Category Archives: Arbeit

Serbien: Plena am Arbeitsplatz!

Folgende Erklärung hat die ASI-IAA am 22.01.2025 veröffentlicht:

Das Wort „Plenum“ ist zum neuen Schreckgespenst der Herrschenden und ihrer Medien geworden, mit dem sie versuchen die Arbeiter*klasse einzuschüchtern. Die Chef*innen werden uns jedoch nie davon überzeugen können, dass wir vor Plena – also Versammlungen und Zusammenkünfte derjenigen, die gemeinsam über ihr Leben und ihre Arbeit durch demokratische Vereinbarungen unter Gleichen abstimmen wollen – Angst haben sollten. Vollversammlungen, Arbeiter*innen-Räte und Plena haben in unserer Region eine sehr lange Tradition und waren immer die unterste Organisationsebene für die aufständische Bevölkerung.

Neue Wellen von Plena [oder Plenen], die an den Universitäten in Serbien begonnen haben, kündigen die Rückkehr dieses kollektiven Kampfmittels in großem Stil an. Auch wir müssen an unseren Arbeitsplätzen, in Fabriken, Werkstätten und Unternehmen die Kraft und Bedeutung dieser Organisationsform, deren bloße Existenz das Regime in Angst versetzt, verstehen – beziehungsweise uns daran erinnern. Die Panik, welche die Mächtigen angesichts der Plena ergreift, ist der beste Beweis für die Wirksamkeit dieser Kampfformen: kollektive Entscheidungsfindung ohne Anführer*innen und mittels direkter Aktionen, wie Blockaden.

„Plena am Arbeitsplatz!“ (ASI-IAA)

Als vor mehr als zwei Monaten in Novi Sad ein Vordach [des Bahnhofs] einstürzte und 15 Menschen tötete, erkannten viele in Serbien, dass die Situation außer Kontrolle geraten ist und dass eine starke und massive Reaktion erforderlich war, um unser Leben zu retten. Die Studierenden waren die ersten, die reagierten und eine Protestwelle auslösten, welche die herrschende Klasse seit Monaten in Angst und Schrecken versetzt. Die Regierung und ihre Medien versuchen natürlich jede Art von Widerstand als von der Opposition angezettelt darzustellen, obwohl sich die Student*innen sehr deutlich von allen politischen Parteien distanziert haben. Auf die absurden Vorwürfe, dass ausländische Mächte die Blockaden und Versammlungen unterstützen würden, kann nur mit Lachen geantwortet werden – vor allem, wenn sie von jenen kommen, die heute den Mächtigen dienen, welche die Handlanger*innen der globalen Eliten sind und das Land spalten. Sie ziehen uns immer weiter in die euro-atlantische Integration hinein, produzieren Waffen für die NATO in der Ukraine, usw.

Der Einsturz des Vordachs ist eine direkte Folge des kapitalistischen Systems, in dem wir kaum überleben können. Ein System, das nur am Profit interessiert ist – das lieber die Taschen der Bosse füllt statt Menschenleben zu schützen. Dieses System hat zu einem völligen Chaos in der Bauwirtschaft bei der Bauaufsicht geführt, indem viele der bestehenden Sicherheitsmaßnahmen abgeschafft wurden, damit die Chef*innen ihre Projekte schneller abschließen konnten, indem sie die Arbeiter*innen noch mehr ausbeuteten und instabile, schäbige Gebäuden errichteten. Politiker*innen, Chef*innen und Beamt*innen sind praktisch nur die Ausführenden dieses Systems. Daher wird kein Machtwechsel zu einer anderen Parteien die Lage verändern, in der wir uns befinden.

Deshalb ist es nötig, das System radikal zu ändern. Hin zu einem System, in dem das Wohlergehen un die Freiheit der Einzelnen im Mittelpunkt stehen. Eine solche Gesellschaft – eine wirklich selbstverwaltete, freiheitlich-kommunistische Gesellschaft – kann nur durch eine Bewegung organisiert werden, durch eine Bewegung von Plena: Versammlungen von Arbeiter*innen, Studierenden und Nachbar*innen, in denen die gemeinsame Entscheidungsfindung das Grundprinzip der zukünftigen Gesellschaft ist. Deshalb ist es wichtig von den Studierenden zu lernen und auf eine allgemeine Ausweitung der Plena hinzuarbeiten: an unseren Arbeitsplätzen, in unseren Wohnhäusern und Nachbar*schaften und in den Organisationen müssen wir uns nach den gleichen Prinzipien organisieren.

