Monthly Archives: Februar 2021

Wien: Lohnraub im Kindergarten erfolgreich abgewendet

Ein Mitglied des Wiener Arbeiter*innen-Syndikats schildert ausführlich die unhaltbaren Arbeitsbedingungen in einer Kindertagesstätte, in welche sie unrechtmäßig vom österreichischen „Arbeitsmarktservice“ (AMS) vermittelt worden war. Dieser lesenswerte Bericht über den Kampf gegen die betrieblichen Zustände endet mit einer erfolgreichen direkten Aktionen gegen die Vorenthaltung des Lohns bei der Endabrechnung:

Am 7. Februar 2021 konnte das WAS einen Konflikt in einem Wiener Kindergarten erfolgreich beenden. Der Chef, der ein unglaublich patriarchales und selbstherrliches Verhalten an den Tag legt, konnte mit lediglich einem Brief, einem Telefonat und einem nachfolgenden Mail erfolgreich dazu gebracht werden, den fehlenden Lohnanteil zu überweisen. Und das innerhalb der von uns gesetzten Frist.

Das WAS betrachtet den Ausgang dieses Arbeitskonfliktes als positiv und Zeichen unserer – mittlerweile auch von FirmenbesitzerInnen wahrgenommenen – Schlagkraft. Der vorangegangene Organisierungsversuch im Betrieb ist jedoch prototypisch für diese Gesellschaft und geprägt davon, daß sich ArbeiterInnen viel zu viel gefallen lassen.

Wiener-Arbeiter*innen-SyndikatDaß der Chef, der sich in Corona- und Lockdown-Zeiten durch Entlassung oder Kündigung der allermeisten ArbeiterInnen – so auch unseres Genossen – abertausende Euros gespart hat, nun in seine Schranken gewiesen werden konnte, ist ein schöner erster Erfolg in Bezug auf diesen Betrieb. Die komplette und sehr ausführliche Geschichte könnt ihr hier nun nachlesen. Damit die ArbeiterInnen in anderen vollkommen wahnsinnigen Arbeitsverhältnissen sehen, daß die Sache System hat und nicht an einem einzelnen und individuell durchgeknallten Chef liegt,…

Den ganzen Bericht gibt es auf dem WAS-Blog:
https://wiensyndikat.wordpress.com/2021/02/17/lohnraub-im-kindergarten-erfolgreich-abgewendet/

Madrid: Kundgebung gegen Indra

Die IT-Gewerkschaftssektion der CNT-IAA in der spanischen Hauptstadt hat am 02.02.‘21 mit Unterstützung von Genoss*innen aus den Sektionen Allgemeines und Bildung am Hauptsitz des multinationalen Konzerns Indra in Alcobendas (Region Madrid) im stömenden Regen eine Protestkundgebung abgehalten.

Foto: CNT-IAA Madrid

Grund für die Solidaritätsaktion ist der Kampf der Indra-Arbeiter*innen von der CNT-IAA Sagunto, die seit langem gegen dieses Unternehmen vorgehen. Bei diesem Telekommunikationsdienstleister, der auch Rüstungsaufträge erfüllt, verschmelzen sich beispielhaft die Interessen des Staates (Mehrheitsaktionär) und der Unternehmer*innen mit den Absichten der reformistischen Gewerkschaften (UGT und CC.OO), welche im Betriebsrat den Interessen der Arbeiter*innen entgegen stehen. Continue reading Madrid: Kundgebung gegen Indra

Weniger Leben = weniger Arbeit (Die Work-Life-Balance)

Die Solidarity Federation (SF-IAA) hatte Mitte Mai 2020 den folgenden Artikel veröffentlicht, der leider immernoch aktuell ist – nicht nur in Britannien.

Nach dem Applaus für das Gesundheitspersonal, ein paar Ideen zur Entschädigung: täglicher Dienstzuschlag, erhöhter Stundensatz und sogar ein Orden für’s Arbeiten während der Pandemie.

Viele von uns im öffentlichen Gesundheitswesen (NHS) arbeiten im Schichtsystem – Tag und Nacht – das ganze Jahr. Uns tötet nicht nur das Virus, sondern auch unsere Schichtarbeit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2007 festgestellt, dass Arbeiten im Schichtbetrieb wahrscheinlich krebserregend ist (Straif et al. 2007) [1]. Studien, wie die von Gu et al. (2015) [2], haben gezeigt, dass Schichtarbeit, vor allem nachts, unser Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychische Probleme, Imunschwäche, Krebs und letztlich die Sterblichkeit erhöht.

