Die Basisgewerkschaft Związek Syndykalistów Polski (ZSP-IAA) hat im Oktober 2022 erneut eine Protestkundgebung vor einem Żabka-Kiosk in Warschau durchgeführt. Anlass waren mehr als 5.000 Złoty vorenthaltene Löhne einschließlich Überstunden, Verstöße gegen die Ruhezeit, illegale Lohnabzüge und Belästigung:
„Ein Teil der Leute ist reingegangen, um den Manager zu sprechen und ein anderer ist draußen geblieben mit Bannern und Flugblättern. Nach dem Gesetz dürfen in Polen solche Geschäfte sonntags nicht öffnen, ohne dass die Eigentümer*innen oder ein Familienmitglied (aus einer Liste der erlaubten Mitglieder) dort arbeitet. Mitarbeiter*innen oder Vertragsarbeiter*innen dürfen den Laden an diesen Tagen nicht betreiben und haben grundsätzlich auch Anspruch auf einen Sonntagszuschlag.
Die Geschäftspraxis bei Żabka ist jedoch, die einzelnen Geschäftsinhaber*innen entscheiden zu lassen, ob sie sonntags öffnen oder nicht. Die meisten Żabkas in Polen haben jedoch an Sonntagen geöffnet, zumal sie oft der einzige offene Laden in der Nachbarschaft sind und dies meist ihr umsatzstärkster Tag ist, da die Leute keine anderen Einkaufsmöglichkeiten haben.
Viele Betreiber*innen kommen tatsächlich an einem Tag in der Woche in den Laden: am Sonntag, um zumindest körperlich anwesend zu sein und nicht gegen das Gesetz zu verstoßen. Wir hatten daher angenommen, das dies der bestmöglliche Zeitpunkt wäre, um den Eigentümer anzutreffen. Aber er war garnicht dort.
Eine Gruppe der ZSP war in den Laden gegangen, um den Betreiber zu treffen, doch tatsächlich hatte er am Sonntag nicht dort gearbeitet. Weshalb wir der Mitarbeiter gefragt haben, warum er denn da sei, denn das Geschäft hätte geschlossen bleiben müssen. Jedoch hat dieser Laden jeden Sonntag bis 20 Uhr geöffnet. Der Arbeiter hat daraufhin mit dem Chef gesprochen und ihm war klar, dass er dabei gefilmt wurde. Daher fiel schnell der Entschluss, den Laden zu schließen. Aus diesem Grund wurde den Verkauf sechs Stunden früher zu beenden (und das am Hauptgeschäftstag).
Wir vermuten, dass das letztlich teurer geworden ist als nur der Arbeiterin zu zahlen, was ihr zusteht. Sowas kann passieren, wenn man die Mitarbeiter*innen abzockt. Wir werden zurück kommen, um den Betreiber zu suchen und das Geld einzutreiben.
Kurz nachdem wir das Video unseres Besuchs in der Filiale haben andere Żabka-Arbeiter*innen, die das gesehen haben, uns geschrieben, um von den Problemen in ihrem Laden zu berichten. Vielleicht werden daraus neue Aktionen folgen.“
[Update: Die Kollegin Marta hat mittlerweile ihr Geld ausgezahlt bekommen, wie ein Video der ZSP-IAA Warschau zeigt.]
Quelle: https://www.iwa-ait.org/content/zabka-convenience-store-shut-down-after-visit-zsp
Übersetzung: ASN Köln (CC:BY-NC, https://asnkoeln.wordpress.com)