Unsere Gewerkschaft, die Anarcho-Syndikalistische Initiative, ist genau solch eine Organisation – in ihr werden alle Entscheidungen auf Versammlungen (Plena) durch die Mitglieder getroffen. Wir entscheiden alle gemeinsam, damit es keine Anführer*innen gibt, die von den Chef*innen bestochen werden können. Als Kampfmethode entscheiden wir uns vor allem für direkte Aktionen: Blockaden, Demonstrationen, Sabotage usw. Schließt euch uns an, um gemeinsam Betriebsversammlungen zu gründen und durch Diskussionen, gegenseitige Hilfe und Solidarität die Bosse und Politiker*innen zum Rückzug zu zwingen. Damit wir die Grundlage schaffen für ein freies und glückliches Leben für die breitesten Schichten der arbeitenden Bevölkerung.

Plena überall!

Anarhosindikalistička inicijativa (ASI-IAA)
Sektion der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation in Serbien

Quelle: https://inicijativa.org/clanci/354/plenume-svuda/

Weitere Quelle (englische Übersetzung):
https://todon.nl/@cercle_ait_montreal@kolektiva.social/114104430353675883

Übersetzung: Anarcho-Syndikalistisches Netzwerk – ASN Köln

(Creative Commons: BY-NC, asnkoeln.wordpress.com)

USA: Die ersten Tage von Trumps Angriff

Die Workers’ Solidarity Alliance (WSA-IAA) in den Metropolregionen Philadelphia und Chicago (USA) hat am 25.02.2025 folgenden Bericht veröffentlicht:

Von den vielen Berichten und Gesprächen auf unserem Kongress im November zum 40-jährigen Bestehen sind zwei besonders hervorzuheben: Eine neuerliche Begeisterung für einen Journalismus der Arbeiter*klasse, und wie unsere WSA-Lokalstrukturen versuchen sich in ihrer Arbeit an unseren Arbeitsplätzen und den Kolleg*innen zu orientieren.

Was hat das in diesen ersten Tagen des Angriffs von Trump/Musk zu bedeuten? Wir können nicht für alle WSA-Mitglieder sprechen, aber viele von uns haben sich niedergeschlagen und schockiert gefühlt in dem Bewusstsein, dass unsere Familien direkt angreifbar sind.

Im Gegensatz zu [dem ersten Amtsantritt] 2016, als der Widerstand gegen Trump die Menschen sofort aufgerüttelt hatte, gab es nun einen kulturellen Richtungswechsel. Doch wir fühlen uns als ein Teil dieser Periode des „Jetzt-wieder-auf-die-Beine-Kommens“.

Wir können für einige unserer Strukturen sagen, dass die ersten Monate sich angefühlt haben, wie eine Sturmwarnung. Wir schauen immerzu aus dem Fenster und sehen, wie nah die Gefahr ist. Während dieser Angriff von Trump/Musk vonstatten geht, gab eine deutliche Auszeit bei unseren öffentlichen Projekten auf nationaler Ebene. Aber indem wir dies schreiben, nehmen wir unsere Arbeit wieder auf!

Mit Bezug auf unsere Arbeitsplätze gab es unter anderem sofortige Reaktionen gegen die stigmatisierenden Razzien der ICE [„Immigration and Customs Enforcement“, Zollpolizei], welche durch ihre willkürliche Art der Angriffe unsere höchst bedrohen Familien terrorisiert haben. Wir haben aktiv daran gearbeitet, unsere Kolleg*innen mit sozialen Organisationen in Verbindung zu bringen, haben Flugblätter mit Kontaktinformationen für telefonische Migrant*innen-Rechtsberatung verteilt und geholfen mehrsprachige Schulungen zu vermitteln.

