Am 22. September 2011 treffen sich Vertreter/innen der europäischen Bildungsministerien in Kiew (Ukraine), um ihre eigenen Ziele und Vorgaben im Bereich Bildung und Kultur für die nächsten Jahrzehnte auszuarbeiten. Wir alle wissen, welche Ergebnisse wir von einem solchen Forum zu erwarten haben: Kommerzialisierung, Kürzung der Fördergelder, strenge Zentralisierung, usw. – diese Dinge geschehen in ganz Europa und stehen für ihre Seite der Bildung.
Es wundert nicht, dass sich die Vorsitzenden der Bildungsministerien ausgerechnet Kiew ausgesucht haben, um gemeinsam das Schicksal der Bildung zu besiegeln. Die Probleme der ukrainischen Studierenden sind vergleichbar mit denen von Studierenden in den meisten europäischen und post-sowjetischen Ländern: die staatlichen Versuche die Bildung selbstfinanziert zu gestalten, den Bedürftigen Steine in den Bildungsweg zu legen, die Kürzungen bei den Freien Künsten, die Verknüpfung von Bildung mit kommerziellem Erfolg,… Alle diese Aspekte folgen neoliberalen Reformen, das heisst staatlichen Kürzungen im sozialen Bereich.
Andererseits sehen wir auch die andere Seite der modernen Bildung und die ist weit weniger attraktiv als der uns angebotene schöne Schein der offiziellen Darstellungen. Doch wir sind die andere Kraft, die einzige Kraft, die diese Situation verändern kann.
Im Gegensatz zu dem offiziellen Forum der Minister/innen planen die Studierenden ein alternatives Forum in Kiew, um auf die andere Seite der offiziell diskutierten Probleme aufmerksam zu machen. Wenn wir nicht eingreifen, werden sie beschließen, dass das Ziel von Bildung sein soll Schmalspur-Profis für den kommerziellen Gewinn der Industrie hervorzubringen, und dass sich die Bildungsziele an den Unternehmen auszurichten haben!
Wir wissen allerdings auch, wie heuchlerich sie sein können, wenn sie von ihrem Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit sprechen, denn es sind sie, die die Bedingungen dafür schaffen. Die Fremdenfeindlichkeit hat ihre Ursache in den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen, in denen die Leute leben. Die Bildungspolitik versperrt der Mehrheit den Zugang zu Wissen, was die soziale Ungleichheit noch vertieft und zu Fremdenfeindlichkeit führt – diesem psychologischen Zwang der Unterdrückten jemand auffällig Fremdes zu finden und für alles Übel verantwortlich zu machen. Im Gegensatz zu dem liberalen “Kampf” gegen Fremdenfeindlichkeit setzen wir auf wirkliche internationale Solidarität, wie man an unserem alternativen Forum sehen kann.
Vom 22.-23. September 2011 werden Studierende aus verschiedenen Ländern dieses Alternativforum abhalten. Es wird aus einer Reihe von Events bestehen, die im Zusammenhang stehen mit der gemeinsamen Vorstellung die Kommerzialisierung der Bildung abzulehnen und der Fremdenfeindlichkeit vorzubeugen.
Wir werden dabei die Chance nutzen, dass die Objekte unserer Kritik sich alle in Kiew befinden werden, damit wir ihnen unsere Vorstellung von Bildung und Kultur für die nächsten Jahrzehnte klarmachen können. Wir werden die Gelegenheit nutzen, um die Informationsshäre zu besetzen, um der Europäischen Gemeinschaft die Realität der heutigen modernen Bildung und die Ursachen von Fremdenfeindlichkeit darzustellen. Außerdem möchten wir einen Weg aufzeigen, wie Bildung anders gestaltet werden kann, um Gleichheit und Freiheit individuell zu fördern.
Wir sehen die dunkle Seite der Bildung
– und wir werden die Bürokrat/innen ans Tageslicht bringen!
Komm auf unsere Seite!
Student Counter Forum, Kiew
http://forum.direct-action.org.ua/
Studierendengewerkschaft “Direct Action” (Пряма Дія)
http://direct-action.org.ua/
Übesetzung: Anarchosyndikat Köln/Bonn, http://anarchosyndikalismus.org
Creative Commons: Dieser Text ist gemeinfrei bei Nennung der Autor/innen und Übersetzer/innen, sowie der Webseite http://anarchosyndikalismus.blogsport.de