Bericht vom 26. IAA-Kongress in Warschau

Vom 02.-04. Dezember 2016 fand in Warschau (Polen) der XXVI. Kongress der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation statt. An diesem Kongress, der eine Reihe wichtiger Beschlüsse getroffen hat, nahmen Delegierte und Beobachter*innen aus zwölf Ländern teil.
Außerdem wurde die Verbundenheit zur Gleichberechtigung als Organisationsprinzip bekräftigt und ein stärkerer Schwerpunkt auf breitgefächerte Aktivitäten am Arbeitsplatz beschlossen.

26. IAA-Kongress in Warschau (Gruppenbild)


Einer der Beschlüsse war die Erstellung von losen Richtlinien für neue Organisationen, die der Internationale beitreten wollen. Organisationen, die sich anschließen möchten, sollten darüber nachdenken, wie sie sich durch gemeinsame Aktivitäten von Arbeiter*innen bzw. am Arbeitsplatz festigen können.
Die IAA hat zudem eine Arbeitsgruppe gegründet, die dabei helfen soll diesbezügliche Strategien zu entwickeln. Es wird erwartet, dass diese AG die Sektionen dazu anregen kann, eine realistische Strategie unter ihren aktuellen Umständen zu entwerfen und dabei verschiedenste Einflüsse zu berücksichtigen, wie das örtliche Gesellschaftsklima, die Geschichte der Organisation und ihre derzeitigen Möglichkeiten.

Dies markiert vielleicht einen Wendepunkt in der IAA, da dies der erste Versuch ist, eine solche Zusammenarbeit zwischen den Sektionen auf organisierte Weise zu entwicklen.

Zudem hat der Kongress der Schaffung einer AG zur Entwicklung eines Training zur Organisierung am Arbeitsplatz zugestimmt. Einige Genoss*innen der [polnischen] ZSP und der [britischen] SF werden an der Arbeitsgruppe teilnehmen und versuchen jene Erfahrungen und Praktiken zu teilen, die ihnen in den letzten Jahren hilfreich waren. Ein Austausch mit den anderen Organisationen wird dann stattfinden, um die große Bandbreite von Bedingungen zu berücksichtigen, denen sich Genoss*innen rund um den Globus gegenüber sehen könnten. Alle Sektionen der IAA sollten zu diesem gemeinsamen Vorhaben der gegenseitigen Unterstützung beitragen und dadurch die Genoss*innen ermutigen und anregen mehr Arbeitskämpfe zu führen.

Die Mitglieder der Internationale haben ebenfalls bechlossen bis zum nächsten regulären Kongress im Jahr 2019 eine Reihe von Veranstaltungen zu organisieren. Diese können praktischer Art sein, wie Organisierungskurse, oder sie können den Anarchosyndikalismus, die Internationale und ihre Sektionen bewerben.

Der Kongress stimmte außerdem für die Aufnahme neuer „Freunde der IAA“: die WSA [Workers‘ Solidarity Alliance] aus den Vereinigten Staaten und die ULE [Unión Libertaria Estudanlil, http://www.ulestudiantil.org] aus Kolumbien. Wir freuen uns auf eine produktive Zusammenarbeit und hoffen, dass sie an den kommenden Veranstaltungen teilnehmen oder eigene durchführen können.

Da der Kongress außerordentlich glatt verlaufen war, gab es noch jede Menge Zeit für Diskussionen zur Entwicklung von Strategien, welche die Organisationen stärken und um Arbeitskämpfe zu führen. Das Meiste davon fand im informellen Teil des Kongresses statt. Wir haben dabei festgestellt, dass viele Sektionen – alte und neue, große und kleine – sich bei der Organisierung mit den gleichen Themen beschäftigen. Dadurch konnten sie sich gegenseitig Tipps geben oder auf noch zu beachtende Probleme hinweisen. Viele dieser Diskussionen werden beim nächsten Außerordentlichen Kongress auf der Tagesordnung stehen, der 2017 stattfinden wird.

IAA: Föderation von Gleichen - seit 1922

Dieser Außerordentliche Kongress ist nötig geworden, weil es einige Entwicklungen in der internationalen Föderation gab, die äußerst schwerwiegend sind und die Arbeit in den letzten Jahren negativ beeinflusst haben. Der Kongress hat bereits eine Erklärung abgegeben, in der unter anderem der Ausschluss von drei Mitgliedsorganisationen erklärt worden ist: Die CNT aus Spanien, die USI aus Italien und die FAU aus Deutschland.