Wir haben außerdem geholfen vor Ort einen bevorstehenden Protest in Zusammenarbeit mit lokalen Aktivist*innen zu organisieren. Da wir keine Reformist*innen sind, bringen wir unsere arbeitsplatzbezogenen Anliegen und syndikalistischen Analysen weitestmöglich ein. Dabei versuchen wir jede Art von Gelegenheit zu nutzen, um zu dieser Krisenzeit öffentlich „Nein!“ zu sagen.

Als Anarcha-Syndikalist*innen ist uns sonnenklar, dass wir das Wort „Demokratie“ nicht im Sinne einer bürgerlichen Demokratie benutzen, bei der die konkurrierenden Eliten um unsere Stimmen wetteifern, um an die Macht zu kommen. Wir werden Widerstand gegen Trump und Musk leisten, aber das bedeutet nicht, dass wir uns für etwas einsetzen würden, was ein Biden-Harris-Regime von „Weiter-so“ und Genozid gewesen wäre. Für uns steht fest, dass wir mit unserem Einsatz für Demokratie eine Arbeiter*innen-Demokratie meinen.

Und dass allein eine klassenlose und nicht-hierarchische Gesellschaft dem Begriff „Demokratie“ Bedeutung geben kann. Doch momentan konzentrieren wir uns auf unsere gemeinsame Sache mit den bedrohten Kolleg*innen und Anderen. Sowie mit Trump-Wähler*innen, denen plötzlich bewusst wird, dass ihre Jobs und Sozialleistungen in Gefahr sind.

Da wir nur wenige und unsere Lokalstrukturen klein sind, fühlt es sich für uns am besten an aktiv zu bleiben, um mit der Situation klarzukommen. Da wir nur langsam wieder zum Journalismus zurückkehren, ist genau jetzt die Zeit dazu. Es gibt Mitglieder, die sagen, dass es nun für die WSA soweit ist, bald unser Nationales Arbeitskomitee einzuberufen. Und das werden wir!!

Als einen der Schritte auf dem Weg zurück zum Journalismus der Arbeiter*klasse haben wir heute während der Arbeitszeiten getan, was wir vorhatten. Nämlich mit WSA-Mitgliedern und Genoss*innen zu sprechen und zu versuchen, ihre Gedanken druckreif zu bekommen.

Begonnen haben wir heute um 10 Uhr, indem wir während der Arbeit mit unserem Genossen Greg Mcgee telefonierten:

Wir sollten mit unseren Arbeitskolleg*innen ins Gespräch kommen, doch darauf achten bei den Tatsachen zu bleiben. Nutzt radikale Webseiten, die über russische und ukrainische Deserteur*innen berichten, welche sich weigern zu kämpfen. Stellt euch gemeinsam vor, dass Soldat*innen einberufen würden, aber niemand würde hingehen! Die Kriege würden enden.“

Bei all dem entfesselten faschistischen Nationalismus, der jetzt gerade stattfindet, bei Heuchelei, Anti-Semitismus und Rassismus, stellt euch vor, das Wort ‚Einwanderer‘ durch ‚Jude‘ zu ersetzen und diskutiert die faschistische Vergangenheit. Wir wissen, dass Mussolini und General Franco Faschisten waren, aber wir wissen nicht wirklich, was Trump und Musk sind. Sie sind vielleicht nur Narzissten, aber ich glaube, wir müssen unsere Kolleg*innen auf die Entstehungsgeschichte des Faschismus hinweisen. Erinnert an das, was in Deutschland geschehen ist: Momentan ist die Vorstellung nicht weit her geholt, dass sowas auch hier passieren könnte. Wir müssen daran erinnern, wie es während des Zweiten Weltkriegs den japanischen Menschen in den USA ergangen ist, als die Leute zusammengetrieben und in Sammellager [concentration camps] gesperrt wurden.“

Es ist nun an der Zeit, sich mit unseren Kolleg*innen am Arbeitsplatz zu versammeln. Es ist nun an der Zeit, um auf einer gemeinsamen Grundlage zu arbeiten, nämlich der Bedrohung, welcher wir ausgesetzt sind.“

