Am 24.12.2018 verstarb der anarcho-pazifistische Autor, Historiker und Journalist Osvaldo Jorge Bayer im Alter von 91 Jahren.
Berühmt wurde er für seinen Einsatz für die argentinischen Landarbeiter*innen und die indigenen Mapuche, vor allem durch das 1974 verfilmte Buch „Aufstand in Patagonien“ (La Patagonia rebelde. Los vengadores de la Patagonia trágica) . Seine Schilderung von unterdrückten Streiks und des Aufstand der Arbeiter*schaft im Süden des Landes, welcher 1920-’22 vom argentinischen Militär blutig niedergeschlagen wurde, wurde weltbekannt. Bei diesen Massakern wurden ca. 1.500 Arbeiter*innen hingerichtet, die überwiegend in der anarchosyndikalistischen Arbeiter*föderation FORA (Federación Obrera Regional Argentina) organisiert waren.
Bayer, der auch eine Zeit lang Generalsekretär der argentinischen Journalistengewerkschaft „Sipreba“ war, wurde wegen seiner Veröffentlichungen von den rechten Paramilitärs der „Alianza Anticomunista Argentina“ mit dem Tode bedroht. Daher musste er während der Militärdiktatur von General Videla (1976-’83), die seine Bücher verbieten und den Film verbrennen ließ, ins Ausland flüchten und lebte in Westdeutschland als Übersetzer und Dozent.
Weitere seiner Werke sind unter anderem: „Severino Di Giovanni, el idealista de la violencia“ (1970) und „Los anarquistas expropiadores“ (1975), „Rebeldía y esperanza“ (1993), sowie „¿Qué debemos hacer los anarquistas?“ (2014).
Nach seiner Rückkehr wurde er Professor für Menschenrechte in Buenos Aires, kehrte aber als gern gesehener Gast auch oft ins Rheinland zurück. Wegen seines Einsatzes für eine grenzüberschreitende Wirtschaftsunion der beiden Landesteile Patagoniens in Argentinien und Chile, wurde er 2007 vom argentinischen Parlament als „unpatriotisch“ bezeichnet.
Bereits 1991 drehte er mit Frieder Wagner eine Dokumentation über die Marxistin Elisabeth Käsemann (https://www.youtube.com/watch?v=TvAIdOz7npg), die während der Militärdiktatur als Untergundkämpferin verschleppt, gefoltert und ermordet wurde, ohne dass die BRD-Regierung als einflussreicher Geschäftspartner Argentiniens sich für sie eingesetzt hätte.
Jahrzehntelang war Osvaldo Bayer ein mutiger Kämpfer gegen Faschismus und Terror, der die rassistische Unterdrückung der argentischen Ureinwohner*innen und das heimliche „Verschwindenlassen“ von Oppositionellen ebenso angeklagt hat, wie den organisierten Kinderraub (Zwangsadoption) durch die Militärdiktatur. Dafür war er 2007 von den „Müttern der Plaza de Mayo“, die weiterhin um das Andenken der „Verschwundenen“ kämpfen und auch ein Literaturcafe nach ihm benannt haben, mit einem Preis ausgezeichnet, der ihm mehr bedeutete als seine sieben Ehrendoktorwürden.
(CC: BY-NC)