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Spanien: Gewerkschaftskampagne gegen Modehaus Lefties

Die Anarchosyndikalist*innen der CNT-IAA in Madrid haben sich kürzlich der Protestkampagne gegen das Textilkaufhaus Lefties angeschlossen, um auf die Lage einer Genossin in der katalanischen Stadt Badalona aufmerksam zu machen. Diese war wegen ihrer Forderung nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie von dem Mode-Konzern Inditex sanktioniert worden. Nachdem ihre Arbeitsstunden und Zuschläge gekürzt wurden, ist sie zu einem Klärungsgespräch erschienen, bei dem sie auf einen schlechteren Arbeitsplatz versetzt und ihr Lohn gekürzt wurde.

Für die zweifache Mutter mit einem behinderten Kind verursacht diese Abwertung ihrer Arbeitskraft eine bedrohliche Situation. Vor allem, da ihr Dienstplan auch Feiertagsarbeit vorsieht, obwohl sie Anspruch darauf hat, dass sie für wichtige Betreuungstermine frei bekommt.

(Foto: CNT-IAA Madrid)

So versammeltem sich am 14.01. Mitglieder der CNT-IAA in der spanischen Hauptstadt, um bei einer Niederlassung der Einzelhandelsmarke Lefties ihre Solidarität zu zeigen. Es wurden Hunderte Flugblätter an die Passant*innen verteilt, um über die Unternehmenspolitik der in Galizien ansässigen Inditex Group (zu der auch die Modekette Zara gehört) zu informieren.

Die Gewerkschaft kündigte an, dass der Kampf weitergehen wird bis die Personalabteilung unsere Genossin in Ruhe lässt und entsprechende Schlichtungsmaßnahmen in diesem Arbeitskonflikt einleitet.

Quellen:
https://sovmadrid.org/cnt-ait-madrid-se-concentra-ante-lefties-para-denunciar-su-politica-de-explotacion

https://www.cntaitcatalunya.org/article/658

Österreich: Lohn-Preller Cafe Gagarin gibt auf

Das Wiener Arbeiter*innen-Syndikat (WAS-IAA) hat aktuelle Nachrichten zu dem seit Jahren andauernden Arbeitskampf mit dem Wiener „Cafe Gagarin“ veröffentlicht:

Das Cafe Gagarin existiert nicht mehr

Offenbar an den eigenen Widersprüchen zugrunde gegangen, wurde das Cafe Gagarin, mit dem wir uns seit dem Jahr 2022 in einem Arbeitskampf befunden haben, nun an eine andere kommerzielle Unternehmerin übergeben.

Das Jahr 2024 endete auch damit, daß das Cafe Gagarin, das sich weiterhin geweigert hat, das Vergleichsangebot unserer Genossin, welches nur rund 20% ihrer Ansprüche gewesen wäre, anzuerkennen, zugesperrt hat.

Die Widersprüche traten anscheinend immer mehr zu Tage und seit Mitte des Jahres gab es ein sehr verkürztes Statement des Betriebes, in dem Lockdowns und Teuerung als Gründe genannt wurden, aber auch daß „Vor allem aber (…) zu viel Aufgaben und Verantwortung auf zu wenigen Schultern zu Lasten gekommen (ist)“. Was ist da intern im „alternativen Cafe“ passiert? Für uns klingt das danach, daß dann doch das ganze „Projekt“ mehr auf Coolness und Adabei aufgebaut war, anstatt einen Betrieb legal und gleichberechtigt zu organisieren und die unglaublichen Mißachtungen der arbeitsrechtlichen Minimalstandards zu beenden, oder gar sich eine Form eines Kollektivbetriebes zu überlegen, wo die ArbeiterInnen nicht schlimmer als in jeder x-beliebigen kommerziellen Bude ausgebeutet werden.

Auch klingt dieses Statement danach, daß die Hierarchien dann doch nicht so flach waren, wie vom Gagarin immer behauptet und andererseits viele „Kollektivmitglieder“ auch keinen Bock gehabt haben, Verantwortung zu übernehmen. Sei dies nun, weil sie mit autonomem Habitus doch kein Interesse an Verpflichtungen hatten, oder weil sie doch nur normale HacklerInnen waren, die sich das Unternehmerische Risiko sinnvoller Weise nicht umhängen lassen wollten…

Das Café hat jedenfalls bis zum Ende unserer Genossin keinerlei Anteil ihrer mindestens 28.000 Euro offenen Lohn-Ansprüche gezahlt! Zuerst hat man versucht, alles auszusitzen und dann lieber das Café in den Sand gesetzt, als sich mit den Widersprüchen einen Betrieb im Kapitalismus zu führen, nachhaltig auseinanderzusetzen.

