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WELTWEIT
Frauen*kampftag 8.März
In zahlreichen Ländern haben sich auch Anarchosyndikalist*innen an den Aktion zum Internationalen Frauen*-Tag beteiligt. Zum Beispiel erinnerte die Workers Solidarity Alliance (WSA) aus New York an die Ursprünge des Kampftages im Jahr 1908, als tausende Textil-Arbeiterinnen* aus Sweatshops in Streik traten. Auf einer Demonstration durch die Lower East Side forderten sie gleiche Rechte, sowohl als Frauen*, wie auch als Arbeiterinnen*. (http://ideasandaction.info) Diese rebellische Tradition gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung wurde später von unzähligen Revolutionärinnen* zum Beispiel in Russland (1917-‘21) und Spanien (1936-‘39) fortgesetzt.
Nicht zu vergessen die Proteste von „weiblichen“ Personen für bürgerliche Rechte, sowie gegen Krieg und Militarismus. Auch die Anerkennung von häuslicher Reproduktionsarbeit, sexueller Unabhängigkeit und geschlechtlicher Vielfalt bleibt umkämpft. Seit vielen Jahrzehnten kämpfen Frauen* auf allen Kontinenten gegen den globalen Raubbau-Kapitalismus und die patriarchale Herrschaft von Religion und Staat. Nicht nur in der Textil- und Nahrungsmittelindustrie, sondern auch beim Widerstand gegen die Zerstörung kleinbäuerlichen Subsistenz-Anbaus durch Monopole und Landraub sind Frauen* prägend aktiv.
Daher haben sich auch dieses Jahr zahlreiche freiheitliche Basisgewerkschaften an den Aufrufen zum Internationalen Frauen*kampftag beteiligt. Gegen die gesellschaftliche und wirtschaftliche Diskriminierung von Frauen, Lesben, Trans- und Interpersonen (FLTI) wurde teilweise sogar zu einem Streiktag aufgerufen.
Beispielweise fordert die CNT-IAA im spanischen Chiclana einen ganztägigen, sozialrevolutionären Generalstreik für ein Ende von Bevormundung und Zwang gegenüber Frauen*. Die CNT-IAA Granada kritisiert die meist nur für ein paar Stunden geplante Arbeitsniederlegung der stellvertreterischen Zentralgewerkschaften als „Performance“, die im Gegensatz zu langanhaltenden, direkten Aktionen keinen wirtschaftlichen Druck aufbauen könnten, sondern reine Symbolpolitik seien.
Das Autonome Arbeiter*innen-Syndikat (ARS) aus Bulgarien erinnerte daran, dass die Frauen*kämpfe um den 8-Stunden-Arbeitstag, gegen Niedriglöhne und Kinderarbeit, nicht nur im frühen 20. Jahrhundert von Polizei und privaten Schlägertruppen brutal bekämpft wurden, sondern daß diese sozialen Auseinandersetzungen in vielen Ländern heute immernoch geführt werden müssen. So wird z.B. aktuell in der Türkei die Frauen*bewegung massiv mit staatlicher Gewalt bedroht und verfolgt.
Auch in Polen, Serbien, Brasilien, Russland und anderswo haben nun Anarchosyndikalist*innen unabhängig von den bürgerlichen Feministinnen zum Frauen*tag aufgerufen und auch eigene Aktionen durchgeführt. In Bonn beteiligten sich libertäre Aktivist*innen an der Besetzung der ehemaligen Botschaft der Islamischen Republik Iran, um auf den Kampf gegen die Mullah-Diktatur aufmerksam zu machen.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Frauentag)
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WELTWEIT
Solidarität mit polnischen Postler*innen
Die Basisgewerkschaft ZSP-IAA hatte zu einer Aktionswoche vom 26.02.-04.03. und zu finanzieller Unterstützung der Rechtshilfekosten im Arbeitskampf der polnischen Postler*innen aufgerufen. Zur Unterstützung des seit zwei Jahren andauernden Arbeitskampfes der Arbeiter*innen bei der staatlichen Behörde Poczta Polska hat daher am 27.02. in Köln eine kleine Solidaritätsaktion vor und im Polnischen Konsulat stattgefunden. Mit Flugblättern und Plakaten des Anarchosyndikalistischen Netzwerks Köln wurde über die Kündigungen und andere Repressionen gegen die selbstorganisierten Arbeitskämpfe informiert.
