Seit vor einigen Monaten die Abspaltung von der IAA [Anm. 1] angekündigt wurde, hat es zahlreiche Kommentare und Spekuationen gegeben, in welche Richtung einige Organisationen künftig gehen werden. Kürzlich konnten wir Kommentare lesen von jenen, die eine Einbindung verschiedener syndikalistischer Organisationen befürworten. Darunter waren auch die persönlichen Meinungen einzelner spanischer CNT-Mitglieder, die sich darüber beklagten, dass es in dem Land jemals eine Spaltung der syndikalistischen Bewegung gab. Jedoch kamen mit diesen Fragen angesichts des bevorstehenden internationalen Treffens der „Red and Black Coordination“ (RBC) [Anm. 2] immer weiter neue Fragen auf:
Wozu brauchen wir eine dritte internationale Initiative?
Warum auf der Gründung einer parallelen IAA bestehen, wenn man doch der bestehenden Koordination beitreten könnte?
Und wie wird die Koordination auf die Einladung einiger ihrer Mitglieder zur Gründung einer anderen reagieren?
Zumindest in Europa gab es etwa im letzten Dutzend Jahre zwei Internationalen: die IAA und die „Red and Black Coordination“ [Rot-Schwarze Koordination]. Letztere wurde nie als formelle Föderation gegründet, sondern ist eher ein Netzwerk, während erstere immer eine eher strenge föderative Form hatte. Jedoch können wir durchaus das Wort „Internationale“ für die „Red and Black Coordination“ (RBC) verwenden, da sie ja Mitglieder auf internationaler Ebene hat.
Durch das Bestehen von zwei Internationalen hätten Organsiationen eine Wahl: Wenn eine Organisation zu einer bestimmten [ablehnenden] taktischen Einheit in Bezug auf Staat, institutionellen Klassenbündnissen und horizontaler innerer Struktur tendiert, dann richtet sie sich üblicherweise (aber nicht immer) an der IAA aus. Wenn eine Organisation andererseits eher eine taktische Flexibilität bevorzugt und das auch die Einbindung in bestimmte Institutionen bedeutet oder wenn sie sich eher für die Einbindung verschiedener syndikalistischer Tendenzen einsetzt, dann tendiert sie zur RBC.
Trotz der jüngsten Versuche die Geschichte umzuschreiben, wurde die IAA aus anarchistischen Ideen heraus gegründet, damit es eine Föderation revolutionärer Gewerkschaften gab, deren Ziele die Schaffung einer staatenlosen Gesellschaft war. In diesem Sinn war es die Fortsetzung einer früheren Tradition, in der libertäre Sozialist/innen und Anarchist/innen mit der marxistisch-staatlichen Tradition der Ersten Internationale [1872] gebrochen hatten. Weitere Umstände hatten zu ihrem Entstehen beigetragen, wie die Kritik der in Spanien [1936-’39] gemachten Fehler. Oder die Ablehnung der sozialdemokratischen und sozialpartnerschaftlichen Methoden, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg verbreiteten. In den 1950er Jahren als sich die Föderation wiederbelebte, entschloss sie sich für taktische Einheit und steht seitdem für die Verbreitung von Ideen, wie anarchosyndikalistische Organisationen aussehen könnten.