Bis heute wurde weniger, als im Kollektivvertrag vorgegeben, bezahlt, es gab keinen Urlaub, es gab keine Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall, es blieben die zwangsweisen Corona-Absonderungen unbezahlt, es wurden die halben Gehälter schwarz ausbezahlt und dadurch die Sozialversicherung vorenthalten, was sogar zu Gefährdung der Aufenthaltsbewilligungen für EU-BürgerInnen geführt hat, da diese ja nur „geringfügig“ gearbeitet hätten und sich nicht selber erhalten würden, das Trinkgeld mußte abgegeben werden usw. usf.

Dazu kamen all die unglaublichen Vorgänge, die in Teilen der Wiener „Linken“ nicht kritisiert wurden, wie: patriarchale und hierarchische Strukturen, anwaltliche Aufforderungen Kundgebungen zu unterlassen, Versuche sich mit anderen Betrieben gegen die Gewerkschaft zu vernetzen, Anwaltsschreiben, daß wir öffentliche Informationen löschen sollen, Kollaboration mit der Wirtschaftskammer uvm.

Mit Ende Dezember wurde das Gagarin nun zugesperrt und übergeben. Wir können nur sagen, daß es nicht schade darum ist, wenn so ein Betrieb nach zwölf Jahren nicht bereit ist die minimalen – über 150 Jahre blutig erkämpften – bürgerlichen Arbeitsrechte einzuhalten, und es dort dermaßen wenig Klassenbewußtsein gab.

Das WAS hatte immer so agiert, daß der Betrieb nicht gefährdet ist. Umso spannender, daß die Leute vom Gagarin ihren Betrieb lieber selber liquidiert haben, anstatt Lösungen zu finden.

Unseres Wissens nach sind alle Behörden schlußendlich von dritter Seite, über die ganzen arbeitsrechtlichen Mißstände sowie steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Hinterziehungen des Betriebes kurz vor dem Zusperren, informiert worden.

Unsere Genossin lebt leider nicht mehr in Österreich. Wir beenden also die Kampagne gegen das Gagarin mit dessen Verschwinden. Allen Ausbeutungsstrukturen, die glauben eine Basisgewerkschaft nicht ernst nehmen zu müssen, sei diese Episode aus Wien eine Mahnung. Wir werden immer auf der Seite der Lohnabhängigen, konsequent und dauerhaft gemeinsam kämpfen, bis eine Lösung erreicht ist. In diesem Fall war es Verbrannte Erde durch das Gagarin, welches nun nicht mehr existiert. Als WAS werden wir die Selbstorganisierung von uns ArbeiterInnen weiter vorantreiben, auch wenn es sich um „alternative Betriebe“ handelt, die sich vormachen, kein Teil des Kapitalismus zu sein.

Quelle:
https://wiensyndikat.wordpress.com/2025/01/08/das-cafe-gagarin-existiert-nicht-mehr/

Hintergründe:

„Österreich: Union Busting beim Cafe Gagarin“ (2022)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2022/08/15/oesterreich-union-busting-beim-cafe-gagarin/

„Österreich: Arbeitskämpfe in Wiener Bäckerei und Cafe“ (2022)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2022/05/19/oesterreich-arbeitskaempfe-in-wiener-baeckerei-und-cafe/

Gewerkscahftsprotest vor dem Cafe Gagarin (Foto: WAS-IAA, 2022)


Creative Commons: BY-NC

IAA: 3. Asien-Pazifik-Treffen

Seit ihrer Gründung als regionale Organisationsstruktur „Asien-Pazifik“ in der indonesischen Hauptstadt Jakarta (2022) haben sich die Basisgewerkschafter*innen der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation nun im Dezember 2024 erneut versammelt.

Bei dem dritten Regionaltreffen in Kuala Lumpur (Malaysia) versammelten sich Anarchosyndikalist*innen aus verschiedenen Staaten und diskutierten über die Lebens- und Arbeitsbedingungen einigen der größten Ökonomien der Welt. Das Gebiet reicht von Pakistan im Westen bis Japan im Osten und von Korea im Norden bis Australien im Süden.

