Die Lokalföderation der CNT-IAA Madrid hat am 02.11.2018 folgende Stellungnahme zu den jüngsten Ereignissen in Villaverde und Madrid veröffentlicht:
Am Samstagmorgen (27.10.) fand im Lokal der CNT in Villaverde das Plenum der Region Zentrum statt. Daran nahmen Delegationen von fast allen Gewerkschaften der Region teil, sowie etwa 60 Beobachter*innen. Tagesordnungspunkt 5 war die beantragte Lösung des Konfiktes in der Lokalföderation Madrid, wobei deren mögliche Auflösung durch den Ausschluss der Mitglieder des Madrider Allgemeinen Syndikats (SOV: „Vereinigung verschiedener Berufe“) diskutierte wurde.
Stattdessen wurde mit einer knappen Mehrheit der Stimmen der Syndikate Graphik und Transport aus Madrid, sowie aus Valladolid, Villaverde, Ciudad Real und Sierra Norte, aber mit Enthaltung von Aranjuez, der Ausschluss der gesamten Lokalföderation Madrid beschlossen. Zur Lösung des vorgeblichen Konfliktes gab es weder eine Möglichkeit zu Gespräch oder Konsens, noch wurden die Klärungsversuche der meisten Gewerkschaften aus Madrid angenommen.
Das Ergebnis war der Ausschluss aller Gewerkschaften, welche die bisherige Lokalföderation gebildet hatten. Bei einer zweiten umstrittenen Abstimmung wurde entschieden, dass alle ausgeschlossenen Personen wieder eintreten könnten, da ein neues „Einheitssyndikat“ (Sindicato Único) in Madrid gegründet werden soll, jedoch nicht die Mitglieder des vergestoßenen Allgemeinen Syndikats.
Lange bevor die Plenumssitzung beendet wurde, kamen zehn Leute unter der Führung des Generalsekretärs der Region „Zentrum“ in das CNT-Gebäude im Madrider Stadtteil Tirso de Molina. Zu diesem Zeitpunkt war der genannte Tagesordnungspunkt 5 noch nicht abschließend behandelt und der formale Ausschluss damit nicht vollzogen, aber sie begannen bereits das Schloss zum Haupteingang im 2. Stock auszutauschen. Dabei wurde ein anwesender Genosse des Allgemeinen Syndikates mit Gewalt rausgeworfen, woraufhin sie die Tür von innen mit einem Haufen Möbeln versperrten und durch den Hinterausgang das Gebäude verließen.
Um etwa 13:45 Uhr betrat eine Kollegin eines anderen Syndikates das Gebäude und ging zum zweiten Stock hinauf, wo sie feststellen musste, dass nicht nur niemand anwesend war, sondern dass an der Tür ein Schild mit folgender Aufschrift hing: „Durch Beschluss der Regionalplenums wurden die Räume der Lokalföderation Madrid geschlossen und ihre Aktivitäten bis auf weitere Ankündigung ausgesetzt“. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass all dies geschah, während das Regionalplenum noch tagte, also während der Rauswurf noch garnicht beschlossen worden war.
[Im Original folgt eine sehr ausführliche Darstellung mehrerer Angriffe mittels körperlicher Gewalt, sowie einer Schaufel und eines Feuerlöschers durch verschiedene Mitglieder der CNT-CIT auf die Anarchosyndikalist*innen der CNT-IAA Madrid während der Auseinandersetzungen um den Zugang zur 2. und 6. Etage des Gewerkschaftshauses in Tirso de Molina, d.Ü.]
Als die anderen Genoss*innen sich endlich Zugang zu dem Stockwerk verschaffen konnten, verließen die Aggressor*innen das Gebäude zu Fuß und unverletzt. Einige Minuten später traf die Polizei ein und wir vermuten, dass die Leute [der CNT-CIT] sie von drinnen gerufen hatten, da unsere Genoss*innen gehört haben, wie sie mehrfach darüber Bemerkungen machten. Danach gingen unsere Genoss*innen zu einer Notaufnahme, um sich behandeln zu lassen.
Angesichts der außergewöhnlichen Schwere der Ereignisse, aber auch um weiteren Schaden abzuwenden und gemäß der Tatsache, dass das Gewerkschaftszentrum von Tirso de Molinas jenen Syndikaten gehört, die es durch Aktivitäten und Kämpfe mit Leben erfüllt hatten, haben die Mitglieder des Allgemeinen Syndikats Madrid und der Branchensyndikate Metall und Bildung/Sozialarbeit (SEIS) nun die Räume übernommen, um eine Lösung innerhalb der Lokalföderation herbeizuführen.
Die Lokalföderation der Madrider Syndikate ruft dazu auf, dass alle Gewerkschaften und Aktivist*innen, die zu den revolutionären anarchosyndikalistischen Grundsätzen stehen, welche zum Aufbau der CNT und der IAA, die wir immer verteidigt haben, diese Informationen verbreiten und unseren Kampf unterstützen, damit die Wahrheit bekannt gemacht wird.
Wir dürfen und werden es nicht zulassen, dass ein weiteres Mal durch Manipulationen, Trickserei und unzulässiges hierarchisches Vorgehen, wie wir es bereits von jenen gewohnt sind, die die Komittees der Konföderation unter ihrer Kontrolle haben, mit einem Schlag so viele Jahre der Aufopferung und des Kampfes den so viele überzeugte Mitglieder für unsere Gewerkschaften und die Arbeiter*klasse geleistet haben, zunichte gemacht werden.
Die Lokalföderation Madrid wird weiterhin ihre Räumlichkeiten mit Leben füllen, damit wir ausgehend von diesen Wänden, die so viele Jahre der anarchistischen und anarchosyndikalistischen Geschichte bergen, unseren radikalen und revolutionären Kampf für eine freie und gleichberechtigte Welt weiterführen können. Damit eines Tages, wenn der Irrweg namens Kapitalismus zerstört wurde, ein für alle Mal eine neue, freiheitlich-kommunistische Welt von allen und für alle, eingebettet in die uns umgebende Natur, diesen kleinen, zerbrechlichen und einzigartigen Planeten erhellt, den wir miteinander teilen.
Quelle:
https://newworldinourhearts.blogspot.com/2018/11/statement-of-local-federation-of-madrid.html
Übersetzung: Anachosyndikalistisches Netzwerk – ASN Köln (CC: BY-NC)
Siehe auch:
https://newworldinourhearts.blogspot.com/2018/11/more-on-purges-in-madrid-and-communique.html