Die RBC jedoch entsprang jenen Strömungen, die entweder die IAA verlassen oder eine Spaltung ihrer Sektionen erlebten hatten, meist wegen Fragen zu staatlich geförderten Instituionen oder Formen der repräsentativen Gewerkschaftsarbeit, an denen sie sich beteiligten. Neue Mitglieder mögen verschiedene Motive gehabt haben, der RBC und nicht der IAA beizutreten. Wobei zu den mir bekannten Gründen auch gehört, mit einigen RBC-Gewerkschaften eng zusammenzuarbeiten oder aber die für die IAA wichtigen Themen nicht für dringlich zu erachten oder die Vorstellung zu haben, dass eine syndikalistische Organisation eher eine neutrale Haltung dem Staat gegenüber einnehmen sollte. […]
Es bestand also die Wahl zwischen Internationalen mit unterschiedlichen Taktiken. Einige Organisationen hatten kein Bedürfnis einer der beiden beizutreten oder sahen die Unterschiede als unbedeutend an und fühlten sich nicht genötigt eine Wahl zu treffen. Diese Situation hat sich nun verändert, da einige wenige Gewerkschaften [Anm. 3] beschlossen haben, das Projekt IAA zu übernehmen, die Mehrheit ihrer Mitgliedssektionen auszuschließen und Andere zur Teilnahme einzuladen. Natürlich ist es höchst unwahrscheinlich, dass die wirkliche IAA sich selbst auflösen wird. Wir wissen jedoch nicht, wie es um die RBC steht: Wird sie dieses neue Projekt als Konkurrenz ansehen oder wird sie versuchen mit den „Erneuer/innen“ (renovados) zusammenzugehen?
Hier zahlt sich nun Aufmerksamkeit aus: Die CNT hatte eine Einladung verschickt zu einer Konferenz zur „Neugründung der IAA“, die später im Internet unter einem anderen Titel veröffentlicht wurde als eine Konferenz von anarchosyndikalistischen und revolutionär-syndikalistischen Organisationen (http://www.cnt.es/en/news/open-invitation-letter-bilbao-international-conference-26-27-november-2016-anarcho-syndicalist-) [Anm. 4]
Die Absicht der Konferenz ist jedoch die Gründung einer neuen Internationale. Wie wir in der Einladung lesen können, wird die Internationale nur Organisationen aufnehmen, die unter anderem keine „wirtschaftliche Förderung vom Staat für ihre Existenz als Gewerkschaft oder ihr Gewerkschaftsarbeit“ erhalten. In Wirklichkeit bedeutet das, dass die neue Initiative nicht die Aufnahme der [spanischen] CGT geplant hat, welche staatliche Gelder annimmt. […]
Diese Vorstellung der Aufnahmebedingungen für die neue Internationale würden auch die USI-Roma ausschließen, falls die bisherigen Vorwürfe der USI-IAA über deren Aktivitäten immernoch aktuell sind oder stimmen (in Bezug auf die Unterstützung von politischen Parteien, worauf ich keine Antwort habe).
Entsprechend der in der Einladung verschickten Kriterien können wir davon ausgehen, dass die CGT in dieser neuen Initiative nicht wirklich willkommen ist. Also wie werden sich jene Genoss/innen der CGT demgegenüber verhalten, von der einige jahrelang finanzielle Unterstützung erhalten haben?
Wir können das nicht sicher sagen, aber einige Szenarios sind möglich: In den vergangenen Jahren haben einzelne Unetrstützer/innen von RBC-Organisationen in der IAA den Eindruck zu erwecken versucht, dass eine „neugegründete“ IAA für diese attraktiv sein könnte. Oder dass sie lieber in der [spanischen] CNT arbeiten würden als in der CGT. […]
Dies kann nur als persönliche Meinungen von Einzelnen angesehen werden oder als Versuche, die Idee einer neuen Internationale zu verbreiten. Jedoch mag es einige Gewerkschaften geben, die Gründe haben könnten ihre Ausrichtung zu ändern. Dabei ist die CNT-F zu nennen, in der es eine Spaltung gab als diejenigen mit einer Ausrichtung auf professionalisierte Gewerkschaftsarbeit eine neue Organisation gegründet haben [Anm. 5]. Das würde aber nicht bedeuten, dass es dann tatsächlich Änderungen geben würde, vor allem da jahrelange Verbindungen in dem anderen Netzwerk [RBC] bereits etabliert sind. Ohne Zweifel werden die Organisationen z diskutieren haben, was das bedeuten soll. Am Ende wird diese Diskussion sich auch mit der Tatsache auseinander setzen müssen, das es nun nicht mehr zwei, sondern drei Internatinalen gibt. Und dass nicht jeder aus der RBC in der „erneuerten“ Internationale willkommen sein könnte. […]
Aber in manchen der RBC-Organisationen wird eine Diskussion garnicht nötig ein, da die Entscheidung an der Konferenz teilzunehmen oder nicht ohnehin von den ausführenden Organen getroffen werden wird. Zudem gehen wir davon aus, dass auch Körperschaften an dieser Konferenz teilnehmen könnten, die weder Gewerkschaften noch formelle Vereinigungen sind.