Seit Jahren ist es der Internationale gelungen die Anzahl der Mitglieder in Asien zu erhöhen und die IAA konnte dabei zahlreiche wichtige Kontakte knüpfen. Die erste Versammlung dieser Art fand 2022 in Jakarta statt und beim zweiten Treffen 2023 in Jakarta nahmen Genoss*innen aus Australien, China, Indien, Indonesien, Japan, Korea, Myanmar, Pakistan und Thailand teil. Solche Treffen sind enorm wichtig, um die Zusammenarbeit und den Austausch von Basisgewerkschafter*innen in dieser Region weiter fördern, sowie wie den Anarchosyndikalismus in Asien und im Pazifik bekannter zu machen.

Dabei müssen die IAA-Mitglieder sich nicht nur auf Bedrohungen durch religiösen Extremismus oder marxistisch-leninistische Parteien wehren, sondern auch gegen Anfeindungen durch die reformistische ICL/CIT. Daher veröffentlichten die anwesenden Delegierten am 29.12.2024 folgende Erklärung:

„Die 3. Asien-Pazifik-Versammlung der IAA erklärt ihre Solidarität mit der CNT-IAA Spanien. Wir lehnen es ab, dass die CNT-CIT juristische Schritte eingeleitet hat und versucht die anarchosyndikalistische Organisation CNT-IAA einzuschüchtern. Wie drücken ebenfalls unsere Sorge über die Aktivitäten der CIT in Südostasien aus, da diese autoritäre Gewerkschaften fördert, die in staatlichen Einrichtungen mitarbeiten und die Regierung unterstützen.“

Das Asien-Pazifik-Untersekretariat der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) wird derzeit gemeinsam von der ASF-IAA (Australien) und der PPAS-IAA (Indonesien) organisiert.

Kontakt:
asiapacificiwasec@protonmail.com
https://bsky.app/profile/asiapacificiwa.bsky.social

3. Asien-Pazifik-Versammlung der IAA in Malaysia (Dezember 2024)

Hintergrundinfos:

IAA: Asien-Pazifik-Regionaltreffen in Malaysia geplant (2024)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2024/09/10/iaa-asien-pazifik-regionaltreffen-in-malaysia-geplant/

Asien-Pazifik-Trefffen der IAA (2022)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2022/11/29/1194/


Vorstellung der IAA in Asien (2014)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2014/08/14/vorstellung-der-iaa-in-asien/

Klimawandel als Klassenkampf

Eine Rezension von Tom Wetzel in Ideas & Action (WSA-IAA, Dez. 2022)

Während die Verbrennung fossiler Energieträger die Kohlendioxid-Schicht in der Atmosphäre weiter vergrößert, wird die Krise der globalen Erhitzung immer dringender. In seinem Bericht “‘Alarmstrufe Rot’ für menschengemachte globale Erwärmung“ warnt der Weltklimarat (IPCC):

„Die Alarmglocken läuten ohrenbetäubend und die Beweise sind unwiderlegbar: Die Treibhausgas-Emissionen durch die Verbrennung fossiler Treibstoffe und die Entwaldung haben unseren Planeten im Würgegriff und bedrohen unmittelbar das Leben von Milliarden Menschen. Die globale Erwärmung betrifft jede Region der Erde…“

Doch bisher verlieren wir den Kampf mit dem Klima. In seinem Buch „Klimawandel als Klassenkampf“ (Climate Change as Class War) argumentiert der marxistische Geograph Matthew Huber, dass die Klimabewegung deshalb verliert, weil sie aus der „professionellen Klasse“ stammt. Er führt aus, dass es dieser Klasse an der Macht mangelt, die mächtigen kapitalistischen Interessen zurückzudrängen, welche die nötigen drastischen Einschnitte in der Verbrennung fossiler Energieträger blockieren. Für Huber ist klar, dass die Klimabewegung in der Arbeiter*bewegung verortet sein muss, um die notwendige Macht zu haben, die radikalen Strukturreformen umzusetzen, welche zur Bekämpfung der globalen Erhitzung benötigt werden.

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Irland: Warum wir um keinen toten CEO trauern

In der Dezember-Ausgabe ihres Magazins „Black Star“ hat die nordirische Basisgewerkschaft „Organise!“ (Freund*innen der IAA) folgenden Text veröffentlicht:

Anfang des Monats wurde Brian Thompson, der Geschäftsführer [CEO] von UnitedHealthcare von einem einzelnen Schützen ermordet. UnitedHealthcare ist ein multinationale private Krankenversicherung mit Sitz in Minnesota (USA). Diese Firma betreibt durch die Befolgung der rücksichtslosen kapitalistischen Grundsätze eine höhere Gewinnsteigerung – durch die Warenförmigkeit von menschlichen Gesundheitsbedürfnissen – als ihre gesamte Konkurrenz.