Die ZSP hat diese Basisbewegung von Anfang an aktiv unterstützt und versucht ein landesweites Netzwerk zu koordinieren. Gemeinsam mit hunderten anderen Arbeiter*innen haben sie gemeinsam Aktionen durchgeführt und Arbeiter*innen in die Gewerkschaft aufgenommen. Sie haben die Schnauze voll von den miserabelen Arbeitsbedingungen und sind unzufrieden mit der Rolle der stellvertretenden Gewerkschaften, welche die entsprechenden Abkommen mit ihren Arbeitgeber*innen abgeschlossen haben.
Als sich die Arbeiter*innen zu organisieren begannen und zu landesweiten Protesten für eine bedeutende Lohnerhöhung und andere Forderungen aufgerufen hatten, startete das Post-Management gemeinsam mit ihren gewerkschaftlichen Handlanger*innen eine Kampagne zur Verfolgung und Bedrohung von Arbeiter*innen. In ganz Polen wurden Kolleg*innen aufgesucht, um ihnen zu sagen, dass die Proteste illegal seien und sie daher u.a. mit Strafmaßnahmen verfolgt würden. Letztlich wurden im Anschluss an die großen Proteste im letzten Jahr dann die Kollegen Klaudiusz und Rafal gefeuert – und nun Zbyszek.
Die Post-Gewerkschaft von „Solidarnosc“ begann eine widerliche Lügenkampagne, indem sie behautete, die ZSP sei eine sowjetische paramilitärische Organisation. Dabei handelt es sich jedoch um eine groteskte Falschinformation, die eigentlich lächerlich wäre, wenn sie sich nicht in die aktuelle rechtsradikale Politik-Hysterie einfügen würde. Außer diesen Vergeltungsmaßnahmen gegen die Postler*innen gab es auch mehrere Versuche, mit Strafprozessen gegen ein weiteres ZSP-Mitglied (Jakub aus Warschau) vorzugehen. Die Post versuchte ihn (vergeblich) wegen des unglaublichen Vorwurfs der „Vorbereitung einer gewaltsamen Revolution“ anklagen zu lassen.
Daher fanden im Rahmen der internationalen Woche der Solidarität und des Protests einige Kundgebungen bei verschiedenen Niederlassungen des Polnischen Staates statt. Es wurde über Aktionen in Belgrad, Bratislawa, Canberra, Edinburgh, Jakarta, Köln, London, Madrid, Manchester und Oslo berichtet. Auch in Spanien gab es Proteste und aus vier Städten der USA wurden Solidaritätsbriefe geschickt.
(http://zsp.net.pl/kampanie/poczta-polska)
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BRITANNIEN
Arbeitskampf an Universitäten
Akademische Arbeiter*innen an britischen Hochschulen sehen sich derzeit landesweit starken Angriffen der staatlichen Arbeitgeber*innen ausgesetzt. Darauf haben sie mit Streiks und Kundgebungen geantwortet. Wie die Solidarity Federation (SF-IAA) berichtet, haben sich auch Studierende an den Protesten beteiligt und Institute besetzt. Mit einer überregionalen Demonstration auf dem Campus der Universität Sussex in Brighton soll Mitte März der Druck auf die Verhandlungen verstärkt werden.