All das könnte die Leser/innen nur noch weiter verwirren als zuvor. Einige, so scheint es, hoffen auf eine Wiedervereinigung all jener, die sich vor Jahrzehnten getrennt haben. […] Jene, die nie verstehen konnten, warum es zu taktischen Spaltungen und getrennte Internationalen überhaupt kommen konnte, kratzen sich den Kopf und wiederholen nur vor sich selbst die Idee, dass wir „alle zusammen“ doch stärker wären. Solche Kommentare könnten wirklich verblüfft sein, wenn sie merken, dass es statt mehr „Einigkeit“ durch die Gründung einer dritten Internationale zu einer weiteren Teilung kommen wird. Dazu kommt, dass der Versuch der Spaltungsfraktion, die IAA rechtlich abzusichern, einen langfristigen Konflikt lostreten könnte, dessen Befriedung letztlich seitens des Staates stattfinden wird.
Herauszufinden, welche Vorstellungen die „Troika“ [s. Anm. 3] für die neue Internationale hegt und warum sie Richtlinien beschlossen haben, welche die CGT ausschließen, wird kompliziert durch die Tatsache, dass es trotz der veröffentlichten Einladung keine wirkliche Diskussion unter deren Mitgliedern darüber gegeben hat – zumindest nicht in der CNT. […] Details über mögliche Mitglieder, dass sie z.B. nicht vom Staat finanziert werden dürfen, erscheinen nirgendwo in deren Kongressbeschlüssen. Auch keine Einzelheiten darüber, wer eingeladen werden soll oder gar die Entscheidung, nicht am Kongress der wirklichen IAA teilzunehmen und stattdessen einen Neugründungskongress außerhalb der Föderation abzuhalten.
Das bedeutet, dass diese „Anforderungen“ erst nach [dem CNT-Kongress] hinzugefügt wurden. Jene, die Wert auf Prozessabläufe legen (was unglücklicherweise nicht viele sein werden), könnten nun nach den Umständen solcher Entscheidungen fragen. Es scheint, dass – obwohl dies bestimmt irgendwo diskutiert worden ist – diese Details „hinter verschlossenen Türen“ entschieden wurden. Ich sage das aus folgendem Grund: Möglicherweise hat eine dieser drei Organisationen die Mindestbedingungen irgendwo diskutiert, aber es war keine Entscheidung eines CNT-Kongresses. Solch ein Vorschlag wurde den CNT-Mitgliedern vor dem vorherigen „Neugründungstreffen“ nicht gemacht und die „Ergebnisse dieses Treffens wurden erst drei Monate später veröffentlicht. Diese Bedingungen wurden also zuvor weder besprochen, noch den Mitgliedern in einem Bericht mitgeteilt. Und seitdem hat kein CNT-Plenum mehr stattgefunden. Wie kann es also sein, dass die zusätzlichen Bedingungen aufgenommen wurden, ohne eine bindende Entscheidung seitens der CNT-Mitglieder?
