Erklärung der „Priama Akcia“ zum Globalen Klimastreik am 22. Oktober 2021:
Als wir 2019 an den Klimastreiks teilnahmen, hätten wir nicht erwartet, dass künftige Proteste von einer Pandemie zum Stillstand gebracht werden würden. Und als die Seuche ausbrach, schien es so, dass der scheinbare Niedergang einiger Branchen den Zustand der Welt zumindest ein bisschen verbessern würde.
Doch es stellte sich heraus, dass die Lage eigentlich noch schlimmer ist als gedacht. Die letzten beiden Jahre haben gezeigt, dass der nötige Wandel die wirklichen Ursachen der Probleme angehen muss, wenn es noch Hoffnung geben soll. Und zwar mehr als nur oberflächliche Änderungen. Der Kapitalismus und das System staatlicher Entscheidungsfindung muss historisch überwunden werden und wir müssen stattdessen etwas besseres aufbauen.
Arbeiter*bewegung
Weder Kapitalismus noch Staat haben uns etwas angeboten, um die jetzige und die kommenden Katastrophen abzuwenden oder sie zu bewältigen. Wenn wir einen wirklichen Wandel wollen, kann dies nicht ohne die sozialen Bewegungen geschehen. Wir brauchen dazu aber nicht nur diejenigen, welche die Klimakrise angehen, sondern wir brauchen eine Veränderung in der gesamten Gesellschaft.
Dabei sind wir der Meinung, dass die Arbeiter*bewegung eine tragende Rolle spielt. Denn diese ist verbunden mit der Arbeit als der Quelle von Reproduktion und Veränderung der ganzen Welt. Die überwiegende Mehrheit von uns wird ihr Leben als Arbeiter*innen verbringen. In dieser Rolle als Arbeitende erschaffen und formen wir die Welt. Und als eine Bewegung haben wir daher den größten Einfluss auf die Entscheidung, was hergestellt wird, aber auch wie und für wen.
Dabei steht uns eine Macht gegenüber, die geleitet wird von Gewinnstreben und Konkurrenz, welche die wirtschaftlichen Interessen eines kleinen Teils der Gesellschaft erfüllt. Gegen eine Macht, welche die gesamte Gesellschaft mit in den Abgrund zerrt.
Darüber hinaus steht die Arbeiter*bewegung angesichts der Klimakatastrophen auch vor grundsätzlichen Herausforderungen. Die schwierigste davon ist offensichtlich eine, welche sie mit anderen Bewegungen gemeinsam hat: Die allgemeine Abneigung der Leute gegenüber einer Organisierung zu überwinden.
Keine Zeit für Frust – wir organisieren uns selbst
Das Ausmaß der Katastrophe, die wir erleben, ist riesig und vielfältig. Unsere Antwort darauf mag begrenzt sein, aber sie ist lokal, überregional und international bedeutsam. Voller Solidarität, gegenseitiger Hilfe und Protest, pflanzen wir die Saat für eine neue Gesellschaft durch unsere Aktivitäten, Organisationen und Beziehungen im Allgemeinen.
Unserer Ansicht nach sollten alle Versuche etwas zu verändern in dieser Form geschehen: von der Art, wie Probleme am Arbeitsplatz gelöst werden bis zu den Protesten gegen die Einschränkung der Rechte und Leben von Frauen, sowie alle anderen Kämpfe. Dabei dürfen wir nicht nur einzelne Ziele im Sinn haben, sondern müssen einen umfassenden Wandel anstreben.
Das ist nicht nur schöne Theorie, die in der Praxis wertlos ist. Im Gegenteil – dieser Ansatz kann etwas bewirken. Und viele Organisationen, welche in solchen Kämpfen aktiv sind, könnten das bestätigen. Jedoch dürfen wir dabei nicht die wichtige Tatsache verdrängen: Soziale Kämpfe können zwar verstärkt werden durch Prinzipien, wie die Ablehnung von Machtgefällen, sowie durch gegenseitige Hilfe und Solidarität. Aber diese Grundsätze entstehen auch in den Kämpfen selbst. Und dies ist die Quelle unserer Hoffnung, dass die Gesellschaft überleben wird.
Ökosysteme sind nur eines der Opfer von Kapital und Staat
Heute ist es mehr als je zuvor nötig, den Kapitalismus zu ersetzen durch eine Versorgung durch Produktion und Dienstleistungen ohne Gewinnstreben oder Lohnarbeit. Das sollte künftig bei unserem Nachdenken über den Klimawandel im Mittelpunkt stehen. Aber Kapital und Staat zerstören nicht nur die Natur, sondern auch unser Leben – Tag für Tag, auf der Arbeit und in unseren Beziehungen zu andern Menschen. Sie vergiften uns mit ihren Hierarchien und ihrer Macht.
Deshalb müssen wir uns organisieren, denn zusammen sind wir stärker und können mehr erreichen. Wir treffen unsere Entscheidungen auf gleichberechtigter Ebene, ohne staatliche Unterstützung. Außerhalb von Parlamenten oder Lokalpolitik und ohne von Unternehmen beeinflusst zu werden. Wir lösen unsere Konflikte am Arbeitsplatz selbst, aber wir kümmern uns auch um die Probleme durch die Klimakrise. Sogar auf internationaler Ebene innerhalb der „Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation“ (IAA).
Wir bilden uns selbst, wir kommunizieren, koordinieren und entdecken neue Arten des Kampfes gegen alle Formen von Herrschaft und Zerstörung. Und wir haben an den bisherigen Klimastreiks teilgenommen, sowie an den Protesten gegen das LNG-Terminal [für Flüssig-Erdgas] in Bratislava. Und wir werden uns auch wieder am Globalen Klimastreik beteiligen.
Wenn dich unser Ansatz anspricht, dann mach mit:
Arbeiter*innen-Solidaritätsgewerkschaft „Priama Akcia“ („Direkte Aktion“),
Slowakische Sektion der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation
Übersetzung: ASN Köln, https://asnkoeln.wordpress.com/
Siehe auch:
„Slowakei: Klimastreik in Bratislava“,
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2021/10/23/slowakei-klimastreik-in-bratislava/
Mehr Infos:
https://www.priamaakcia.sk/kategoria/english/
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