Und Lana – am Telefon während der Arbeit, eine Stunde später:

Es ist so vielschichtig, dieses sofortige Zerschneiden [chainsaw] aller sozialen Sicherheitsnetze. Und wir wissen genau, dass wenn die Wirtschaft den Bach runter geht, werden wir in der Arbeiter*klasse die Ersten sein, welche von den wirtschaftlichen Folgen betroffen sind. Haben wir das nicht schon die ganze Zeit gesagt? Dass der Kapitalismus bösartig ist, da er uns in den sogenannten Guten Zeiten auffrisst, und in jeder Katatstophe als Kanonenfutter nutzt?“

Ich denke, dass es für uns als Syndikalist*innen an der Zeit ist, aufzustehen und zu organisieren. Um unsere Kolleg*innen als eine Gruppe am Arbeitsplatz einzubinden in den gesellschaftlichen Widerstand. Es ist ein Weckruf: Höchste Alarmstufe – packen wir’s an!“

Philly Metro and Greater Chicago WSA

Quelle: https://philly-wsa.org/2025/02/25/earliest-days-of-this-trump-attack/

Übersetzung: ASN Köln (CC: BY-NC, asnkoeln.wordpress.com)

Kontakt zur Workers‘ Solidarity Alliance:
https://wsa-iwa.org/

Spanien: Gewerkschaftskampagne gegen Modehaus Lefties

Die Anarchosyndikalist*innen der CNT-IAA in Madrid haben sich kürzlich der Protestkampagne gegen das Textilkaufhaus Lefties angeschlossen, um auf die Lage einer Genossin in der katalanischen Stadt Badalona aufmerksam zu machen. Diese war wegen ihrer Forderung nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie von dem Mode-Konzern Inditex sanktioniert worden. Nachdem ihre Arbeitsstunden und Zuschläge gekürzt wurden, ist sie zu einem Klärungsgespräch erschienen, bei dem sie auf einen schlechteren Arbeitsplatz versetzt und ihr Lohn gekürzt wurde.

Für die zweifache Mutter mit einem behinderten Kind verursacht diese Abwertung ihrer Arbeitskraft eine bedrohliche Situation. Vor allem, da ihr Dienstplan auch Feiertagsarbeit vorsieht, obwohl sie Anspruch darauf hat, dass sie für wichtige Betreuungstermine frei bekommt.

(Foto: CNT-IAA Madrid)

So versammeltem sich am 14.01. Mitglieder der CNT-IAA in der spanischen Hauptstadt, um bei einer Niederlassung der Einzelhandelsmarke Lefties ihre Solidarität zu zeigen. Es wurden Hunderte Flugblätter an die Passant*innen verteilt, um über die Unternehmenspolitik der in Galizien ansässigen Inditex Group (zu der auch die Modekette Zara gehört) zu informieren.

Die Gewerkschaft kündigte an, dass der Kampf weitergehen wird bis die Personalabteilung unsere Genossin in Ruhe lässt und entsprechende Schlichtungsmaßnahmen in diesem Arbeitskonflikt einleitet.

Quellen:
https://sovmadrid.org/cnt-ait-madrid-se-concentra-ante-lefties-para-denunciar-su-politica-de-explotacion

https://www.cntaitcatalunya.org/article/658

Österreich: Lohn-Preller Cafe Gagarin gibt auf

Das Wiener Arbeiter*innen-Syndikat (WAS-IAA) hat aktuelle Nachrichten zu dem seit Jahren andauernden Arbeitskampf mit dem Wiener „Cafe Gagarin“ veröffentlicht:

Das Cafe Gagarin existiert nicht mehr

Offenbar an den eigenen Widersprüchen zugrunde gegangen, wurde das Cafe Gagarin, mit dem wir uns seit dem Jahr 2022 in einem Arbeitskampf befunden haben, nun an eine andere kommerzielle Unternehmerin übergeben.

Das Jahr 2024 endete auch damit, daß das Cafe Gagarin, das sich weiterhin geweigert hat, das Vergleichsangebot unserer Genossin, welches nur rund 20% ihrer Ansprüche gewesen wäre, anzuerkennen, zugesperrt hat.