Diese Tatsache kann nur verstanden werden mit einem tiefgehenden Einblick in die aktuellen Ereignisse in Spanien. Außer einer bestimmten vertikalen Abstufung [Hierarchisierung] der Entscheidungsprozesse, bei der es Delegierten freigestellt ist immer konkretere Schritte zu machen, gibt es innerhalb der Organisation auch das Problem der unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungen. Zur Zeit will ein Teil der Leute in der wirklichen IAA bleiben, ein etwas größerer Teil möchte dies nicht und ein kleiner Teil befürwortet zwar einige Änderungen, begreift aber nicht, dass die CNT tatsächlich dabei ist eine parallele Föderation zu gründen. Innerhalb des Teils, der [die IAA] verlassen möchte (oder genauer gesagt, der die Organisation übernehmen und die meisten ihrer Sektionen statutenwidrig ausschließen möchte), gibt es also keinen Konsens darüber, was sie als nächstes machen wollen. Darunter sind jene, die angemerkt haben, sie wüssten nicht einmal mehr, warum es überhaupt [1984] die Abspaltung der CGT gab. Und jene, die wissen warum und immernoch glauben die CNT sei etwas ganz Anderes, zumindest in Bezug auf ihr Verhältnis zum Staat.
In der aktuellen Situation, da einige Dutzend Gewerkschaften bereits ausgeschlossen wurden oder die Konföderation verlassen haben und ihre eigene gründen [Anm. 6], und während eine Reihe großer Gewerkschaften weiterhin die IAA unterstützen, kann es sich die Fraktion der Befürworter/innen einer Annäherung nicht leisten eine formelle Föderation mit der CGT vorzuschlagen. Die tatsächliche Unterstützung, die sie für ihr neues Projekt haben, ist schwach, vielleicht auch nur versuchsweise. An diesem Punkt scheint es, dass sie Bedenken bekommen haben, die interne Opposition würde wachsen.[…]
Der Eindruck drängt sich auf, dass jetzt die Liste der Unterschiede zwischen CGT und CNT kürzer geworden ist. Die CGT ist von den neuen Plänen ausgeschlossen, denn sie empfängt staatliche Fördergelder. Der radikale Teil der CNT jedoch veröffentlicht Artikel, in denen weitaus mehr Unterschiede zwischen den Organisationen aufgelistet werden. Einer davon ist die [CGT-]Beteiligung an Betriebsräten, wobei dieses Thema bereits seit einigen Jahren zu mehreren taktischen Spaltungen in der IAA geführt hatte.
Die Anforderungen für die neue Internationale beziehen sich nicht wirklich auf solche Themen. Der Grund dafür ist, dass zwei der Gründungsinitiativen sich bis zu einem gewissen Grad an solchen sozialpartnerischen Strukturen beteiligt haben und einige der von ihnen eingeladenen Organisationen solche Klassen-Kollaboration betreiben. Die „erneuerte“ Internationale würde zwar jede Gewerkschaft ausschließen, die staatliche Gelder annimmt, aber es ist keine Rede von finanzieller Unterstützung durch ein Unternehmen. Auch wird kein Wort verloren über indirekte staatliche Förderung. Einige Organisationen, die mehrere Initiativen weltweit unterstützen, sind selbst direkt vom Staat finanziert und mit den Aktivitäten von politischen Parteien verbunden. Üblicherweise treten diese Organisationen als NGO [Nicht-Regierungsorganisationen] auf, aber tatsächlich haben sie enge Verbindungen zur Regierung oder zu Fraktionen darin. Das bedeutet, dass die wahrzunehmenden Unterschiede zwischen den „Erneuer/innen“ und einigen Gewerkschaften, die nicht mehr in der IAA sind, leider immer geringer geworden sind. Jedoch haben sowohl CNT und USI darauf gedrängt, dass die Einbindung der Organisationen, welche sich von ihnen abgespalten hatten, begrenzt bleibt. […]
