Russland: Über die aktuellen Proteste für Nawalny

Die IAA-Sektion in der Region Russland hat folgende Erklärung veröffentlicht:

Wir als Anarchist*innen und Anarchosyndikalist*innen betrachten es als absolut  inakzeptabel, uns für eine Seite der politischen Bühne zu entscheiden. Dieses Polit-Theater wird inszeniert von den Unterstützer*innen des Rechtspopulisten Nawalny, der leider „berühmt“ ist für seine offen nationalistischen, migrationsfeindlichen, anti-kaukasischen und antisemitischen Äußerungen.

Fotos von Putin und NavalnySich den Demonstrationen anzuschließen, zu denen sie aufrufen, würde (unabhängig von allen Entschuldigungen oder „Erklärungen“) bedeuten, eine der politischen Banden zu unterstützen, welche einen schmutzigen und prinzipienlosen Machtkampf führen.

Wir als Anarchist*innen glauben, dass sowohl das aktuelle autoritäre Regime im Kreml, welches die Nachfolge von Jeltzins neoliliberaler Clique angetreten hat, als auch das Oppositionslager unter der Führung von Nawalny, welches nun versucht die Führung der gesamten Masse von Unzufriedenen zu übernehmen, bloß die Interessenvertretungen der wahren Herrschenden im Land sind – die mächtige Oligarchie und ihre „Eiserne Ferse„.

Eine dieser Seiten zu unterstützen, widerspricht komplett unseren anarchistischen Überzeugungen und unserem sozialrevolutionären Ziel. Die Teilnahme am Kampf um die Macht zwischen Parteien, Bündnissen und Cliquen, sowie die Umleitung des mehr als berechtigten sozialen Unmutes der Menschen in die verrotteten Kanäle der Politikbetriebes, lenkt nur die Arbeiter*klasse von dem Kampf um die eigentlichen gesellschaftlichen Interessen ab. Es lenkt ab von einem Erwachen des Bewußtseins der Arbeiter*klasse und letztlich auch von der sozialen und persönlichen Befreiung.

Wir Anarchist*innen setzen uns ein für die sofortige und bedingungslose Freilassung aller anarchistischen, linksradikalen und sozialen Gefangenen, welche in den Kerkern der Oligarchie dahinsiechen. Doch wir sind überzeugt, dass solch ein Ergebnis nur von uns selbst erreicht werden kann, ohne sich in freiwillige oder unfreiwillige Diener*innen von gewissen ausländischen Mitbewerber*innen um die politische Macht zu verwandeln, welche dieselbe anti-soziale und neoliberale Politik der Kapitalinteressen fortführen wollen.

Wir können nicht Seite an Seite mit jenen kämpfen, die sich der totalen Privatisierung und Zerstörung des bezahlbaren Gesundheits- und Bildungssystems nicht in den Weg gestellt haben. Und die nicht gegen die unmenschliche Rentenreform gestimmt haben, aber letztes Jahr die Einführung eines allgemeinen Terrorsystems von Überwachung und Hausarrest unter dem Vorzeichen des „Kampfes gegen die Pandemie“ unterstützt haben. Für uns gibt es kein „kleineres Übel“ und wir gehen mit dem Feind kein Bündnis ein – auch nicht, wenn er der Feind unseres Feindes ist.

Nein zum politischen Kampf – Für den sozialen Widerstand!

KRAS-IAA
[Конфедерации революционных анархо-синдикалистов]

Quelle: https://aitrus.info/node/5627

Übersetzung [und LInks]:
Anarcho-Syndikalistisches Netzwerk – ASN Köln
(CC:BY-NC)