Die Widersprüche traten anscheinend immer mehr zu Tage und seit Mitte des Jahres gab es ein sehr verkürztes Statement des Betriebes, in dem Lockdowns und Teuerung als Gründe genannt wurden, aber auch daß „Vor allem aber (…) zu viel Aufgaben und Verantwortung auf zu wenigen Schultern zu Lasten gekommen (ist)“. Was ist da intern im „alternativen Cafe“ passiert? Für uns klingt das danach, daß dann doch das ganze „Projekt“ mehr auf Coolness und Adabei aufgebaut war, anstatt einen Betrieb legal und gleichberechtigt zu organisieren und die unglaublichen Mißachtungen der arbeitsrechtlichen Minimalstandards zu beenden, oder gar sich eine Form eines Kollektivbetriebes zu überlegen, wo die ArbeiterInnen nicht schlimmer als in jeder x-beliebigen kommerziellen Bude ausgebeutet werden.

Auch klingt dieses Statement danach, daß die Hierarchien dann doch nicht so flach waren, wie vom Gagarin immer behauptet und andererseits viele „Kollektivmitglieder“ auch keinen Bock gehabt haben, Verantwortung zu übernehmen. Sei dies nun, weil sie mit autonomem Habitus doch kein Interesse an Verpflichtungen hatten, oder weil sie doch nur normale HacklerInnen waren, die sich das Unternehmerische Risiko sinnvoller Weise nicht umhängen lassen wollten…

Das Café hat jedenfalls bis zum Ende unserer Genossin keinerlei Anteil ihrer mindestens 28.000 Euro offenen Lohn-Ansprüche gezahlt! Zuerst hat man versucht, alles auszusitzen und dann lieber das Café in den Sand gesetzt, als sich mit den Widersprüchen einen Betrieb im Kapitalismus zu führen, nachhaltig auseinanderzusetzen.

Bis heute wurde weniger, als im Kollektivvertrag vorgegeben, bezahlt, es gab keinen Urlaub, es gab keine Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall, es blieben die zwangsweisen Corona-Absonderungen unbezahlt, es wurden die halben Gehälter schwarz ausbezahlt und dadurch die Sozialversicherung vorenthalten, was sogar zu Gefährdung der Aufenthaltsbewilligungen für EU-BürgerInnen geführt hat, da diese ja nur „geringfügig“ gearbeitet hätten und sich nicht selber erhalten würden, das Trinkgeld mußte abgegeben werden usw. usf.

Dazu kamen all die unglaublichen Vorgänge, die in Teilen der Wiener „Linken“ nicht kritisiert wurden, wie: patriarchale und hierarchische Strukturen, anwaltliche Aufforderungen Kundgebungen zu unterlassen, Versuche sich mit anderen Betrieben gegen die Gewerkschaft zu vernetzen, Anwaltsschreiben, daß wir öffentliche Informationen löschen sollen, Kollaboration mit der Wirtschaftskammer uvm.

Mit Ende Dezember wurde das Gagarin nun zugesperrt und übergeben. Wir können nur sagen, daß es nicht schade darum ist, wenn so ein Betrieb nach zwölf Jahren nicht bereit ist die minimalen – über 150 Jahre blutig erkämpften – bürgerlichen Arbeitsrechte einzuhalten, und es dort dermaßen wenig Klassenbewußtsein gab.

Das WAS hatte immer so agiert, daß der Betrieb nicht gefährdet ist. Umso spannender, daß die Leute vom Gagarin ihren Betrieb lieber selber liquidiert haben, anstatt Lösungen zu finden.

Unseres Wissens nach sind alle Behörden schlußendlich von dritter Seite, über die ganzen arbeitsrechtlichen Mißstände sowie steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Hinterziehungen des Betriebes kurz vor dem Zusperren, informiert worden.