Ihrem ehemaligen Geschäftsführer hat es einen riesigen persönlichen Wohlstand verschafft. Dieses wahnsinnige kapitalistische Modell der Krankenversicherung und der darauf aufbauenden Gesundheitsversorgung hat jedes Mitgefühl für Benachteiligte, Arme und Kranke verloren. Machen wir uns nichts vor: Das ist das „Modell“, welches uns mit der Aushöhlung des NHS [Nationalen Gesundheitsdienstes] aufgezwängt wird.

Der CEO von UnitedHealthcare wurde vor einem Hotel in Manhattan ermordet. Blickt man in die Sozialen Medien, dann sind die einzigen Leute, die über diesen Mord entsetzt sind, Schmarotzer und Geisteskranke wie er selbst.[1] Die überwältigende Mehrheit sieht dies als einen Racheakt für das dauernde Elend, den Bankrott, die Schmerzen und das Leid, welches viel zu vielen Leuten durch das Streben nach immer höheren Gewinnen aufgrund ihrer medizinischen Kosten zugefügt wird.

(Quartalsgewinne von UnitedHealth 2009-2024 in Milliarden USD; CC:0)

UnitedHealthcare war einfach schnell in der ersten Reihe, wenn es darum ging, durch rücksichtslose Ablehung von Unterstützung zahlreiche Menschen in Schulden zu treiben und mit deren Gesundheit und Leben zu spielen. Sie haben damit allein in den letzen Jahren einen Überschuss von 47,5 Milliarden US-Dollar gemacht. Dadurch wurden sie eines der erfolgreichsten Unternehmen der Branche, wobei sie eine hohe Anzahl von Menschen in Schulden, Obdachlosigkeit und Tot getrieben haben!

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Österreich: GlutenFreeX geht mit gefälschten Unterlagen gegen Gewerkschafter*innen vor

Im Arbeitskampf mit VegaNana / GlutenFreeX um die Auszahlung vorenthaltener Löhne hat die slowakische Gewerkschaft „Priama akcia“ (PA-IAA) Neuigkeiten veröffentlicht:

GlutenFreeX benutzt gefälschte Unterlagen, um ehemalige Mitarbeiterinnen von VegaNana einzuschüchtern!

Nach dem Start der Kampagne der Gewerkschaft Priama Akcia für die Auszahlung der Löhne ehemaliger Mitarbeiterinnen der Bäckerei VegaNana in Bratislava stellte sich heraus, dass einer der Hauptabnehmer von VegaNana-Produkten die Firma GlutenFreeX in Wien ist. Auf die Aufforderung, sich zu der Tatsache zu äußern, dass VegaNana den drei ehemaligen Mitarbeiterinnen 17 252,30 EUR schuldet, reagierte das Geschäft mit einer Irreführung der Öffentlichkeit und der Behauptung, dass es nicht mehr mit VegaNana zusammenarbeitet.

Es folgten Angriffe auf Priama Akcia, das Unterdrücken kritischer Stimmen und die Einschüchterung von Personen, die mit den Praktiken von GlutenFreeX nicht einverstanden sind. Und jetzt hat sich GlutenFreeX eine neue Taktik ausgedacht – sie haben die E-Mail-Kommunikation gefälscht und drohen den ehemaligen VegaNana-Mitarbeitern mit Strafverfolgung! (…)“‚

Weiterlesen:
https://www.priamaakcia.sk/glutenfreex-benutzt-gefalschte-unterlagen-um-ehemalige-mitarbeiterinnen-von-veganana-einzuschuchtern.html

Hintergrundinfos:
„Slowakei: Solidarität mit den ehemaligen Arbeiterinnen von VegaNana“

https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2024/10/18/slowakei-solidaritaet-mit-den-ehemaligen-arbeiterinnen-von-veganana/

Frankreich: Russische und ukrainische Arbeiter streiken bei Orange Fox

Die „Initiative de solidarité Olga TARATUTA“ ruft zur Unterstützung der Streikenden auf:

Solidariät mit den russischen und ukrainischen Arbeiter*innen bei Orange Fox Bike Tours, die gegen ihren räuberischen Chef streiken!

