Spanien: Massenproteste bei Bildungsstreik

Rund 200.000 Schüler*innen, Studierende, Lehrer*innen und Eltern haben am 28.10. in etwa 70 spanischen Städten ihre Tätigkeit niedergelegt und gegen die zunehmende Privatisierung des Bildungssystems und die Wiedereinführung des Zwischenprüfungssystems aus der Zeit der Franco-Diktatur protestiert. Auf Großdemonstrationen in Madrid, Barceloa, Granada und Bilbao, aber auch in kleineren Städten, versammlten sie sich massenhaft und zogen lautstark durch die Straßen.

Aufgerufen hatte die Studierenden-Gewerkschaft Sindicto de Estudiantes. Aber auch Gewerkschaften, wie die anarchosyndikalistische CNT-IAA, beteiligten sich an dem Streiktag. In Córdoba wurden zwei Demonstrant*innen durch Polizeiangriffe verletzt.

Quelle: http://kaosenlared.net


Die Proteste entzünden sich nicht nur an der neoliberalen Sparpolitik in der andauernden Wirtschaftskrise, die zu massenhafter Jugendarbeitslosigkeit geführt hat, sondern auch wegen der Verstrickungen des rechten Katholizismus in die Vergabepolitk von Privatschullizenzen. Dadurch würde einerseits ein reaktionäres Weltbild verbreitet und andererseits massiv in die repressive Stadtplanung zugunsten bürgerlicher Neubauviertel eingegriffen.

Doch vor allem der zunehmende Ausschluss von Jugendlichen aus derArbeiter*innen-Klasse, denen der Zugang zu Bildung systematisch verwehrt werden soll, mobilisierte Hunderttausende zu dem Aktionstag. So hieß es in dem Aufruf:

„Die Absicht der Regierung ist simpel: Wenn junge Menschen aus Arbeiterfamilien so oder so eine Zukunft voll prekärer Zustände und Ausbeutung erwarten, warum sollten sie dann Geld für ihre Bildung ausgeben? Für Familien mit mehr Ressourcen ist die Situation jedoch anders. Sie leiden nicht in der Art und Weise unter den Kürzungen, denn sie haben Zugang zu privater Nachhilfe, zu privaten Akademien und alles andere, was sie brauchen. Für sie wird das Bestehen der neuen Prüfungen kein Problem sein.

Wenn dieser Angriff durchkommt, sprechen wir von der Rückkehr in eine Zeit, in der Bildung nur etwas für eine privilegierte Minderheit war. Das Ziel ist die Zerstörung des öffentlichen Bildungssystems und seine Umwandlung in eine Marktdienstleistung, mit welcher die Bosse privater Bildungsunternehmen große Profite einfahren können. Allerdings: Das Recht auf Bildung für alle wurde nur durch großen Einsatz und große Kämpfe erstritten. Unsere Eltern und Großeltern haben hart dafür gekämpft und wir dürfen es uns nicht von denen wegnehmen lassen!“

Mehr Informationen bei LabourNet:
http://www.labournet.de/internationales/spanien/soziale_konflikte-spanien/

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