Unsere Genossin lebt leider nicht mehr in Österreich. Wir beenden also die Kampagne gegen das Gagarin mit dessen Verschwinden. Allen Ausbeutungsstrukturen, die glauben eine Basisgewerkschaft nicht ernst nehmen zu müssen, sei diese Episode aus Wien eine Mahnung. Wir werden immer auf der Seite der Lohnabhängigen, konsequent und dauerhaft gemeinsam kämpfen, bis eine Lösung erreicht ist. In diesem Fall war es Verbrannte Erde durch das Gagarin, welches nun nicht mehr existiert. Als WAS werden wir die Selbstorganisierung von uns ArbeiterInnen weiter vorantreiben, auch wenn es sich um „alternative Betriebe“ handelt, die sich vormachen, kein Teil des Kapitalismus zu sein.

Quelle:
https://wiensyndikat.wordpress.com/2025/01/08/das-cafe-gagarin-existiert-nicht-mehr/

Hintergründe:

„Österreich: Union Busting beim Cafe Gagarin“ (2022)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2022/08/15/oesterreich-union-busting-beim-cafe-gagarin/

„Österreich: Arbeitskämpfe in Wiener Bäckerei und Cafe“ (2022)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2022/05/19/oesterreich-arbeitskaempfe-in-wiener-baeckerei-und-cafe/

Gewerkscahftsprotest vor dem Cafe Gagarin (Foto: WAS-IAA, 2022)


Creative Commons: BY-NC

Klimawandel als Klassenkampf

Eine Rezension von Tom Wetzel in Ideas & Action (WSA-IAA, Dez. 2022)

Während die Verbrennung fossiler Energieträger die Kohlendioxid-Schicht in der Atmosphäre weiter vergrößert, wird die Krise der globalen Erhitzung immer dringender. In seinem Bericht “‘Alarmstrufe Rot’ für menschengemachte globale Erwärmung“ warnt der Weltklimarat (IPCC):

„Die Alarmglocken läuten ohrenbetäubend und die Beweise sind unwiderlegbar: Die Treibhausgas-Emissionen durch die Verbrennung fossiler Treibstoffe und die Entwaldung haben unseren Planeten im Würgegriff und bedrohen unmittelbar das Leben von Milliarden Menschen. Die globale Erwärmung betrifft jede Region der Erde…“

Doch bisher verlieren wir den Kampf mit dem Klima. In seinem Buch „Klimawandel als Klassenkampf“ (Climate Change as Class War) argumentiert der marxistische Geograph Matthew Huber, dass die Klimabewegung deshalb verliert, weil sie aus der „professionellen Klasse“ stammt. Er führt aus, dass es dieser Klasse an der Macht mangelt, die mächtigen kapitalistischen Interessen zurückzudrängen, welche die nötigen drastischen Einschnitte in der Verbrennung fossiler Energieträger blockieren. Für Huber ist klar, dass die Klimabewegung in der Arbeiter*bewegung verortet sein muss, um die notwendige Macht zu haben, die radikalen Strukturreformen umzusetzen, welche zur Bekämpfung der globalen Erhitzung benötigt werden.

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Österreich: GlutenFreeX geht mit gefälschten Unterlagen gegen Gewerkschafter*innen vor

Im Arbeitskampf mit VegaNana / GlutenFreeX um die Auszahlung vorenthaltener Löhne hat die slowakische Gewerkschaft „Priama akcia“ (PA-IAA) Neuigkeiten veröffentlicht:

GlutenFreeX benutzt gefälschte Unterlagen, um ehemalige Mitarbeiterinnen von VegaNana einzuschüchtern!

Nach dem Start der Kampagne der Gewerkschaft Priama Akcia für die Auszahlung der Löhne ehemaliger Mitarbeiterinnen der Bäckerei VegaNana in Bratislava stellte sich heraus, dass einer der Hauptabnehmer von VegaNana-Produkten die Firma GlutenFreeX in Wien ist. Auf die Aufforderung, sich zu der Tatsache zu äußern, dass VegaNana den drei ehemaligen Mitarbeiterinnen 17 252,30 EUR schuldet, reagierte das Geschäft mit einer Irreführung der Öffentlichkeit und der Behauptung, dass es nicht mehr mit VegaNana zusammenarbeitet.