Dies war leider notwendig geworden, nachdem diese Drei beschlossen hatten, eine andere Internationale unter dem Vorwand einer „Neugründung“ der IAA aufzubauen. Da diese und andere ihrer Handlungen im Widerspruch zu unseren Statuten und Prinzipien stehen, sowie angesichts der Tatsache, dass sie dieses Projekt bereits begonnen hatten, blieb uns keine andere Wahl als festzustellen, dass sie sich tatsächlich von der Organisation abgespalten haben und zudem noch versuchen, andere Sektionen in diese Abspaltung mit hinein zu ziehen.

Andererseits gibt es bereits Leute, die bereit sind in Italien und Deutschland eine IAA-Mitgliedschaft wieder aufzubauen, und in Spanien haben zahlreiche Gewerkschaften erklärt, dass sie die IAA nicht verlassen haben. Eine zahlreiche Delegation aus Spanien war gekommen, sowohl jene, die am Projekt zum Wiederaufbau der CNT-IAA beteiligt sind, wie auch solche, die der nun ausgeschlossenen Organisation angehören.

Diese Organisationen haben Erklärungen, Zeitschriften und Broschüren verteilt, in denen sie ihre Unterstützung der IAA deutlich machen. Sie beschreiben die jetzige Entwicklung der CNT hin zu einer eher hierarchischen Organisation, in der – ihrer Ansicht nach – die Komitees zu viel Macht besäßen und die Entscheidungsmöglichkeiten der aktivistischen Basis vereinnahmen würden.

Am wichtigsten jedoch ist, dass die meisten Genoss*innen hervorhoben, dass es keinen wirklichen Beschluss darüber gab eine neue Internationale zu gründen und dass die Komitees diesbezüglich weitgehend auf eigene Veranlassung gehandelt haben.

Obwohl die spanische CNT – angeführt von ihrer Gewerkschaftsbürokratie – ausgeschlossen wurde, wurden all jene als Genoss*innen anerkannt, die zu unseren Prinzipien, Taktiken und Zielen stehen und sich weiterhin als Teil unserer Bewegung fühlen, die auch den vereinbarten Föderalismus respektieren und nicht entgegen gesetzt handeln. Nur sie können für sich beanspruchen die CNT-IAA zu sein.

Wir erkennen die Abspaltung der spanischen CNT unter der Leitung des Konföderalen Komitees nicht an, die sich an dem parallelen internationalen Projekt beteiligt, welches unseren Statuten und Vereinbarungen widerspricht. Sie haben kein Recht im Namen unserer Föderation aufzutreten oder zu handeln, da sie ihr nicht länger angehören. Der nächste Kongress wird sich mit dem Thema Spanien beschäftigen, wo die CNT-IAA von jenen vertreten wird, die ihr Erbe fortsetzen.

Trotz dieses sehr schwierigen Themas gab es auf dem Kongress viel Kameradschaftlichkeit und Begeisterung. Neue Herausforderungen liegen vor uns, aber es warten auch neue Möglichkeiten. Die Chance, uns auf eine gesundere Art aufzubauen, neue Genoss*innen zu treffen, uns gegenseitig dabei zu helfen gemeinsam weiter zu gehen. Eine Chance über das Gespenst unserer Geschichte hinaus zu gehen und Wege zu finden, um im Hier und Jetzt wirkmächtig zu sein, in unseren tatsächlichen Umständen, die immer so günstig sein mögen.

Wir danken allen, die uns in dieser herausfordernden Zeit ihre besten Grüße gesendet haben. Und wir freuen uns darauf, in den kommenden Jahren gemeinsam gegen das Doppeljoch von Staat und Kapital zusammen zu arbeiten.

Es lebe der Anarchosyndikalismus, es lebe die IAA!

Sekretariat der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA),
12.12.2016

Quelle: http://iwa-ait.org/content/xxvi-congress-international-workers-association

Übersetzung: http://anarchosyndikalismus.blogsport.de (CC: BY-NC)

Siehe auch:

„IAA: Missverständnisse über Spaltungskonferenz“
http://anarchosyndikalismus.blogsport.de/2016/10/01/iaa-missverstaendnisse-ueber-spaltungskonferenz/

„Wozu brauchen wir eine dritte Internationale?
http://anarchosyndikalismus.blogsport.de/2016/11/28/wozu-brauchen-wir-eine-dritte-internationale/

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