Ende Oktober 2020 hat die [Basisgewerkschaft] ZSP in Warschau einen Arbeitskampf in einem Vorschul- und Bildungszentrum begonnen. Drei Arbeiterinnen sind davon betroffen, darunter die Schulpsychologin und die Sprachtherapeutin.
Sie warten seit Monaten auf ihre Löhne, sowie auf die Bezahlung für ungenutzte Urlaubstage. Es gibt auch das Problem, dass sie keine Sozialleistungen beanspruchen können, da ihr Chef das nötige Formular nicht an das Sozialversicherungsamt geschickt hat. Und sie haben unrichtige Arbeitszeugnisse bekommen, welche sie als Dokument für eine spätere Anstellung benötigen.
Ende Juli 2020 hat die Stiftung IWE [Instytutu Wspierania Edukacji], welche die Schule betreibt, beschlossen ihre Aktivitäten abzuwickeln. Der Chef und der Stiftungsvorsitzende hatten bereits im März ein gewinnorientiertes Unternehmen Firma gegründet. Sie haben aber offensichtlich kein Interesse daran, die Schule zu schließen, denn der Betrieb geht regulär weiter.
Obwohl immernoch dieselben Leute die Bildungseinrichtung betreiben, können sie durch den Namenswechsel behaupten, dass die Stiftung IWE keine Verbindlichkeiten mehr gegenüber ihren ehemaligen Mitarbeiter*innen hat. Trotz der laufenden Geschäftsabwicklung der IWE wurden in ihrem Namen im Oktober 2020 noch Stellen ausgeschrieben – für ein*e Psycholog*in und ein*e Sprachtherapeut*in.
Die Frauen haben wegen des Falls die Staatliche Arbeitsaufsicht kontaktiert, doch ihnen wurde nur gesagt, dass man nichts machen könne, da sich ihr Arbeitsgeber im Prozess der Geschäftsauflösung befindet. Und das, obwohl bekannt ist, dass die Arbeitgeber*innen bloß den Namen und die Rechtsform gewechselt haben, unter denen sie tätig sind.
Zweifellos fühlen sie sich unantastbar, indem sie rechtliche Schlupflöcher nutzen, durch welche der Staat es skrupellosen Arbeitgeber*innen ermöglicht, Lohnraub zu begehen.
„Wir werden ihnen zeigen, dass sie nicht unantastbar sind
und so ein Vorgehen niemals toleriert werden sollte.“
Die ZSP [Związek Syndykalistów Polski] kündigte daraufhin Proteste an der Schule an und Mitte Oktober hat sie auch die Staatliche Arbeitsaufsicht besucht, um auf diesen Fall und auf andere Themen aufmerksam zu machen. Sie hoben dabei hervor, dass wieder einmal der Staat die rechtlichen Mittel bereitstellt, um Lohnraub zu begehen, und dass seine Inspektionen daher meist nutzlos sind. Die besten Mittel, welche Arbeiter*innen haben, sind Organisierung, gegenseitige Hilfe und direkte Aktionen.
Proteste bei Tumiraj und am Haus des Chefs
[…] Im November fanden zwei Kundgebungen an dem Bildungszentrum statt, doch anstatt zu bezahlen, versuchte der Chef gegenüber der Poizei lächerliche Forderungen zu stellen. Mitte Dezember zog dann die Gewerkschaft vor das Haus des Chefs. Er kam heraus und sagte der Polizei, er wüsse garnicht worum es gehe.
Aber als er die ZSP auf ihn zukommen sah, rannte er in den Wald hinter seinem Haus und verschwand. Da er sich mit solcher Arroganz weigerte, auch nur mit den Arbeiter*innen zu sprechen, sogar vor ihnen wortwörtlich flüchtete und vorher versuchte mit falschen Anschuldigungen die Polizei zum Beenden der Proteste zu bringen, hat die ZSP daraufhin alle seine Nachbar*innen über sein Handeln informiert – und angekündigt wieder zu kommen.
Video-Interview von ThePrazanin mit den Arbeiterinnen (pl):
https://invidious.snopyta.org/watch?v=J5Km8RE8JRA
Quellen:
https://zsp.net.pl/conflict-tumiraj-preschool-and-educational-center
https://zsp.net.pl/protests-tumiraj-and-bosss-house
Übersetzung:
Anarcho-Syndikalistisches Netzwerk – ASN Köln (CC:BY-NC)