Es folgten Angriffe auf Priama Akcia, das Unterdrücken kritischer Stimmen und die Einschüchterung von Personen, die mit den Praktiken von GlutenFreeX nicht einverstanden sind. Und jetzt hat sich GlutenFreeX eine neue Taktik ausgedacht – sie haben die E-Mail-Kommunikation gefälscht und drohen den ehemaligen VegaNana-Mitarbeitern mit Strafverfolgung! (…)“‚

Weiterlesen:
https://www.priamaakcia.sk/glutenfreex-benutzt-gefalschte-unterlagen-um-ehemalige-mitarbeiterinnen-von-veganana-einzuschuchtern.html

Hintergrundinfos:
„Slowakei: Solidarität mit den ehemaligen Arbeiterinnen von VegaNana“

https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2024/10/18/slowakei-solidaritaet-mit-den-ehemaligen-arbeiterinnen-von-veganana/

Frankreich: Russische und ukrainische Arbeiter streiken bei Orange Fox

Die „Initiative de solidarité Olga TARATUTA“ ruft zur Unterstützung der Streikenden auf:

Solidariät mit den russischen und ukrainischen Arbeiter*innen bei Orange Fox Bike Tours, die gegen ihren räuberischen Chef streiken!

Die Arbeiter*innen bei Orange Fox Bike sind [Ende Oktober in Paris] in den Streik getreten, damit der räuberische Chef ihre Würde respektiert, der sie wie Sklav*innen ausbeutet. Denn in dieser Firma für touristische Fahrradtouren werden die Arbeiter*innen als Gästeführer*innen oder Mechaniker*innen ohne Vertrag eingestellt und ihnen werden nur Hungerlöhne bezahlt.

Sie verlangen daher richtige und formelle Arbeitsverträge. Nachdem der Arbeitgeber sich geweigert hatte wenigstens den Mindestlohn zu bezahlen, haben die Arbeiter*innen beschlossen einen Schritt weiter zu gehen und vor einer Woche [Mitte November 2024] die Firma besetzt. Sie organisieren sich als Kollektiv, werden von gewerkschaftlichen Aktivist*innen unterstützt und denken darüber nach, wie es „danach“ ohne Chef weitergehen könnte.

Nun, da die Arbeiter*innen einen Streik gewagt, sich dem Chef entgegen gestellt und ihre Firma besetzt haben, trauen sie sich auch über alternative Lösungen nachzudenken. Das ist recht bemerkenswert angesichts der aktuellen Lage voller Mutlosigkeit und gesellschaftlicher Verdrossenheit.

Doch besonders außergewöhnlich ist, dass es sich um russische und ukrainische Arbeiter*innen handelt! Obwohl sie sich im Krieg miteinander befinden, zeigen sie praktische Solidarität, die Klassensolidarität! Sie füllen die alte Parole der Arbeiter*bewegung mit Leben: „Kein Krieg außer dem Klassenkrieg“. Sie zeigen durch ihre Aktionen, dass Arbeiter*innen gemeinsame Interessen haben. Und dass ihr Feind nicht ihre Klassenbrüder (oder -schwestern) sind, sondern der Chef, der sie ausbeutet.

In dem Betrieb für touristische Fahrradtouren haben die Streikenden einige Plakate gemalt. Sie bringen idamit hren Kampfgeist und ihre fröhliche Stimmung auf die Wände:

  • Russ*innen und Ukrainer*innen – ein gemeinsamer Feind: das Kapital
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Wellness-Programme am Arbeitsplatz bringen nichts

Tolle Neuigkeiten! Im Jahr 2021 haben Arbeitgeber*innen weltweit rund 60 Milliarden US-Dollar für „Wellness“-Angebote ausgegeben. Und du dachtest, dein*e Arbeitgeber*in kümmert sich einen Dreck um dich. Die noch bessere Nachricht ist, dass die von den Arbeitgeber*innen für „Wellness“ ausgegebene Summe wahrscheinlich bis 2026 auf 96 Milliarden US-Dollar ansteigen wird.