Die letzte Theorie, die von Einigen aus der IAA vorgebracht wurde, betrifft das Bedürfnis nach Kontrolle, das eines der Motivationen der spanischen CNT für eine Abspaltung sein könnte. Dies wird gestärkt durch die Tatsache, dass deren Anträge an die IAA sich darauf zu konzentrieren schienen, mehr Stimmen zu bekommen und Mitgliedssektionen auszuschließen, anstatt innerhalb dr Föderation die Gewerkschaftsarbeit zu stärken. Einige, die dies als einen verbindenden Grund ansehen, haben dazu angemerkt, dass die CNT doch mit ihrer Vorstellung des Verhältniswahlrechts zur CGT gehen und um Aufnahme bitten könne. Das unterstellt natürlich, dass jene überhaupt kein Interesse daran haben, solche Kriterien anzuwenden, wenn sie selbst mit größeren Organsiationen verbunden sind. Daher kann man sich fragen, ob das Thema der staatlichen Förderung der CNT wirklich so wichtig ist, dass sie deshalb nicht mit der CGT zusammengehen wollen. Oder ob der wahre Grund nicht darin liegt, dass sie selbst der dickste Fisch im Teich sein wollen und nicht – nach ihrer eigenen Logik – von dieser Organisation dominiert werden wollen. […]
Was auch immer das Ergebnis [der verschiedenen Konferenzen und Kongresse] sein wird, so glaube ich persönlich nicht, dass die Gründung einer neuen Internationale etwas Gutes bringen wird. Das sage ich nicht, weil ich glaube, dass wir alle in einer einzigen Föderation sein sollten – oder je weniger Organisationen, desto besser. Eigentlich glaube ich fest an die freie Vereinbarung und wenn jemand einen anderen Weg ausprobieren möchte, dann sollte das ohne Druck zusammen zu bleiben möglich sein. Die Gründe für solch eine Einschätzung sind komplex und müssten eher getrennt davon untersucht werden. Die Einstellung aber, die der restlichen IAA gegenüber gezeigt wurde, war durchgehend ekelhaft und war meist darauf ausgerichtet, Organisationen herauszulösen und die Moral zu untergraben, anstatt sich auf Solidaritätsaktionen und Gewerkschaftsarbeit zu konzentrieren. Andrerseits sehe ich auch, obwohl ich keine Unterstützerin der RBC bin, dass das neue internationale Projekt sich teilweise aus einigen ihrer Mitgliedsorganisationen zu gründen versucht, was jenes Projekt ebenfalls untergräbt. Wenn das nicht so wäre, dann hätten sie doch einfach dort eintreten können oder ihr Projekt dort einzubinden versucht.
Nicht, dass ich für organisatorische Einbindung argumentieren würde. Einige Gewerkschaften der RBC haben aktiv den Aufbau einer Gewerkschaftsbewegung vorangetrieben und finanziell unterstützt, die eher hierarchisch, politische vielfältig und abhängig von angepassten Praktiken ist, und die sich zeitweise auch an sozialpartnerschaftlichen Systemen beteiligen. […] Meiner Meinung nach sollten wir uns zur Entwicklung einer eher horizontalen [gleichberechtigten] und radikalen Gewerkschaftsbewegung besser mit gleichgesinnten Leuten zusammentun, in einer für solche Ideen zuträglichen Atmosphäre, und nicht immer versuchen diese zu überreden. Jedoch stehen in meinen Augen die „Erneuer/innen“ in Bezug darauf ebenso schlecht da, wie die RBC-Gewerkschaften. Einige Leute in den „erneuerten“ Gewerkschaften haben ihre Unterstützung der eher angepassten Praktiken der RBC-Gewerkschaften geäußert und hätten lieber jene, die ausgesprochen hierarchisch sind, mit dabei. […]
Wegen der Art wie Einladungen versendet wurden oder nicht, und wegen der gewählten Kriterien, kann der Grund für eine dritte Internatinale stattdessen in erster Linie in der CGT gesehen werden. Sie ist nun in der Situation, dass die „Erneuer/innen“ versuchen werden, sie wirkungsvoll von der Föderation mit anderen Gewerkschaften zu isolieren, welche sich in der selben Tradition sehen. Die IAA befindet sich ebenfalls in einer solchen Lage, da die „Erneuer/innen“ im Grunde versuchen die Leute um ihre Vision herum zu scharen, die sie jedoch selbst nicht wirklich ausgearbeitet haben. Und welche von allgemeiner Anerkennung weit entfernt sind, zumindest innerhalb der CNT.
