Folgende Erklärung hat die ASI-IAA am 22.01.2025 veröffentlicht:
Das Wort „Plenum“ ist zum neuen Schreckgespenst der Herrschenden und ihrer Medien geworden, mit dem sie versuchen die Arbeiter*klasse einzuschüchtern. Die Chef*innen werden uns jedoch nie davon überzeugen können, dass wir vor Plena – also Versammlungen und Zusammenkünfte derjenigen, die gemeinsam über ihr Leben und ihre Arbeit durch demokratische Vereinbarungen unter Gleichen abstimmen wollen – Angst haben sollten. Vollversammlungen, Arbeiter*innen-Räte und Plena haben in unserer Region eine sehr lange Tradition und waren immer die unterste Organisationsebene für die aufständische Bevölkerung.
Neue Wellen von Plena [oder Plenen], die an den Universitäten in Serbien begonnen haben, kündigen die Rückkehr dieses kollektiven Kampfmittels in großem Stil an. Auch wir müssen an unseren Arbeitsplätzen, in Fabriken, Werkstätten und Unternehmen die Kraft und Bedeutung dieser Organisationsform, deren bloße Existenz das Regime in Angst versetzt, verstehen – beziehungsweise uns daran erinnern. Die Panik, welche die Mächtigen angesichts der Plena ergreift, ist der beste Beweis für die Wirksamkeit dieser Kampfformen: kollektive Entscheidungsfindung ohne Anführer*innen und mittels direkter Aktionen, wie Blockaden.

Als vor mehr als zwei Monaten in Novi Sad ein Vordach [des Bahnhofs] einstürzte und 15 Menschen tötete, erkannten viele in Serbien, dass die Situation außer Kontrolle geraten ist und dass eine starke und massive Reaktion erforderlich war, um unser Leben zu retten. Die Studierenden waren die ersten, die reagierten und eine Protestwelle auslösten, welche die herrschende Klasse seit Monaten in Angst und Schrecken versetzt. Die Regierung und ihre Medien versuchen natürlich jede Art von Widerstand als von der Opposition angezettelt darzustellen, obwohl sich die Student*innen sehr deutlich von allen politischen Parteien distanziert haben. Auf die absurden Vorwürfe, dass ausländische Mächte die Blockaden und Versammlungen unterstützen würden, kann nur mit Lachen geantwortet werden – vor allem, wenn sie von jenen kommen, die heute den Mächtigen dienen, welche die Handlanger*innen der globalen Eliten sind und das Land spalten. Sie ziehen uns immer weiter in die euro-atlantische Integration hinein, produzieren Waffen für die NATO in der Ukraine, usw.
Der Einsturz des Vordachs ist eine direkte Folge des kapitalistischen Systems, in dem wir kaum überleben können. Ein System, das nur am Profit interessiert ist – das lieber die Taschen der Bosse füllt statt Menschenleben zu schützen. Dieses System hat zu einem völligen Chaos in der Bauwirtschaft bei der Bauaufsicht geführt, indem viele der bestehenden Sicherheitsmaßnahmen abgeschafft wurden, damit die Chef*innen ihre Projekte schneller abschließen konnten, indem sie die Arbeiter*innen noch mehr ausbeuteten und instabile, schäbige Gebäuden errichteten. Politiker*innen, Chef*innen und Beamt*innen sind praktisch nur die Ausführenden dieses Systems. Daher wird kein Machtwechsel zu einer anderen Parteien die Lage verändern, in der wir uns befinden.
Deshalb ist es nötig, das System radikal zu ändern. Hin zu einem System, in dem das Wohlergehen un die Freiheit der Einzelnen im Mittelpunkt stehen. Eine solche Gesellschaft – eine wirklich selbstverwaltete, freiheitlich-kommunistische Gesellschaft – kann nur durch eine Bewegung organisiert werden, durch eine Bewegung von Plena: Versammlungen von Arbeiter*innen, Studierenden und Nachbar*innen, in denen die gemeinsame Entscheidungsfindung das Grundprinzip der zukünftigen Gesellschaft ist. Deshalb ist es wichtig von den Studierenden zu lernen und auf eine allgemeine Ausweitung der Plena hinzuarbeiten: an unseren Arbeitsplätzen, in unseren Wohnhäusern und Nachbar*schaften und in den Organisationen müssen wir uns nach den gleichen Prinzipien organisieren.
Unsere Gewerkschaft, die Anarcho-Syndikalistische Initiative, ist genau solch eine Organisation – in ihr werden alle Entscheidungen auf Versammlungen (Plena) durch die Mitglieder getroffen. Wir entscheiden alle gemeinsam, damit es keine Anführer*innen gibt, die von den Chef*innen bestochen werden können. Als Kampfmethode entscheiden wir uns vor allem für direkte Aktionen: Blockaden, Demonstrationen, Sabotage usw. Schließt euch uns an, um gemeinsam Betriebsversammlungen zu gründen und durch Diskussionen, gegenseitige Hilfe und Solidarität die Bosse und Politiker*innen zum Rückzug zu zwingen. Damit wir die Grundlage schaffen für ein freies und glückliches Leben für die breitesten Schichten der arbeitenden Bevölkerung.
Plena überall!
Anarhosindikalistička inicijativa (ASI-IAA)
Sektion der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation in Serbien
Quelle: https://inicijativa.org/clanci/354/plenume-svuda/
Weitere Quelle (englische Übersetzung):
https://todon.nl/@cercle_ait_montreal@kolektiva.social/114104430353675883
Übersetzung: Anarcho-Syndikalistisches Netzwerk – ASN Köln
(Creative Commons: BY-NC, asnkoeln.wordpress.com)