Ukraine: Pflegepersonal fordert bessere Arbeitsbedingungen

Die Gesundheitsarbeiter*innen der französischen CNT-IAA haben einen Bericht von Anarchist*innen aus der Ukraine zum Arbeitskampf im Gesundheitswesen veröffentlicht:

In der Ukraine, wie in Frankreich:
Ein würdiges Einkommen für das Gesundheitspersonal!

Auch in der Ukraine hat die Politik der Privatisierung des Gesundheitswesens große Schäden angerichtet. Das Gesundheitspersonal hat kürzlich eine Bewegung gestartet, um gegen die Finanzierungspolitik und für menschenwürdige Löhne zu kämpfen. Den kämpfenden Gesundheitsarbeiter*innen, wo immer sie sich auf der Welt befinden, möchten wir unsere volle internationalistische Solidarität versichern!

„Im Jahr 2020 mussten alle ukrainischen Ärzt*innen und das Gesundheitspersonal an einer neuen Front kämpfen, um die Pandemie einzudämmen. Und es überrascht nicht, dass der größte Feind der Nachkommen des Hippokrates nicht das Virus war, sondern unsere eigene ukrainische Regierung. Die Beamt*innen und Oligarch*innen im Gesundheitswesen, welche die Arbeit ihrer Vorgänger*innen fortsetzen, zerstören weiterhin die öffentliche Versorgung zugunsten der privaten Medizin. Sie tun dies mit solchem Zynismus, dass es bald keine qualifizierten Krankenpfleger*innen und Ärzt*innen in der Ukraine mehr geben wird und dass ihre Arbeit keine Wertschätzung mehr erfährt.

Die Gehälter der Ärzt*innen stehen nach wie vor in keinem Verhältnis zu den Risiken. Und es ist kaum zu glauben, aber das durchschnittliche Einkommen von Ärzt*innen in der Ukraine liegt unterhalb des Durchschnittslohns! Nach Angaben des Gesundheitsministeriums, beträgt das Monatsgehalt einer Ärzt*in im Schnitt etwa 9.000 Griwna (260 Euro) und 7.000 Griwna (203 Euro) für erwerbstätige Krankenschwestern, sowie 5.000 Griwna (144 Euro) für Berufsanfänger*innen.

Deshalb dürfen wir Anarchist*innen heute nicht abseits stehen und wir unterstützen den Kampf derer, die uns alle verteidigen und unsere Solidarität benötigen! Die Aktivist*innen von ‚Black Flag‘ [Чорний Стяг] und ‘Aktion des Volkes‘ [Народна Дія] haben sich den Krankenpfleger*innen angeschlossen, um gegen die gesellschaftliche Unterdrückung des öffentlichen Gesundheitswesens durch die neoliberale Regierung zu demonstrieren.

Foto: Demonstration in Lviv am 16.12.2020
Bei ihrer Aktion [am 16.12.2020 in Lviv] haben die Krankenpfleger*innen folgende Forderungen gestellt:

1. Finanzierung des Gesundheitswesens mit mindestens 7% des Bruttoinlandsproduktes

2. Erhöhung der Gehälter ab 01.01.2021 für medizinisches Personal auf das Niveau von 23.000 Griwna [644 Euro] für Ärzt*innen, 17.000 Griwna [491 Griwna] für Krankenpfleger*innen und 12.000 Griwna [346 euro] für medizinisches Personal im Anerkennungsjahr

3. Garantierte Ansprüche auf Versicherungsleistungen bei Berufskrankheiten für das an COVID-19 erkrankte Gesundheitspersonal (bei Verdacht auf einen Zusammenhang zwischen Krankheit und Berufstätigkeit)

4. Offenlegung der Ausgaben, Einnahmen und Budgets von medizinischen Einrichtungen (transparente Buchhaltung), sowie ein Recht, die Leitung medizinischer Einrichtungen kollektiv zu wählen

5. Einführung eines staatlichen Programms zur Bereitstellung von Wohnraum für medizinisches Personal“

Quelle: http://cnt-ait.info/2021/01/07/lviv-sante/
Übersetzung: Anarcho-Syndikalistisches Netzwerk – ASN Köln (CC:BY-NC)

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