An dieser Stelle wiederhole ich, was ich bereits zu Leuten gesagt habe, die mich privat nach diesen Themen gefragt haben: Was mir am wichtigsten ist, ist was wird die IAA angesichts dieser Entwicklungen nun tun? Werden einige Mitglieder von allem so entäuscht sein, dass sie handlungsunfähig sind, oder werden die Sektionen dies als einen Weckruf sehen? Einen Weckruf deshalb, weil es seit Jahren keine guten Diskussionen gegeben hat und weil wir uns nicht immer so gut untereinander koordinieren, wie wir es könnten. Ein Weckruf auch, weil es sich niemand von uns jemals mehr leisten kann, lasch in Bezug auf Organisierung zu sein. Oder dass die Strömungen des Syndikalismus um 150 Jahre zurückgeworfen werden in eine Zeit als Anarchist/innen sich nicht darum kümmerten eigene Organisationen zu haben – und dass wir es uns angesichts dessen nicht leisten können bedeutungslos zu sein?
Ich kann nur hoffen, das was uns nicht umbringt, uns (vielleicht) stärker macht.
Laure Akai
(veröffentlicht am 15.10.2016)
Quelle: (http://cia.media.pl/why_do_we_need_a_third_international)
Übersetzung und Bearbeitung: anarchosyndikalismus.blogsport.de (Creative Commons: BY-NC)
Anmerkungen:
1) „CNT on the re-foundation of the IWA. CNT-E’s XI Congress agreements on internacionalism“, http://cnt.es/en/news/cnt-re-foundation-iwa-cnt-es-xi-congress-agreements-internacionalism, siehe auch: „IAA: Missverständnisse über Spaltungskonferenz“, http://anarchosyndikalismus.blogsport.de/2016/10/01/iaa-missverstaendnisse-ueber-spaltungskonferenz/
2) Die „Rot-Schwarze Koordination“ (RBC), besteht aus der griechischen ΕΣΕ, der spanischen CGT, der französischen CNT-F, der polnischen Inicjatywa Pracownicza, der schwedischen SAC, der spanischen Solidaridad Obrera und der italienischen USI-Roma
3) Die „Troika“ besteht aus spanischer (offizieller) CNT, deutscher FAU und italienischer USI
4) „Open invitation to the Bilbao International Conference, 26-27 November, 2016 for anarcho-syndicalist and revolutionary syndicalist organizations“ (siehe auch http://cia.media.pl/files/blbao.jpg).
Teilgenommen an der – von Bilbao ins baskische Barakaldo verlagerten – Konferenz haben ΕΣΕ (Griechenland), CNT-IAA (Spanien), CNT-F und CNT-IAA (Frankreich), FAU (Deutschland), IP (Polen), USI (Italien), sowie „Beobachter/innen“ der IWW aus Großbritannien, USA und Deutschland. Die FORA (Argentinien) war per Videokonferenz zugeschaltet. Siehe auch http://cnt.es/en/node/11276
5) Von der CNT-F [„Vignoles“], die 1996 nach einer Spaltung der französischen IAA-Sektion ausgeschlossen wurde, hat sich wiederum 2012 die CNT-SO (Solidarité ouvrière) abgespalten.
6) siehe „CNT Levante: Antwort auf die gelbe CNT bezüglich der IAA“, http://anarchosyndikalismus.blogsport.de/2016/06/10/cnt-levante-antwort-auf-die-gelbe-cnt-bezueglich-der-iaa/