Bangladesch: Tee-Arbeiter*innen werden Grundrechte verweigert

Kürzlich hat die Anti-Korruptions-NGO Transparency International Bangladesh (TIB) eine Studie zu der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lage von Arbeiter*innen auf den Tee-Plantagen in dem südasiatischen Land veröffentlicht. Demnach wird in keiner der Teeplantagen für Überstunden der doppelte Lohn gezahlt, obwohl dies im Arbeitsrecht verbindlich vorgeschrieben ist.

Trotz einiger in den letzten Jahren ergiffener Maßnahmen wurden auch die Lebensbedingungen der Tee-Arbeiter*innen in Bangladesch nicht zufriedenstellend verbessert, berichtete der Geschäftsführer von TIB. „Die Tee-Gärten wurden während der britischen Kolonialzeit errichtet und durch Sklaven*arbeit betrieben, wobei sich das Muster zur Zeit ändert. Jedoch wird den Tee-Arbeiter*innen im Vergleich zu anderen Tätigkeitsfeldern leider der Zugang zu grundlegenden Rechten verweigert“, sagte er.

Tee-Arbeiter*innen auf einer Plantage in Bangladesch


Der geschäftsführende Direktor von TIB machte diese Anmerkunge auf einem Seminar unter dem Motto „Arbeitsbedingungen und Arbeitsrechte in Teeplantagen: Aufgaben und Wege der Kontrolle“, die im Sitz der Organisation in der Hauptstadt Dhaka stattfand.

„Tee-Arbeiter*innen werden ihre fundamentalen Rechte verweigert, weshalb man sie in diesem Sinne als Sklav*innen bezeichnen kann.“

Der Studie zufolge verdienen Tee-Arbeiter*innen einen Tageslohn in Höhe von 102 Taka (1,09 Euro), wie im aktuellen Tarifabkommen zwischen den Tee-Arbeiter*innen und den Plantagenbesitzer*innen vereinbart. Der Monatslohn beträgt insgesamt ungefähr 5.231 Taka (55,65 Euro), womit er niedriger ist als in allen anderen Branchen des Landes. Außerdem werden in 28 der 64 Teeplantagen die kurzfristig Beschäftigten mit 50 bis 70 Taka am Tag (0,53 bis 0,74 Euro) schlechter bezahlt als die Festangestellten, welche einen Tageslohn von 85 Taka (0,90 Euro) bekommen.

Und obwohl die Besitzer*innen der Teeplantagen allen Tee-Arbeiter*innen und ihren Familien eine Unterkunft zur Verfügung stellen müssen, haben 32.299 der Festangestellten und Befristeten keine eigene Wohnung, berichtet das Bangladesh Tea Board. Hinzu kommt, dass einige der von den Besitzer*innen bereitgestellten Unterkünfte nur aus Holz und Blech gebaut sind, aber keine Türen, Fenster oder Zäune haben. In über 90 % der Fälle hat ein*e Arbeiter*in nur einen Raum zur Verfügung, der mit Eltern, Geschwistern, Ehepartner*innen, Kindern und Rindvieh geteilt werden muss. In 46 der 64 Plantagen wurden von den Eigentümer*innen auch keine Toiletten zur Verfügung gestellt.

Als Reaktion auf diese Studie und die unmenschliche Situation fordert die Anarcho-Syndikalistische Föderation Bangladesh (BASF) die Regierung auf, ein neues Lohnsystem für die Tee-Arbeiter*innen einzuführen und alle zwei Jahr anzupassen. Darüber hinaus erwartet die BASF von der Regierung, dass sie sich um Ausbildung, sanitäre Einrichtungen, Gemeinschaftsversicherung, Zuschläge, Löhne und einen Sozialfonds, sowie Trinkwasser für die Arbeiter*innen kümmern soll. Außerdem schlägt sie vor, dass die Aufsichtsbehörde für Fabriken und Einrichtungen noch öfter die Bedingungen vor Ort überprüfen soll.

Bangladesh Anarcho-Syndicalist Federation (BASF)

https://www.bangladeshasf.org

Übersetzung: Anarchosyndikalistisches Netzwerk – ASN Köln
Creative Commons: BY-NC