Der Umfang, in dem Unternehmen die Gesundheit ihrer Arbeitskräfte verbessern möchte, kennt keine Grenzen. Die Firmen verschleudern Milliarden für Maßnahmen, um den Arbeiter*innen beispielsweise zu helfen mit dem Rauchen aufzuhören, ihnen Ernährungspläne, Yoga und Bewegungsübungen anzubieten. Oder sogar Schreibtische einzubauen, die mit Fahrrad-Dynamos betrieben werden (unvorstellbar), psychosoziale Beratung zu organisieren oder ihre Mitarbeiter*innen auf Outdoor-Abenteuer zu schicken und vieles mehr.

Eure Chefs sind wirklich tolle Leute. Der einzige Wermutstropfen in dieser utpoischen Arbeitswelt ist, dass diese „Wellness“-Angebote nicht funktionieren und die Sache sogar noch schlimmer machen, wie eine Reihe von Studien gezeigt haben. Eine neue Untersuchung der Universität Oxford hat herausgefunden, dass fast alle „Wellness“-Maßnahmen statistisch gemessen keine messbaren Auswirkungen auf das Wohlergeben von Arbeiter*innen oder auf eine Verbesserung der Arbeitsbeziehungen haben.

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USA: Kongress der Workers‘ Solidarity Alliance

Das 40-jährige Bestehen konnte die Workers‘ Solidarity Alliance (WSA) Ende November 2024 bei ihrem ersten virtuellen Jahreskongress in den Vereinigten Staaten feiern. Aus diesem Anlass hatten die anarchosyndikalistischen „Freund*innen der IAA in den USA auch zwei öffentliche Online-Vorträge vorbereitet.

So sprach unter anderem Suzy Subways, eine wohlbekannte Organisatorin und radikale Journalistin aus Philadelphia als Gastrednerin zum Thema „Gruppen-Demokratie, Journalismus und Anarcha-Feminismus“.

Ein weiterer Beitrag kam von Steve Rabinowitz, einem Gründungsmitglied, früheren WSA-Schatzmeister und langjährigen Autor, der aktuell Delegierter im Koordinierungskomitee ist. Er bot einen historischen Workshop zu „Geschichte und Zukunft der WSA“ an.

Beim solchen Kongressen ging es natürlich auch um interne Berichte, Vorschläge und Abstimmungen, wobei die Komitees für Koordinierung, Arbeitskämpfe und Internationales delegiert werden. Lokale Strukturen der landesweiten Basisgewerkschaft existieren in den Regionen Greater Chicago und Philly Metro Area. Gemeinsam mit dem Cercle des Ami.es de l’A.I.T. im kanadischen Québec gibt die Workers‘ Solidarity Alliance das Magazin Anarchist Union Journal heraus, das sich den Aufbau einer nordamerikanischen Gewerkschaftssektion der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) zum Ziel gesetzt hat.

CC: BY-NC

IAA: Proteste bei Aktionswoche gegen Lohnraub

Die Internationale Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) hatte für Ende Oktober erneut zu einer Aktionswoche gegen nicht ausgezahltes Gehalt aufgerufen. Denn auf der ganzen Welt sind unbezahlte Löhne ein wichtiges Thema mit dem Arbeiter*innen zu kämpfen haben.

Vorenthaltene Entgelte werden manchmal als monatelange Rückstände angehäuft. Oder die Gehälter werden nur teilweise ausgezahlt. Manchmal handelt es sich um einen fehlenden Ausgleich für Überstunden oder um ein Unterlaufen des Mindestlohns. Oder Zuschläge werden nicht ausgezahlt beziehungsweise es gibt rechtswidrige Lohnabzüge.

Im schlimmsten Fall besteht die Verweigerung einer Entgeltzahlung in totaler Sklaverei. Oftmals bedeutet Lohnraub einen erheblichen finanziellen Schaden für die betroffenen Arbeiter*innen. Die meist nur wenige oder keine Ersparnisse haben und daher über keine Mittel zur Selbstversorgung verfügen.

Dieses Problem können wir bekämpfen, indem wir aufstehen und aktiv werden. Viele Sektionen der IAA sind bereits mit direkten Aktionen gegen Unternehmen vorgegangen, die ihre Arbeiter*innen um ihre Löhne betrogen haben. Und oft können Anarchosyndikalist*innen damit erfolgreich die geschuldeten Zahlungen durchsetzen.

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