„Der Tod von George Floyd geschah inmitten von wellenförmigen Krisen, welche in den Gemeinschaften von Farbigen ihre Verwüstungen anrichten: Die ungebremste Klimakrise und der fehlerhafte Umgang mit der COVID-19-Pandemie. Und wie alle Katastrophen trifft es in jedem Land die Arbeiter*innen und Armen.
In den Vereinigten Staaten haben wir vor kurzem die Zahl von 100.000 Toten aufgrund des COVID-19-Virus überschritten. Unter den Arbeiter*innen im Gesundheitswesen und anderen lebensrettenden Versorger*innen gibt es unzählige Held*innen. Die Kehrseite davon besteht darin, dass wir als unentbehrliche Arbeiter*innen meist das schlecht bezahlte Kanonenfutter des Kapitalismus sind, welcher zu überleben versucht. Die Schwarzen und Braunen Gemeinschaften trifft es unverhältnismäßig am härtesten. Am 26. Mai haben wir das virale Video gesehen, wie Mr. George Floyd durch die Polizei von Minneapolis ermordet wurde. Proteste und Unruhen brachen in Minneapolis aus und ein Aufstand des Gewissens verbreitete sich wie ein Lauffeuer in Städten und Ortschaften im ganzen Land. Und rund um den Globus entstanden Proteste aus Solidarität.
Hier in der Region um Philadelphia kam nun auf die Tagesordnung, dass es eine lange Geschichte der Polizeigewalt gegen die Schwarze Gemeinschaft und einen strukturellen Rassismus gibt. Es gab andauernde Protestwellen, die im schlimmsten Fall mit Tränengas und Gummigeschossen auf friedlich Protestierende beantwortet wurden. Dabei gab es kein Entkommen, denn in den Straßen von Süd-Philadelphia patrouillierten bewaffnete Gruppen von Weißen ungestraft. Doch die bloße Kraft und Wirkung der in den Tagen danach schnell entstandenen Proteste ist begeisternd und mit Worten kaum zu beschreiben. Ein Teil davon ist, dass die Stadt Philadelphia endlich die Statue des ehemaligen Bürgermeisters Frank Rizzo entfernt hat, welche immer an die lange Geschichte von Gewalt gegen Schwarze und queere Gemeinschaften in der Stadt erinnert hat. Die reine Tatsache, dass diese Statue entfernt wurde, fühlt sich an, wie ein Zeichen, daß dieser Aufstand Auswirkungen hat.
Es war eine unglaublich intensive Zeit, während man versucht rauszufinden, ob die Genoss*innen in Sicherheit sind. Während man an Protesten teilnimmt und versucht, die Nachrichten über bevorstehende Ereignisse und Polizeirepression mitzubekommen. Bei uns zuhause im Delaware County kam es zu Protesten, aber in eher konservativen Gegenden mussten einige aufgrund von Drohungen durch Rechtsradikale wieder abgesagt werden. Überall gibt es das Gefühl, dass es mit dieser Intensität weitergeht. Und auch mir dem Kummer angesichts der strukturellen Ungleichheiten unserer Schwarzen Nachbarschaften in Bezug auf Gesundheit und Schule. Und auch wegen der Art, wie die Polizei ein Rechtssystem bestärkt, welches den Rassismus vergrößert, verschärft und davon profitiert. Begegnungen mit der Polizei werden zum Zündfunken für die gesamte Infrastruktur der Ungleichheit. Das ist in diesem Moment die unvermeidliche Wahrheit.
Als Vater eines kleinen Kindes wird mir bei den Protestmärschen direkt von Schwarzen Eltern gesagt, dass sie ihre Kleinkinder von den Gefahren durch die Polizei warnen müssen. Denn ihre Kinder sind unmittelbar gefährdet, nur wegen ihrer Hautfarbe. Das erschüttert mich und es bleibt nicht aus, dass man sich fragt: Was, wenn das mein Kind wäre?“
Übersetzung:
Anarchosyndikalistisches Netzwerk – ASN Köln, https://asnkoeln.wordpress.com/
(CreativeCommons: BY-NC)
Mehr Infos zur Workers‘ Solidarity Alliance:
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/?s=WSA