugehen, aber andererseits auch eine alternative, mehr gleichberechtigte Organisationspraxis durch Vollversammlungen anzustreben… Continue reading Anarchosyndikalismus und Klimawandel

Österreich: Union Busting beim Cafe Gagarin

Das Wiener Arbeiter*innen-Syndikat berichtet über die aktuellen Entwicklungen im Arbeitskampf beim „Cafe Gagarin“:

Wie der Versuch, im Kapitalismus einen Kollektivbetrieb aufzuziehen, zu  antigewerkschaftlichen Aktionen falsch abgebogen ist

Der angebliche Kollektivbetrieb Cafe Gagarin hat anscheinend ein Händchen dafür, den derzeitigen Arbeitskonflikt mit dem WAS weiter sinnlos zu eskalieren, anstatt unsere ausgestreckte Hand zu ergreifen und Schritte zu einer gütlichen Lösung zu setzen. Dieser Tage versteigen sie sich sogar dazu, von uns eine Löschung aller Informationen und Postings sowie die Einstellung aller Kundgebungen per Anwaltsschreiben zu verlangen. Sollten wir bis zum 26. August diesem Zensurversuch und der Einschränkung der Versammlungsfreiheit nicht entsprechen, wollen sie das WAS gerichtlich klagen und stellen Zitat ‚erheblichen Kosten‘ für uns in den Raum, …

Gut, beginnen wir mit einem Kurzbericht zu diesem fünfseitigen Anwaltsschreiben. Letzte Woche, am 5. August, empfing das WAS dieses per E-Mail, ein eingeschriebener Brief folgt angeblich noch. Ein eigentlich als links einzustufender Anwalt hat in seinem Schreiben offenbar keine Hemmungen, antigewerkschaftlich zu argumentieren. Etliche Unwahrheiten des Gagarins in Bezug auf die arbeitsrechtlichen Zustände dort werden einfach erneut behauptet. Motto ‚alles richtig gemacht‘. Unsere Genossin hätte absolut keinerlei Ansprüche, alles wurde korrekt abgerechnet. Jegliche Mißstände in den Lohn- und Stundenabrechnungen werden negiert. Darüber hinaus wird unsere Geltendmachung der offenen Lohnansprüche (welche wir Ende Juli offiziell an die Geschäftsführung geschickt haben) – entgegen höchstgerichtlicher Entscheidungen – fälschlicherweise für ungültig erklärt.

Als ob das nicht genug wäre, wird zudem eine Zensur unserer Veröffentlichungen zum Gagarin-Arbeitskonflikt gefordert sowie die Unterlassung ’störender Aktionen‘, womit also die Versammlungsfreiheit (für den lustigen Anwalt: diese steht in Verfassungsrang) versucht wird einzuschränken und es wird mit gerichtlichen und somit finanziell aufwendigen Konsequenzen gedroht, falls wir am 26. August nicht alles gelöscht haben.

Zum Leidwesen des Gagarins ist das ganze Anwaltsschreiben rechtlich weitgehend dilettantisch, was wir dem Anwalt auch bereits mitgeteilt haben, und unhaltbar. Beispielsweise wird behauptet, unsere Genossin hätte auf Sonderzahlungen ‚freiwillig verzichtet‘. Hui – das wäre ein Fressen für alle KapitalistInnen in Österreich, wenn man Kollektivverträge mit ‚freiwilligem Verzicht‘ außer Kraft setzen könnte. Rechtlich wäre sowas natürlich sittenwidrig. Diese Episode zeigt aber sehr schön, warum der ganze Gagarin-Konflikt schon prinzipiell notwendig ist und worin die gesamtgesellschaftliche Gefahr besteht.

Darüber hinaus ist der Brief so schlecht, daß er in einigen Bereichen den bisherigen Aussagen des Gagarins widerspricht, und sogar Dinge offenlegt, die recht heftige Unwahrheiten beweisen. Diese Schmankerln heben wir uns aber für den Fall auf, daß tatsächlich jemand so dumm sein sollte, das WAS auf Unterlassungen jedweder Art zu klagen.

Für das WAS ist das ‚Bedrohungspotential‘ des Anwaltsschreibens jedenfalls gegen null gehend. Unorganisierte und unerfahrene ArbeiterInnen könnten sich aber von solchen Worten vermutlich schon einschüchtern lassen.