(http://www.solfed.org.uk)
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SPANIEN
Diskriminierung im Altenheim
Ein Gewerkschaftsmitglied der CNT-IAA Tarragona wird von den Vorgesetzten in der Seniorenresidenz „Mirador de Bara“ diskriminiert und verfolgt, seit er seine Wiedereinstellung erkämpfen konnte. Seit 2014 hat das Unternehmen zwei Gewerkschafter*innen gefeuert, teilweise unter falschen Anschuldigungen. Anlass für diese Strafmaßnahme war deren Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen, sowie nach Gesundheitsschutz und Hygienemaßnahmen. Nach einer Reihe von Protestkundgebungen der CNT-IAA wurde diese Kündigung zurückgenommen. In dem anderen Fall hat ein Gericht die Entlassung als unrechtmäßig erklärt und aufgehoben.
Danach wurde der Delegierte der Basisgewerkschaft am Arbeitsplatz regelrecht belästigt und zur Kündigung gedrängt. Mit Beleidigungen, Lohnkürzungen und willkürlichen Arbeitsplänen haben die Vorgesetzten seitdem gegen mehrere Arbeitsrechte verstoßen, um den unliebsamen Kollegen wieder loszuwerden. Mehrere Sektionen der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) haben sich solidarisch erklärt und dagegen protestiert.
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POLEN
Supermarkt kündigt und verklagt Gewerkschafter*
Am 08. März begann in Wroclaw der zweite Strafprozess gegen die „POLO 8“, in dem Versuch die Gewerkschaftskkämpfe der ZSP-IAA für bessere Arbeitsbedingungen zu beenden. Anstatt die unbezahlten Überstunden auszugleichen oder die Gesundheitsrisiken in der Supermarktkette zu beenden, versucht die Geschäftsführung von POLOmarket die Teilnehmer*innen einer legalen Protestkundgebung als kriminell darzustellen.
Den Vorwurf, diese hätten den Verkehr auf dem Parkplatz durch Blockaden gestört, konnte durch eigene Videoaufnahmen widerlegt werden. Im Anschluss an die Gerichtsverhandlung wurde am Firmensitz und bei mehreren Niederlassungen weiter protestiert, obwohl das Unternehmen die Gewerkschafter*innen von Privatdetektiv*innen verfolgen und überwachen ließ.
(http://zsp.net.pl)
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INDIEN
Vortragsreihe „Was ist Anarchosyndikalismus?“
Auf seiner Rundreise durch Indien hat ein Mitglied der australischen ASF-IAA aus Melbourne Anfang März in Bhopal und Delhi eine Einführung über den libertären Syndikalismus gehalten und mit Interessierten diskutiert. Die Veranstaltungen fanden statt in Zusammenarbeit mit der Indischen Anarchistischen Föderation. (https://thecominganarchy.wordpress.com/)
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NACHRUF
Ursula K. LeGuin (1929-2018)
Die international bekannte Autorin Ursula Kroeber LeGuin (*1929) ist am 22.1.2018 Portland/Oregon (USA) gestorben. Bekannt wurde die 1929 in Kalifornien geborene Schriftstellerin auch durch die Fantasy-Reihe „Erdsee“. Vor allem die mehrdeutige Utopie „The Dispossessed“ von 1974 machte sie weltberühmt. Dieser anarchistische Social-Fiction-Roman erschien auf Deutsch auch als „Planet der Habenichtse“ (1976), „Die Enteigneten“ (2006) und „Freie Geister“ (2017). Dort beschreibt LeGuin im Sinne von Kropotkin, Bookchin und Lao-Tse, wie nach einer unvollendeten Revolution auf Urras, schließlich auf dem kargen Nachbarplaneten Anarres eine freiheitliche Gesellschaft nach anarchosyndikalistischen Prinzipien verwirklicht wurde:
„Ihr könnt die Revolution nicht kaufen.
Ihr könnt die Revolution nicht machen.
Ihr könnt nur die Revolution sein.
Sie ist in euch, oder sie ist nirgends.“
(https://de.wikipedia.org/wiki/Le_Guin)
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Siehe auch:
http://asn.blogsport.de/2018/03/10/anarchosyndikalismus-international-nr-3-febr-maerz-2018/
CreativeCommons: BY-NC (http://anarchosyndikalismus.blogsport.de)