Anstatt also unser Leben für eine geringe finanzielle Entschädigung derart kaputt zu arbeiten, wäre es nicht besser, wenn wir unser Leben zurück bekämen? Ein besseres Gleichgewicht von Arbeit und Leben würde eine verkürzte Arbeitswoche bei vollem Lohnausgleich bedeuten.

Die Personalbindung ist ja ein ständiges Thema im öffentlichen Gesundheitswesen und wenn uns mehr von unserem Leben zurückgegeben würde, könnte das doch hilfreich sein. Um den bereits bestehenden Personalmangel abzudecken, könnte man Erwerbslosen Jobs und Weiterbildungen in vielen verschiedenen Bereichen anbieten. 

Das öffentliche Gesundheitsystem hat sich schon vor der Covid-19-Pandemie an einem kritischen Punkt befunden, wobei unsere Möglichkeiten Dienstleistungen anzubieten nicht den Bedarf der Gesellschaft und unserer Patient*innen decken kann. Wir müssen in unser Gesundheitspersonal investieren, aber auch in die nötige Infrastruktur.

Solche Verbesserungen sollten für alle da sein und jede*m zur Verfügung stehen. Es würde auch unsere Wirtschafts- und Erwerbstätigkeit anregen, wenn mehr Leuten Arbeit angeboten würde: Amblulanzdienste, Ingenieur*innen, Pförtner*innen, Köch*innen, Wissenschaftler*innen, Hilfsarbeiter*innen, Techniker*innen, Fachkräfte, Ärzt*innen, Pfleger*innen, Psychiater*innen, Reinigungspersonal, Rezeptionist*innen, Pharmazeut*innen, Verwaltungskräfte, Fahrer*innen, Einkäufer*innen, Bauarbeiter*innen, Instandhaltung, Erfinder*innen, Programmierer*innen, um nur einige zu nennen.

Die Gesundheitspflege betrifft alle Lebensbereiche (Person, Arbeit, Wohnen, Bildung, Ernährung) und wir sollten versuchen, das bestmögliche Gesundheitssystem aufzubauen. Dieses sollte auf gegenseitiger Hilfe gründen und auf einer Zusammenarbeit der öffentlichen Gesundheitsdienste in verschiedenen Ländern.

Wir leben und arbeiten in bisher nie dagewesenen Zeiten, in denen die Risiken momentan hoch sind, aber das waren sie auch schon vor der Pandemie. Unsere Leben stehen jedoch nicht zur Verhandlung – lasst uns einfach ohne Kompromisse weniger arbeiten.

Solidarity Federation Edinburgh

1) Straif, Kurt et al. (2007). Carcinogenicity of Shift-Work, Painting, and Fire-Fighting. Lancet Oncology, 8 (12): 1065-1066. https://doi.org/10.1016/S1470-2045(07)70373-X

2) Gu, Fangyi (2015). Total and Cause-Specific Mortality of U.S. Nurses Working Rotating Night Shifts. American Journal of Preventive Medicine, 68 (3): 241-252. https://doi.org/10.1016/j.amepre.2014.10.018

Quelle:
http://www.solfed.org.uk/edinburgh/reduced-life-reduced-work-the-worklife-balance

Übersetzung:
Anarcho-Syndikalistisches Netzwerk – ASN Köln (CC: BY-NC)

Russland: Über die aktuellen Proteste für Nawalny

Die IAA-Sektion in der Region Russland hat folgende Erklärung veröffentlicht:

Wir als Anarchist*innen und Anarchosyndikalist*innen betrachten es als absolut  inakzeptabel, uns für eine Seite der politischen Bühne zu entscheiden. Dieses Polit-Theater wird inszeniert von den Unterstützer*innen des Rechtspopulisten Nawalny, der leider „berühmt“ ist für seine offen nationalistischen, migrationsfeindlichen, anti-kaukasischen und antisemitischen Äußerungen.

Fotos von Putin und NavalnySich den Demonstrationen anzuschließen, zu denen sie aufrufen, würde (unabhängig von allen Entschuldigungen oder „Erklärungen“) bedeuten, eine der politischen Banden zu unterstützen, welche einen schmutzigen und prinzipienlosen Machtkampf führen.

Wir als Anarchist*innen glauben, dass sowohl das aktuelle autoritäre Regime im Kreml, welches die Nachfolge von Jeltzins neoliliberaler Clique angetreten hat, als auch das Oppositionslager unter der Führung von Nawalny, welches nun versucht die Führung der gesamten Masse von Unzufriedenen zu übernehmen, bloß die Interessenvertretungen der wahren Herrschenden im Land sind – die mächtige Oligarchie und ihre „Eiserne Ferse„.
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