Köln: Hungerstreik der Migrant/innen in Griechenland unterstützt

Am 11.02.2011 haben antirassistische Aktivist/innen den internationalen Aktionstag mit den 300 hungerstreikenden Migrant/innen in Griechenland mit einer kleinen Aktion ergänzt.

An der Fassade des Universitätshauptgebäudes am Albertus-Magnus-Platz wurde ein Transparent aufgehängt und es wurden Flugblätter mit dem Aufruf der Vollversammlung der Hungerstreikenden verteilt.

Uni-Hauptgebäude

Ausserdem wurde auf den Zusammenhang von wirtschaftlicher Ausbeutung und politischem Ausschluss durch die militärische Abschottung der Europäischen Union aufmerksam gemacht.

No border – no nation!

Anarchosyndikat Köln/Bonn

Mehr Infos über die Hintergründe:
http://w2eu.net

http://tab.blogsport.de

http://clandestinenglish.wordpress.com

http://hungerstrike300.espivblogs.net


Aufruf der Vollversammlung der Hungerstreikenden

Wir sind Migrantinnen und Migranten aus ganz Griechenland. Wir kamen hierher, vertrieben von Armut, Arbeitslosigkeit, Kriegen, Diktaturen. Die multinationalen Konzerne des Westens und ihre politischen Handlanger in unseren Heimatländern haben uns keine andere Wahl gelassen, als zig mal unser Leben zu riskieren, um an Europas Pforte zu gelangen.

Der Westen, der unsere Länder ausplündert, mit seinem unvergleichlich höheren Lebensstandard ist für uns die einzige Hoffnung, wie Menschen zu leben. Wir kamen nach Griechenland (mit regulärer Einreise oder ohne), um zu arbeiten und um uns und unsere Kinder zu ernähren.

Wir befinden uns in unwürdigen Zuständen und im Dunkel der Illegalität, damit die Arbeitgeber und die staatlichen Institutionen von der brutalen Ausbeutung unserer Arbeit profitieren. Wir leben von unserem Schweiß und mit dem Traum, eines Tages gleiche Rechte mit unseren griechischen Kollegen zu bekommen.

In der letzten Zeit ist die Situation für uns sehr schwierig geworden. Je mehr Löhne und Renten gekürzt werden, je teurer alles wird, desto mehr wird der Migrant als der Schuldige vorgeführt, als der Verantwortliche für die Verelendung und die brutale Ausbeutung der griechischen Erwerbstätigen und Kleinunternehmer.

Die „Vorschläge“ der extremen Rechten werden als staatliche Politik verkündet: eine Mauer am Evros, schwimmende Internierungslager und europäisches Militär in der Ägäis, Repression in den Städten, Massenabschiebungen. Sie wollen die griechischen Arbeiter_innen überzeugen, dass wir plötzlich zu einer Bedrohung für sie geworden sind, dass wir für den beispiellosen Angriff ihrer eigenen Regierung verantwortlich sind.

Die Antwort auf diese Lügen und diese Barbarei muss jetzt gegeben werden und wir, die Migranten und Migrantinnen, werden sie geben. Wir setzen unser Leben aufs Spiel, um jetzt die Ungerechtigkeit zu unseren Lasten zu stoppen. Wir fordern die Legalisierung aller Migranten und Migrantinnen, wir fordern die gleichen politischen und sozialen Rechte und Pflichten wie die griechischen Arbeiter_innen.

Wir fordern unsere griechischen Kolleg_innen, alle ausgebeuteten Menschen auf, sich an unsere Seite zu stellen. Wir fordern sie auf, unseren Kampf zu unterstützen. Damit sich nicht die Lüge, die Ungerechtigkeit, der Faschismus und die Alleinherrschaft der politischen und wirtschaftlichen Eliten auch bei ihnen durchsetzen, diese ganzen Bedingungen, die in unseren Ländern herrschen und uns gezwungen haben zu migrieren, uns und unsere Kinder, damit wir in Würde leben können.

Wir haben keine andere Wahl, unsere Stimme hörbar zu machen, damit Ihr von unserem gerechten Anliegen erfahrt. Dreihundert (300) von uns beginnen am 25. Januar in Athen und Thessaloniki einen gesamtgriechischen Hungerstreik. Wir bringen unser Leben in Gefahr, weil so oder so dieses Leben für einen Menschen mit Würde kein Leben ist. Wir ziehen es vor, hier zu sterben, als dass unsere Kinder das erleben, was wir durchmachen mussten.

