Sudan: Sklaverei ist das Wesen der Macht

Ich stelle fest, dass der Rassismus im Sudan verschiedene Formen annimt. Doch es ist wichtig zu verstehen, dass alle Arten von Diskriminierung in direkter Verbindung stehen mit dem Machtkampf oder dem strukturellen Aufbau von Autorität.

Manche mögen die Vorstellung haben, dass Rassismus nur auf die Hautfarbe – schwarz oder weiß – begrenzt ist. Aber es überrascht, dass in einem Land, in dem die Mehrheit der Bevölkerung Schwarz ist, gibt es tödlichen Rassismus auf Grundlage der Hauttöne.

Das Massalit-Massaker, welches vor einem Jahr das Leben von fast 20.000 Menschen dieser indigenen afrikanischen Gemeinschaft gekostet hat, war ein entscheidender Wendepunkt in der Offenlegung des wahren Grundes dieses Krieges: Die Verdrängung und Vernichtung unabhängiger Gesellschaftsteile durch Gruppen, die ausländischen Mächten gehorchen, welche das langfristige Ziele einer Kontrolle über Land und Rohstoffe verfolgen.

Die Janjaweed [Dschandschawid], welche sich dem [Pan-]Arabismus zuordnen und nomadische Kriegstaktiken inklusive ethnischer Säuberung anwenden, hätten solche Taten nicht begehen können ohne Unterstützung von außen, weshalb sie an ausländischen Interessen orientiert sind. Heute dient der Rassismus zur Begründung der soldatischen Moral sowohl in den Rapid Support Forces, wie in der Armee.

Die Janjaweed greifen mit ihren Anführern bestimmte Stammesgruppen offen an und äußern deutlich ihren Wunsch nach Auslöschung ganzer Gemeinschaften. Hinzu kommt, dass diese Gemeinschaften ebenfalls einen gegenseitigen Wunsch nach Auslöschung verfolgen, was eine schweren gesellschaftlichen Konflikt verursacht.

Mit der Zeit und durch anhaltende Unterstützung wird dieser Konflikt unausweichlich zu einem brutalen Bürger*krieg führen, der Millionen Menschen das Leben kosten könnte.

In diesem Zusammenhang konzentriert sich der anarchistische Kampf darauf, diese gesellschaftlichen Gruppen dahingehend zu beeinflussen, dass die ihre Denkweise verändern. Sowie Druck auf sensible Einzelpersonen auszuüben und ein Bewusstsein von den gefährlichen Plänen des Regimes zu entwickeln – Pläne, die nur in den Ruin führen werden.

Niemand kann eine verlorene Schlacht gewinnen. Das Ziel muss sein, bewusste Netzwerke und Bündnisse aufzubauen, die gegen das Projekt der gesellschaftichen Zersetzung und des Bürger*kriegs Widerstand leisten. Und diese öffentliche Wut auf das Regime umzulenken, um eine wirkungsvolle Bewegung aufzubauen, welche das ständige Blutvergießen stoppen kann.

Fawaz Murtada

Aus: Al Amal, Nr. 2 [https://cnt-ait.info/2025/04/15/al-amal-2/]

Kontakt: contact@cnt-ait.info

Die Solidaritätskampagne mit der Anarchistischen Gruppe im Sudan geht weiter. Spenden könnt ihr entweder per Banküberweisung (kontaktiert contact@cnt-ait.info für die Kontoverbindung) oder über die elektronische Plattform https://www.paypal.com/paypalme/cntait1 (bitte bestätigt „Geld an eine Person“, um weniger Bankgebühren zu bezahlen). Schickt eine Mail an contact@cnt-ait.info damit wir über die Spende informiert werden und damit wir euch über deren Verwendung informieren können.

Quelle: https://cnt-ait.info/2025/04/13/slavery-power/

Übersetzung [und Anmerkungen]: Anarcho-Syndikalistisches Netzwerk – ASN Köln

(Creative Commons: BY-NC, asnkoeln.blogsport.com)

Weitere Infos zum Sudan:


Sudan: Dieses Blut reicht ihnen nicht (2025)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2025/04/02/sudan-dieses-blut-reicht-ihnen-nicht/

Barbarei im Sudan: Ein verzweifelter Hilferuf von sudanenischen Anarchist*innen! (2024)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2024/05/14/barbarei-im-sudan-ein-verzweifelter-hilferuf-von-sudanenischen-anarchistnnen/

Sudan: Widerstand gegen Militärputsch (2022)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2022/01/14/sudan-widerstand-gegen-militaerputsch/