Polen: ZSP kämpft weiter

Neue Siege und Herausforderungen in 2018

Anlässlich des Jahreskongresses der polnischen Basisgewerkschaft ZSP-IAA hat diese einen Rückblick auf die Siege und Herausforderungen der ersten Jahreshälfte zusammengestellt:

Der Kongress, welcher normalerweise etwas früher im Jahr stattfindet, war aufgrund verschiedener Ursachen verschoben worden, unter anderem aufgrund des Repressionsdrucks gegen die Gewerkschaftsaktivitäten. Die ZSP führt weiterhin eine Kampagne zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Supermärkten, vor allem in der Auseinandersetzung mit PoloMarket. Dabei haben erneut Arbeiter*innen mit „Beeinträchtigungen“ eine große Rolle in der Arbeitsplatzkampagne der Organisation gespielt. Sie kämpfen für ihre vom Gesetz zugestandenen Rechte, die ihnen von vielen Arbeitgeber*innen verweigert werden, welche nur Fördermittel abkassieren wollen und dabei glauben, dass die Kolleg*innen nicht für ihre Rechte kämpfen würden.

ZSP gegen PoloMarket

Eine direkte Aktion hat bereits dazu geführt, dass ein*e Arbeiter*in eine angemessene Entschädigungszahlung erhalten hat. Und eine Reihe von Gerichtsurteilen wurde das Unternehmen zugunsten der Arbeiter*innen entschieden. Um diese zu entmutigen, wurden jedoch von der Supermarktkette auch falsche Anklagen erhoben – ein Fall gegen eine Einzelperson und zwei weitere Anklagen gegen acht Leute.

Trotzdem hat die Gewerkschaft nicht die Absicht ihre Aktionen aufzugeben. Sie muss jedoch im Angesicht solcher Unterdrückungsmaßnahmen erstmal ihre Strategien zur Organisierung am Arbeitsplatz diskutieren. Für ein solches Vorgehen bekommen die Chefs in Polen grundsätzlich Rückendeckung und sogar die Unterstützung des Staates. Dies war zum Beispiel der Fall bei der Postbehörde, wo eine Reihe von Entlassungen als Vergeltungsmaßnahme ausgesprochen wurden. In einem Fall hat ein*e Arbeiter*in eine sehr hohe Abfindung erstreiten können, möchte aber nicht mehr länger dort arbeiten, wegen der miesen Arbeitsbedingungen und der hohen Wahrscheinlichkeit für Bestrafungen und Diskriminierung bei Weitererbeschäftigung.

Die Postbehörde hatte sich wegen der anhaltenden Kampagne unserer Genoss*innen gezwungen gesehen, die Löhne zu erhöhen. Dies ist definitiv ein Sieg, aber nur ein Teilerfolg. Denn die von den Arbeiter*innen (unabhängig von den angepassten Gewerkschaften) aufgestellten Forderungen, wurden bisher nicht erfüllt. Die Post wehrt sich außerdem gegen die Anerkennung der Gewerkschaft, sogar gegen Gruppen von Arbeiter*innen, die sich entschlossen haben sich offiiell einzutreten. Dies ist jedoch nur eine förmliche Anerkennung, denn nicht davon hängt nicht ab, ob die Arbeiter*innen Stärke haben (oder nicht), sondern ausschlaggebend für den gewerkschaftlichen Erfolg ist ihr eigenes Engagement (oder dessen Ausbleiben).

ZSP Kundgebung

Diese langwierigen Kampagnen benötigen alle Aufmerksamkeit, da dass die ZSP im lezten Jahr weniger Aktionen in Bezug auf Themen wie Lohnraub organisiert hatte. Doch gibt ein paar Erfolge auf diesem Gebiet, wie das Erkämpfen ausstehender Löhne bei einer Schuhgeschäft-Kette in Warschau. Auch gab es siegreiche Aktionen gegen die Vorenthaltung von Krankentagen bei Unternehmen wie Amazon und einigen kleineren Firmen. Und mit einer Gruppe indischer Arbeiter*innen wurden Gespräche begonnen, die angefangen haben sich für ihre Arbeitsrechte einzusetzen.

Schließlich hat die Gewerkschaft auch ihre Aktivitäten auf anderen Gebieten fortgesetzt, was zu sehr konkreten Erfolgen geführt hat, darunter Ratsbeschlüsse zur Rückgängigmachung von Wohnraumprivatisierung und die erneute Übernahme einiger Gebäude durch die Stadt.

Quelle:
http://www.iwa-ait.org/content/zsp-keeps-fighting-2018-new-victories-and-challenges

Übersetzung: ASN Köln (Creative Commons: By-NC, anarchosyndikalismus.org)