Die Arbeiter*innen bei Orange Fox Bike sind [Ende Oktober in Paris] in den Streik getreten, damit der räuberische Chef ihre Würde respektiert, der sie wie Sklav*innen ausbeutet. Denn in dieser Firma für touristische Fahrradtouren werden die Arbeiter*innen als Gästeführer*innen oder Mechaniker*innen ohne Vertrag eingestellt und ihnen werden nur Hungerlöhne bezahlt.

Sie verlangen daher richtige und formelle Arbeitsverträge. Nachdem der Arbeitgeber sich geweigert hatte wenigstens den Mindestlohn zu bezahlen, haben die Arbeiter*innen beschlossen einen Schritt weiter zu gehen und vor einer Woche [Mitte November 2024] die Firma besetzt. Sie organisieren sich als Kollektiv, werden von gewerkschaftlichen Aktivist*innen unterstützt und denken darüber nach, wie es „danach“ ohne Chef weitergehen könnte.

Nun, da die Arbeiter*innen einen Streik gewagt, sich dem Chef entgegen gestellt und ihre Firma besetzt haben, trauen sie sich auch über alternative Lösungen nachzudenken. Das ist recht bemerkenswert angesichts der aktuellen Lage voller Mutlosigkeit und gesellschaftlicher Verdrossenheit.

Doch besonders außergewöhnlich ist, dass es sich um russische und ukrainische Arbeiter*innen handelt! Obwohl sie sich im Krieg miteinander befinden, zeigen sie praktische Solidarität, die Klassensolidarität! Sie füllen die alte Parole der Arbeiter*bewegung mit Leben: „Kein Krieg außer dem Klassenkrieg“. Sie zeigen durch ihre Aktionen, dass Arbeiter*innen gemeinsame Interessen haben. Und dass ihr Feind nicht ihre Klassenbrüder (oder -schwestern) sind, sondern der Chef, der sie ausbeutet.

In dem Betrieb für touristische Fahrradtouren haben die Streikenden einige Plakate gemalt. Sie bringen idamit hren Kampfgeist und ihre fröhliche Stimmung auf die Wände:

  • Russ*innen und Ukrainer*innen – ein gemeinsamer Feind: das Kapital
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Wellness-Programme am Arbeitsplatz bringen nichts

Tolle Neuigkeiten! Im Jahr 2021 haben Arbeitgeber*innen weltweit rund 60 Milliarden US-Dollar für „Wellness“-Angebote ausgegeben. Und du dachtest, dein*e Arbeitgeber*in kümmert sich einen Dreck um dich. Die noch bessere Nachricht ist, dass die von den Arbeitgeber*innen für „Wellness“ ausgegebene Summe wahrscheinlich bis 2026 auf 96 Milliarden US-Dollar ansteigen wird.

Der Umfang, in dem Unternehmen die Gesundheit ihrer Arbeitskräfte verbessern möchte, kennt keine Grenzen. Die Firmen verschleudern Milliarden für Maßnahmen, um den Arbeiter*innen beispielsweise zu helfen mit dem Rauchen aufzuhören, ihnen Ernährungspläne, Yoga und Bewegungsübungen anzubieten. Oder sogar Schreibtische einzubauen, die mit Fahrrad-Dynamos betrieben werden (unvorstellbar), psychosoziale Beratung zu organisieren oder ihre Mitarbeiter*innen auf Outdoor-Abenteuer zu schicken und vieles mehr.

Eure Chefs sind wirklich tolle Leute. Der einzige Wermutstropfen in dieser utpoischen Arbeitswelt ist, dass diese „Wellness“-Angebote nicht funktionieren und die Sache sogar noch schlimmer machen, wie eine Reihe von Studien gezeigt haben. Eine neue Untersuchung der Universität Oxford hat herausgefunden, dass fast alle „Wellness“-Maßnahmen statistisch gemessen keine messbaren Auswirkungen auf das Wohlergeben von Arbeiter*innen oder auf eine Verbesserung der Arbeitsbeziehungen haben.

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USA: Kongress der Workers‘ Solidarity Alliance

Das 40-jährige Bestehen konnte die Workers‘ Solidarity Alliance (WSA) Ende November 2024 bei ihrem ersten virtuellen Jahreskongress in den Vereinigten Staaten feiern. Aus diesem Anlass hatten die anarchosyndikalistischen „Freund*innen der IAA in den USA auch zwei öffentliche Online-Vorträge vorbereitet.