Der Anwaltsbrief bestärkt jedenfalls unsere Bewertung, daß im Gagarin die Nerven blank liegen und der vermeintliche Kollektivbetrieb inzwischen beim Union Busting, also der Anwendung von Methoden zur Behinderung gewerkschaftlicher Tätigkeit und Organisierung, angelangt ist. Ironie des Schicksals, daß uns dies nach 20-jährigem Wirken in Wien nun von ‚Linken‘ erstmals angedroht wird, oder logische Konsequenz von autonomen Weltbildern? Daher möchten wir jedenfalls an dieser Stelle zwei weitere Vorfälle veröffentlichen, die erste Anzeichen von Union Busting dargestellt haben. […]“

Den ganzen Artikel gibt’s auf dem WAS-Blog:
Gossip Deluxe – oder Gagarin goes Union Busting
https://wiensyndikat.wordpress.com/2022/08/12/gossip-deluxe-oder-gagarin-goes-union-busting/

Mehr Infos dazu:
Österreich: Arbeitskämpfe in Wiener Bäckerei und Cafe
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2022/05/19/oesterreich-arbeitskaempfe-in-wiener-baeckerei-und-cafe/

Frankreich: Protest am Campingplatz

Unter dem Motto „Keine Ferien für den Kampf!“ fand Anfang August während des Sommercamps der französischen CNT-IAA in Millau eine kleine Protestaktion statt

Die Genoss*innen der spanischen CNT-IAA aus Figueres hatten zuvor von dem aktuellen Arbeitskampf beim Campingplatz von „Yelloh! Village“ in San Miguel de Colera berichtet, welcher zu dem Franchise-Unternehmen „Europe Plein Air“ gehört. Die dortigen Gewerkschafter*innen haben sich dem depotischen Chef widersetzt, der zugleich der langjährige Bürgermeister des Dorfes bei Portbou an der Costa Brava ist. Continue reading Frankreich: Protest am Campingplatz

28. IAA-Kongress in Alcoy geplant

Ein Jahrhundert der Arbeiter*innen-Kämpfe

– Vom 05.-10- Dezember 2022 wird es Veranstaltungen geben in Erinnerung an das hundertjährige Bestehen der Vereinigung.

– Sektionen aus 15 Ländern sind eingeladen teilzunehmen.

Das Gewerkschaftshaus in Alcoy wird zum Treffpunkt für die fünfzehn Mitgliedsorganisationen der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation. In der Stadt, die bereits 1837 Sitz des Generalkomittees der spanischen Sektion der Ersten Internationale war, wird der 28. Kongress der IAA stattfinden, welcher mit dem 100. Jahrestag ihrer Gründung in Berlin (25.12.1922 bis 0.01.1923) zusammenfällt.

Während der fünf Tage vom 06. bis 10. Dezember 2022 werden sich die Mitgliedssektionen der IAA treffen, welche aus verschiedenen Ländern kommen, wie: Australien, Norwegen, Kolumbien, Schweden, Österreich, Russland, Polen, Brasilien, Serbien und Montenegro, Frankreich, Bangladesch, Vereinigtes Königreich, Indonesien, Slowakei und Spanien. Außerdem eingeladen sind mit Gruppen der „Freund*innen der IAA“ aus Bulgarien, Phillipinen, Indien, Chile, Pakistan und den Vereinigten Staaten.

Der Schwerpunkt dieses Kongresses liegt auf der Erinnerung an ein Jahrhundert des Solidarität und Genossenschaftlichkeit zwischen Arbeiter*innen auf der ganzen Welt, die sich zusammengeschlossen und die IAA gegründet haben. In der Absicht, der moralischen und materiellen Verbesserungen für das Weltproletariat einen Weg zu bereiten, für eine Gesellschaft in Freiheit ohne Ausbeutung oder Hierarchien aller Art.

Die Organisation wird Veranstaltungen und verschiedene Aktivitäten durchführen (Theaterstücke, Konzerte, Diskussionen,…), um an das erste Jahrhundert von Arbeiter*innen-Kämpfen und dem Widerstand der IAA zu erinnern.

Kongress-Kommission der CNT-IAA

Quelle: https://www.iwa-ait.org

Übersetzung: ASN Köln

CC:BY-NC