Niederlande: Reinigungskräfte erneut im Streik

Am 05. Januar 2012 fand im niederländischen Den Bosch eine zweistündige Soldiaritätsaktion für den landesweiten Arbeitskampf der Reinigungskräfte statt. Einige Mitglieder des Anarcho-Syndicalistische Bond (ASB) und des Vrije Bond hatten spontan und unangkündigt am Bahnhof tausende Flugblätter verteilt, in denen sie über die Lohnauseinandersetzungen der Reinigungsgewerkschaft mit der Firma ICU informierten.

Den Bosch

Das Unternehmen ICU wird z.B. von der Eisenbahngesellschaft NS mit dem Einsatz der Reinigungskräfte beauftragt. Dabei klagen die Kolleg/innen seit November 2011 über eine unangekündigte Arbeitszeitverdichtung ohne entsprechende Lohnerhöhung. Die Mehreinnahmen aus dieser Leistungssteigerung gehen natürlich als Gewinn an die Chefs und werden bisher nicht an die Arbeiter/innen weitergeleitet. Mit solchen Maßnahmen werden die Kosten im Konkurrenzkampf niedrig gehalten und ICU kann sich durch das günstigtste Angebot seine Großaufträge sichern.

Anlässlich des aktuellen Arbeitskampfes der überwiegend migrantischen Reinigungskräfte wollten die Anarchosyndikalist/innen einerseits die mehrheitlich sympathisierenden Bahnfahrer/innen über diese Hintergründe informieren, aber andererseits auch den Arbeitsgeber/innen klar machen, dass sie mit ihrer Niedriglohnpolitik auf sozialen Widerstand stoßen.

Bei einer folgenden Demonstration hatten rund 2.500 Reinigungsarbeiter/innen in der Landeshauptstadt Den Haag ihre Forderungen nach respektvoller Kommunikation, Krankengeld und Rücknahme der Arbeitsverdichtung auf die Straße getragen. Besonders angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise ist der seit 02. Januar andauernde Streik der prekären Reinigungskräfte ein wichtiges Signal für die Arbeiter/innen in den Niederlanden und darüber hinaus.

Bei ihrem vorangegangenen Arbeitskampf im Jahr 2010 konnten die im Gewerkschaftsverband FNV organisierten 1.500 Aktivist/innen aber auch mit neun Monaten Streik und tagelangen Besetzungen außer Weiterbildung und Sprachkursen letztlich nur 3,5% Lohnerhöhung auf zwei Jahre durchsetzten. Diese wurden jedoch durch die jährliche Preissteigerungsrate von 2,5% bereits aufgebraucht. Die Arbeitsniederlegung Anfang 2012 soll daher durch das Bestreiken von Bahnhöfen, Büros, Schulen und Banken erneut Druck auf die Arbeitgeber/innen ausüben.

Doch vor allem die prekären Arbeitsverträge mit eingeschränktem Kündigungsschutz und zeitlicher Befristung sind ein wirksames Druckmittel der Arbeitgeber/innen, um ihre Forderungen durchzusetzen. Daher sind gemeinsame Arbeitskämpfe und Solidaritätsaktionen wichtig für den Aufbau und Erhalt einer kämpferischen Streikbewegung.

Auch weil die Mehrheit der rund 150.000 Reinigungskräfte eine Migrationsgeschichte haben, hatte der anarchosyndikalistische Vrije Bond gemeinsam mit antirassistischen Initiativen in den letzten Jahren Proteste gegen die Einwanderungs- und Abschiebepolitik der niederländischen Regierung organisiert. Mit der Forderung nach Legalisierung von papierlosen Arbeiter/innen soll deren Arbeitgeber/innen eines der Druckmittel genommen werden, mit denen sie die Menschen nach wie vor zu erniedrigenden Bedingungen ausbeuten.

Anarchosyndikat Köln/Bonn

Quelle:
Anarcho-Syndicalistische Bond (ASB)
http://anarcho-syndicalisme.nl/wp/?p=1330

Mehr Infos (niederländisch):
Vrije Bond
http://icsvuilehanden.vrijebond.nl/,
http://www.vrijebond.nl/tag/schoonmakers/

Hintergründe:
Niederlande: Putzstreik und Abschiebeknäste
http://anarchosyndikalismus.blogsport.de/2010/04/26/niederlande-putzstreik-und-abschiebeknaeste/

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