So sprach unter anderem Suzy Subways, eine wohlbekannte Organisatorin und radikale Journalistin aus Philadelphia als Gastrednerin zum Thema „Gruppen-Demokratie, Journalismus und Anarcha-Feminismus“.

Ein weiterer Beitrag kam von Steve Rabinowitz, einem Gründungsmitglied, früheren WSA-Schatzmeister und langjährigen Autor, der aktuell Delegierter im Koordinierungskomitee ist. Er bot einen historischen Workshop zu „Geschichte und Zukunft der WSA“ an.

Beim solchen Kongressen ging es natürlich auch um interne Berichte, Vorschläge und Abstimmungen, wobei die Komitees für Koordinierung, Arbeitskämpfe und Internationales delegiert werden. Lokale Strukturen der landesweiten Basisgewerkschaft existieren in den Regionen Greater Chicago und Philly Metro Area. Gemeinsam mit dem Cercle des Ami.es de l’A.I.T. im kanadischen Québec gibt die Workers‘ Solidarity Alliance das Magazin Anarchist Union Journal heraus, das sich den Aufbau einer nordamerikanischen Gewerkschaftssektion der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) zum Ziel gesetzt hat.

CC: BY-NC

Internationale Solidarität mit der spanischen CNT-IAA

Ein Beitrag in dem Magazin „Black Star“, das von irischen Anarchosyndikalist*innen der Organise!-IAA herausgegeben wird, berichtet im Oktober 2024 über eine Solidaritätserklärung der italienischen USI-CIT mit der spanischen Sektion der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA):

Angriff auf die CNT-AIT geht weiter

Mehrere Mitgliedsgruppen der USI-CIT (Mitglied in der Internationalen Konföderation der Arbeit in Italien) haben eine Solidaritätserklärung mit unseren Genoss*innen der CNT-IAA herausgegeben. Und sich gegen das Gerichtsverfahren ausgesprochen, mit dem diese von der spanischen CNT-CIT angeklagt wurden, also einer Sektion jener Internationale, welcher die USI-CIT angehört (siehe vorherige Ausgaben für mehr Informationen der Angriffe auf die CNT-IAA).

Diese Solidaritätsbekundung hatte für die Gewerkschaftsgruppen der USI durchaus schwere Auswirkungen. Das „nationale Sekretariat“ der USI reagierte in einer zentralistischen Weise, dass die CNT-CIT „die einzig legitime CNT“ sei und verwarf damit die Erklärung ihrer eigenen Mitgliedsgruppen. Es ging sogar soweit, fälschlicherweise zu behaupten, dass einige der Unterzeichnenden garkeine Mitglieder der USI seien.

Auch wurden einige Gewerkschaftsgruppen angegriffen, vor allem die USI-CIT Ancona. Diese unterhält das USI-Archiv und wird nun vom nationalen Sekretariat mit Ausschluss bedroht. Während es bei diesen Lügen und Angriffen darum geht, die Solidaritätsbekundungen von USI-Mitgliedern für die CNT-IAA herunterzuspielen, haben diese Gewerkschaftsgruppen eine prinzipientreue Stellung gegen die gewerkschaftsfeindliche Politik der spanischen CNT-CIT bezogen.

Dieses Union Busting wird jedoch von anderen Mitgliedern der weltweiten Internationalen Konföderation der Arbeit [CIT] schändlicherweise unterstützt oder ignoriert.

Quelle:
https://organiseanarchistsireland.com/wp-content/uploads/2024/10/BlackStar43.pdf

Übersetzung: ASN Köln (CC: BY-NC, https://asnkoeln.wordpress.com)

Weitere Infos zu den Angriffen auf die CNT-IAA Spanien:

IAA: Zu den Prozessen gegen die spanische CNT-AIT (2024)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2024/09/17/iaa-zu-den-prozessen-gegen-die-spanische-cnt-ait/

IAA: Update zum Gerichtsverfahren gegen die CNT-AIT Spanien (2024)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2024/09/24/iaa-update-zum-gerichtsverfahren-gegen-die-cnt-ait-spanien/

Wir sind die IAA (2024)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2024/07/28/wir-sind-die-iaa/

Solidarität mit der spanischen CNT-IAA (2023)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2023/04/20/solidaritaet-mit-der-spanischen-cnt-iaa/

Die IAA und ihre Sektionen verteidigen (2021)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2021/03/14/die-iaa-und-ihre-sektionen-verteidigen/

CNT-IAA: Trotz Wind und Wetter (2021)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2021/03/14/cnt-iaa-trotz-wind-und-wetter/