Eigendlich findet in Köln, wie auch in anderen Städten, zum Jahreswechsel eine Demonstration rund um das örtliche Gefängnis statt. Doch nach den schlechten Erfahrungen mit staatlicher Repression gegen diese rechtzeitig angemeldeten Kundgebungen hatte das Autonome Knastprojekt den Aufruf „Silvester zum Knast – auch ohne Erlaubnis der Bullen“ verfasst, der von mehreren antiautoritären Gruppen unterstützt und übernommen wurde. Auch Mitglieder des Anarchosyndikats waren wieder dabei und beteiligten sich an den Aktionen.
Die Idee dabei war, ohne festen Ort oder Uhrzeit an Silvester in kleinen Gruppen rund um das Gefängnis in Köln-Ossendorf kämpferische Grüße über die Knastmauern zu schicken. Damit soll den Inhaftierten gezeigt werden, dass sie „draußen“ nicht vergessen werden und es stattdessen Leute gibt, die für eine Gesellschaft ohne Knäste und Zwangsarbeit, sowie gegen Diskriminierung und Abschiebung auf die Straße gehen. Schließlich sind die meisten Insassen aufgrund von Armutsdelikten bzw. wegen rassistischer Gesetze eingesperrt.
Um trotzdem einen Anlaufpunkt zu haben, wurde schließlich von andern Leuten doch noch eine abendliche Standkundgebung auf der Rochunsstraße in Hörweite der Zellenblöcke angemeldet, in denen bis vor Kurzem auch Aktivist*innen aus dem Braunkohle-Widerstand im Hambacher Forst inhaftiert waren (siehe ABC Rhineland). Rund um das weitläufige JVA-Gelände mit seinen maroden Wachtürmen waren dann tatsächlich einige Kleingruppen mit Feuerwerk unterwegs.
So nahmen nur rund 40 Leute an der legalen Versammlung unweit des Haupttors teil. Mehrsprachige Redebeiträge, Livemusik, warmes Essen und Getränke trugen zur überwiegend guten Stimmung in Sichtweite der polizeilich geschützen Knastmauern bei. Natürlich wurde auch hier einiges Feuerwerk entzündet und wer genau hinhörte, vernahm auch die Antwortrufe der Gefangenen…
CreativeCommons: Anarchosyndikat Köln/Bonn, http://anarchosyndikalismus.org