Januar 2011

Die Vollversammlung der Hungerstreikenden

Transparente

Aufruf für einen gemeinsamen Aktionstag am 11. Februar 2011

Am Dienstag den 25. Januar wurde das historische Gebäude der juristischen Fakultät in Athen, das zur Zeit nicht benutzt wird, Ort eines fairen und demokratischen Kampfes; dieser Platz, in dem eine Menge Sozialkämpfe in der Vergangenheit stattgefunden haben, hat jetzt die Gelegenheit den Kampf von 250 von insgesamt 300 migrantischen Arbeiter/innen, die in Athen und Thessaloniki für bedinungslose Legalisierung aller Immigranten kämpfen, zu unternehmen. Ein Kampf für gleiche Rechte zum Leben, der durchgeführt wird durch die, die nicht mehr unsichtbar sein möchten.

Von Anfang an übten politische Einrichtung und Medien Druck auf den Hungerstreik der Immigranten aus, und beschuldigten ihren Kampf als illegale Tat; auf diese Art legitimierten sie die Aufhebung des akademischen Asyls und die Zwangsevakuierung des Gebäudes.

Am Nachmittag von Donnerstag, den 27. Januar, unterbricht die Polizei den Verkehr im Zentrum von Athen, verursacht so ein Bild einer besetzten Stadt und umstellt das Gebäude der juristischen Fakultät. Tausende von Leuten, die in Solidarität kamen, ist der Zugang des Bereichs unmöglich, da er durch die Polizei versperrt ist, und spontan entstehen Protestversammlungen. Von 6 Uhr nachmittags bis 5 morgens, werden die Streikende gezwungen das Gebäude zu verlassen. Mitten in dieser sehr langen Nacht bewegen sich die Hungerstreikenden zusammen mit den Leuten in Solidarität schließlich in ein anderes zentrales Gebäude in Athen mit einer Demonstration um 4 Uhr morgens!

Dieses Gebäude (Privatbesitz) stellte sich jedoch als soetwas ähnliches wie ein Flüchtlingslager heraus, da es nicht genügend Raum und hygienische Infrastruktur gibt, und viele der Hungerstreikende gezwungen sind in Zelten im gefrorenen Hof zu schlafen. Regierung und Medien werten den Kampf dieser Immigranten total ab, der dargestellt wird als ob er von Promotoren motiviert wird, um „sozialen Unruhen im Land “ zu erschaffen. Einer der Hungerstreikenden gibt die Antwort darauf: „Das Frustrierendste von allem ist, dass sie nicht verstehen können, dass die Not so groß ist, die uns hierher bringt. Dass wir nicht Promotoren sondern Anhänger brauchen.“

In einem Klima der Einschüchterung und Repression werden 5 Genoss/innen aus der Solidaritätsversammlung vom Staatsanwalt verdächtigt das Verbrechen des „Menschenhandels“ begangen zu haben. Gleichzeitig verweigerte der Innenminister jede Möglichkeit der Legalisierung und wiederrief die Verordnung, unter der 15 hungerstreikende Immigranten bereits im Jahr 2009 legalisiert wurden. Darüber hinaus rief er alle Gemeinschaften der Migranten in Griechenland sich so zu entsprechen damit sie „verhindern dass ihre
Mitglieder teilnehmen an Veranstaltungen, die als brenzlige Stellen dienen würden“.

Wir, Menschen in Solidarität mit den fairen Kampf der Immigranten Hungerstreikenden, erklären unsere gemeinsame Verantwortung zusammen mit den 5 Gefährten und wir erklären uns auch als „Menschenhändler“ in Würde und Solidarität. In einem Klima der Unterdrückung und der Anti- Immigranten Politik in Griechenland und
ganz Europa, müssen wir handeln, um symbolische Risse im System zu erschaffen und
politische Siege zu erreichen.

Es ist dringender denn je, die ausgedehnteste Unterstützung zum Kampf der 300 Hungerstreikenden zu schwören. Wir rufen zu einen gemeinsamen Aktionstag am 11. Februar, einen Tag, wo Aktionen der Solidarität in ganz Griechenland stattfinden werden. Wir sprechen unser Appell an alle Vereine, Gewerkschaften, Organisationen, politischen Gruppen und alle in Solidarität mit den fairen Kampf der Immigranten zu protestieren. In Solidarität mit den 300 Immigranten, Arbeitnehmer, Hungerstreikenden.

Wir fordern die bedingungslose Legalisierung aller Immigranten.

Wir unterstützen das Verlangen der Immigranten für gleiche politische und soziale Rechte
mit allen griechischen Arbeitnehmern.

KEIN MENSCH IST ILLEGAL!

Solidaritätsversammlung der hungerstreikenden Immigrant/innen

300Soli